"Local Heroes" - Helden auf Augenhöhe: Gastvortrag und Ausstellungseröffnung
Auf Einladung des Lehrstuhls für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts hin gab Prof. Dr. Hans Mendl (Universität Passau) anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Local Heroes: Tolle Typen heute“ am Donnerstag, 12.01.2012, einen interessanten Einblick in die Hintergründe und Ziele eines von ihm initiierten Projekts:
Idee des Projekts „Local Heroes“
Nicht nur die „großen Heiligen“ oder Stars und Idole der Mediengesellschaft, so Mendls Überzeugung, können heutzutage als Vorbilder dienen, sondern besonders auch Personen der unmittelbaren Umgebung, die im Sinne einer „Pädagogik des nächsten Schritts“ weit mehr als die „fernen“, in ihrer Vorbildhaftigkeit unerreichbar scheinenden Personen, Vorbildwirkung für Kinder und Jugendliche haben.
Ausgehend von empirischen Daten verdeutlichte der Religionspädagoge zunächst eine gesellschaftliche Entwicklung: Nach einem „Auswandern der Vorbilder aus der Pädagogik“ könne seit etwa zwei Jahrzehnten von einer „Renaissance der Vorbilder“ gesprochen werden: Helden und Vorbilder sind wieder „in“, gerade in der postmodernen Pluralität der Gesellschaft steige die Sehnsucht nach Orientierung und Vorbildfiguren, die für die Entwicklung der eigenen moralischen Urteilsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen besonders bedeutsam seien. Dabei würden verstärkt Personen aus der unmittelbaren Umgebung wie Eltern, andere Verwandte oder auch Lehrer als Vorbilder angegeben.
Im religiösen Bereich gelte es daher angelehnt an Romano Guardinis Begrifflichkeit von den „Heiligen der Unscheinbarkeit“ nicht nur eine Auseinandersetzung mit den „großen Heiligen“ wie Martin von Tours, Franz von Assisi oder Caterina von Siena zu ermöglichen, sondern deutlich zu machen, dass altruistisches, christlich motiviertes Handeln auch in der eigenen Lebenswelt mitten in der Gesellschaft zu finden sei. Dabei gehe es jedoch nicht darum, die Bedeutung der „großen“ Heiligen zu schmälern, Ziel sei es vielmehr, das Wirken der „kleinen“ Heiligen ergänzend aufzuzeigen, auch deshalb, weil die „großen“ häufig so weit weg seien vom Alltag „normaler“ Menschen, wie Mendl betonte.
Der Religionsunterricht solle dabei aber nicht bei einer reinen Pädagogik des Nachahmens stehenbleiben, sondern eine Auseinandersetzung mit vorbildhaftem Handeln ermöglichen. Denn nicht immer sei das Handeln der „Helden auf Augenhöhe“ nachzuvollziehen, aber die Beschäftigung mit deren Lebens- und Wertentscheidungen könne eine Orientierung für das eigene Leben ermöglichen und so das eigenverantwortliche Denken und Handeln fördern.
Dieser religionspädagogische Gedankengang des Lernens an fremden Biographien steht hinter dem Passauer Langzeitprojekt, das die Idee der Orientierung an „Menschen wie du und ich“ aufgreift: In einer Datenbank (auf der Homepage des Projekts: http://www.ktf.uni-passau.de/local-heroes/) wird das Wirken verschiedenster Personen dokumentiert und didaktisches Material zur vertieften Beschäftigung bereitgestellt. Die Datenbank möchte Mendl aber nicht nur als Informationsmöglichkeit verstanden wissen, sie soll vielmehr auch zur eigenen Spurensuche vor Ort ermutigen. Diese Möglichkeit wird bereits von vielen Schulen und Projektgruppen genutzt, in denen Kinder und Jugendliche in ihrer eigenen Lebenswelt nach "local heroes" suchen und in unmittelbare personale Begegnung mit solchen Personen eintreten können.
Wanderausstellung „Tolle Typen heute“
Zum zehnjährigen Jubiläum dieses erfolgreichen Projekts „Local Heroes“ wurde eine Wanderausstellung konzipiert, die unter dem Titel „Tolle Typen heute“ beispielhaft das Wirken verschiedener Menschen dokumentiert: Ob Zivilcourage wie im Falle des zu Tode gekommenen Dominik Brunner, der Einsatz von Studierenden in einer Augenklinik, das engagierte Wirken eines Mesners, der seit vielen Jahren Hilfe für Rumänien leistet, oder der von Lebenslust geprägte Einsatz eines erblindeten Mannes für andere Blinde - immer geht es um Menschen, die sich durch ihr soziales Verhalten für andere einsetzen.
Im Anschluss an die Gastvorlesung wurde diese Ausstellung mit einem Grußwort von Prof. Lindner und einer kurzen Einführung von Prof. Mendl eröffnet, in der er besonders auf das didaktische Zusatzmaterial auf den Schautafeln hinwies, das zur Verwendung in Religionsunterricht, Jugendgruppen oder anderen Projektgruppen konzipiert wurde und zum Weiterdenken einladen möchte. Zahlreiche Studierende waren der Einladung gefolgt und nutzten die Gelegenheit, die Ausstellung zu besichtigen und sich bei einem kleinen Umtrunk über die Schautafeln auszutauschen.
Pressebericht zur Ausstellungseröffnung
Das Heinrichsblatt berichtete über die Ausstellung(4.1 MB).
Bericht einer Schulklasse über den Ausstellungsbesuch
Die Religionsgruppe der Klassen 10a/c des Herder-Gymnasiums Forchheim berichtet über ihren Besuch der Ausstellung: Bitte bedienen Sie dazu folgenden Link!