Von antiken Helden und mittelalterlichen Dichtern
Was hielt das Mittelalter von der Antike: Galt sie als längst vorübergangene Zeit oder war sie noch gegenwärtig? Was wusste man über die verschiedenen Jahrhunderte des Mittelalters hinweg von der Antike? Und wie nahm man das wahr, was man wusste? Während des Sommersemesters 2019 stellt sich die öffentliche Ringvorlesung des Zentrums für Mittelalterstudien (ZeMas) an der Universität Bamberg diesen und ähnlichen Fragen. Dazu nehmen verschiedene Disziplinen wie Kunstgeschichte, Romanistik, Theologie, Latinistik, Judaistik, Anglistik, Philosophie und Germanistik in insgesamt zwölf Vorlesungen das Thema „Antike im Mittelalter“ in den Blick. Die ersten Antworten gibt am Montag, 29. April 2019, Dr. Kai Nonnenmacher, Professor für Romanische Kultur- und Literaturwissenschaft an der Universität Bamberg. In seinem Vortrag „Nachfolge und Vorhölle: Dantes Antike“ geht er dem Verhältnis der beiden Epochen in Dante Alighieris „Göttlicher Komödie“ nach.
Der mittelalterliche Text führte das Italienische zur Literatursprache und zählt zu den großen Werken der Weltliteratur. Dante lässt seinen Ich-Erzähler im Jahr 1300 durch die Reiche des Jenseits reisen, durch die Höllenkreise bis hin zum Paradies. Geleitet wird er dabei von antiken Dichtern und Philosophen. Mit dem Zusammenspiel der Figuren, die sich außerhalb von zeitlichen Grenzen begegnen, verwischt Dante die Grenzen zwischen den Epochen. Kai Nonnenmacher entdeckt in der Göttlichen Komödie ein widersprüchliches mittelalterliches Verständnis der Antike, dem er in seinem Vortrag auf den Grund gehen möchte: „Einerseits verehrt das Mittelalter die Autorität und Vorbildlichkeit der Antike. Andererseits wertet Dante die römischen und griechischen Denker und Künstler als Heiden ab“, erklärt der Wissenschaftler. „Denn beim Aufstieg ins Paradies müssen sie letztlich zurückbleiben.“
Alle Vorlesungen finden montags um 20 Uhr im Raum U2/00.25, An der Universität 2, statt. Interessierte sind bei freiem Eintritt herzlich eingeladen.
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