Region im Schleudergang
Strukturwandel wird gerade in Nordbayern oft mit Krise gleichgesetzt. Doch wie ist die Entwicklung wissenschaftlich zu bewerten? Dieser Frage widmet sich eine Tagung, die das Institut für Fränkische Landesgeschichte (IFLG) der Universitäten Bamberg und Bayreuth zusammen mit dem Industriemuseum Lauf, dem Museum Industriekultur Nürnberg und dem Porzellanikon am 8. und 9. Juli veranstaltet. Der Titel der Tagung ist „Region im Schleudergang – Strukturwandel in Nordbayern“. Sie wird virtuell per Zoom-Videokonferenzsystem beziehungsweise hybrid abgehalten.
Mit dem Begriff Strukturwandel verbindet man gemeinhin den Wechsel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft, der ab den 1970er Jahren in weiten Teilen Europas mit einer Welle von Deindustrialisierungen einherging. Nordbayern als hochindustrialisierte Region war und ist von dieser Entwicklung besonders betroffen: Angestammte Industrien wie Textil-, Porzellan- und Möbelbranche existierten nach dem zweiten Weltkrieg nahe der ehemaligen Grenze zum „Ostblock“ in einer subventionierten Nische, waren dann aber starker Konkurrenz ausgesetzt. Die Tagung am Institut für Fränkische Landesgeschichte skizziert gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus dem Bundesgebiet die aktuelle Forschungslage. Zugleich entwickelt sie mögliche Perspektiven für die systematische wissenschaftliche Aufarbeitung des Themas. Ein zweiter Teil widmet sich der Frage: Wie wird die Deindustrialisierung in Nordbayern erinnert? Ein dritter Teil diskutiert die Herausforderungen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Welche Spielräume haben diese Akteure angesichts rasanten Wandels und hoher Innovationsgeschwindigkeit neuer Branchen?
Programm Region im Schleudergang (Auszüge) – Tagung über den Strukturwandel in Nordbayern
8. Juli 2021 /14:00 bis 17:00 Uhr: Strukturwandel – erforschen
- Benedikt Martin Ertl, M.A. (IFLG Thurnau): Stadt – Land – Erz. Der Eisenerzbergbau der Maxhütte im Strukturwandel
- Margitta Grötsch, M.Sc. (IFLG Thurnau): Die oberfränkische Textilindustrie im Strukturwandel – Entwicklung der oberfränkischen Textilbranche von 1970–2010
- Prof. Dr. Stefan Berger (Ruhr-Universität Bochum): Deindustrialisierung und Industriekulturalisierung in Europa – vergleichende Perspektiven
- Dr. Michael Unger (Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns): Quellen zum Strukturwandel – Überlieferung in den Staatlichen Archiven
9. Juli 2021 / 9:15 bis ca.16:00 Uhr Strukturwandel – erinnern – ausstellen / sichtbarmachen
- Prof. Dr. Guido Fackler (Universität Würzburg): Zeitzeugen in Ausstellungen: Im Spannungsfeld von Authentizität, Dokutainment und Scripted Reality
- Dr. Stefan Moitra (Bergbau Museum Bochum): Zwischentöne in der „großen Erzählung“. Oral History und Strukturwandel im Ruhrgebiet – ein Praxisbericht
- Antonia Landois (Stadtarchiv Nürnberg): Das partizipative Oral-History-Projekt „Menschen machen Stadtgeschichte!“ Erfahrungsbericht und Perspektiven
- Dr. Herbert May (Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim): Schrankwand statt Bauernschrank? Neue Perspektiven in den Freilichtmuseen
14:30 Uhr Podiumsdiskussion: Strukturwandel – gestalten (Wirtschaft und Politik)
Teilnehmerinnen und Teilnehmer
- Olaf Klumpp-Leonhardt (Moderation)
- Stephan Doll (Geschäftsführer DGB-Bezirk Bayern, Region Mittelfranken)
- Markus Lötzsch (Hauptgeschäftsführer der IHK Nürnberg für Mittelfranken)
- N.N. (Vertreter*in des Bezirks Oberfranken)
- Dr. Christa Standecker (Geschäftsführerin der Europäischen Metropolregion Nürnberg)
- Christiane Zürn (Bereichsleiterin Wirtschaft, Landesentwicklung, Verkehr an der Regierung der Oberpfalz)
Anmeldungen zur Tagung bitte bis zum 2. Juli an felicitas.kahle(at)uni-bayreuth.de. Für den zweiten Veranstaltungstag (9. Juli) ist neben der digitalen Präsenz auch eine Teilnahme vor Ort im AEG-Gebäude Nürnberg (Achtung: begrenzte Teilnehmerzahl!) möglich (bitte bei der Anmeldung angeben).
Bild(1.1 MB): Die Kulmbacher Spinnerei als Sinnbild des Strukturwandels: Wo Anfang des 20. Jahrhunderts Garnherstellung, Färberei, Weberei, Sägewerk und Wasserkraftwerke waren, entstehen im 21. Jahrhundert ein Einkaufszentrum, temporäre Lehrräume der Universität Bayreuth und bald das „Grüne Zentrum“ – ein Cluster von Behörden und Institutionen rund um das Thema Lebensmittel.
Quelle: Stadt Kulmbach
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Institut für Fränkische Landesgeschichte der Universitäten Bamberg und Bayreuth
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