Wie ansteckend es ist, Kinder zu kriegen

Die Bamberger Familienforschung hat in einer Studie die Auswirkungen sozialer Kontakte auf die Fertilität erforscht.

Schon wieder ist eine Kollegin schwanger, der eigene Bruder ist gerade Vater geworden. Soziale Kontakte und Netzwerke können großen Einfluss auf die Entscheidung haben, ein Kind zu bekommen. Aber wie stark sind solche Ansteckungseffekte? Das Staatsinstitut für Familienforschung (ifb) und die Professur für Demografie der Universität Bamberg haben mehrfach unterschiedliche Netzwerke wie Familie und Arbeitsplatz untersucht. In der jüngsten Studie „Familie, Firmen und Fertilität: Eine Studie über soziale Interaktionseffekte“ stellt das Forschungsteam erstmals netzwerkübergreifende Effekte fest. Die Ergebnisse wurden im Januar 2020 in der Fachzeitschrift „Demography“ veröffentlicht.

Vier Familienforscherinnen und -forscher haben die Studie durchgeführt: Prof. Dr. Henriette Engelhardt-Wölfler von der Universität Bamberg, Zafer Büyükkeçeci von der Humboldt-Universität zu Berlin sowie Prof. Dr. Thomas Leopold und Prof. Dr. Ruben I. Van Gaalen von der Universität Amsterdam. Büyükkeçeci wertete Daten aus dem ‚System of Social Statistical Datasets‘ (SSD) aus – eine Datenquelle, in der verschiedene Registerdaten aller Einwohner der Niederlande verknüpft sind. Der Datensatz enthält Angaben über Geschwister und über Arbeitgeber, sodass das Forschungsteam beide Bereiche miteinander verbinden konnte.

„Mit den Daten konnten wir zeigen: Es ist wahrscheinlicher, ein Kind zu bekommen, wenn Geschwister, Kolleginnen und Kollegen eines bekommen“, resümiert Engelhardt-Wölfler. „Darüber hinaus konnten wir erstmals sogenannte Spillover-Effekte über Netzwerkgrenzen hinweg nachweisen.“ Damit ist eine Art Kettenreaktion gemeint: Wird eine Person von Kolleginnen oder Kollegen mit dem Kinderwunsch angesteckt, beeinflusst sie wiederum ihre Geschwister. Und diese haben Einfluss auf ihre eigenen Kolleginnen und Kollegen. Umgekehrt bekommen Personen im gebärfähigen Alter, die kaum Geburten in ihrem Umfeld miterleben, mit niedrigerer Wahrscheinlichkeit Kinder. Die Mechanismen, die der Ansteckung zugrunde liegen, konnten mit den vorliegenden Daten nicht detailliert untersucht werden.

Die Studie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit rund 100.000 Euro gefördert. Sie ist angesiedelt am Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg (ifb) und veranschaulicht dessen Schwerpunkt: Die Forschungsprojekte des ifb reichen von der vorgeburtlichen Familienphase bis zur Lebenssituation im Alter, von der Kinderlosigkeit bis zu großen Familien. Das ifb ist deutschlandweit das einzige sozialwissenschaftliche Forschungsinstitut, das sich ausschließlich der Familie widmet. Gegründet wurde es 1994 als wissenschaftlich unabhängiges Institut.

Mehrere Artikel über Forschungsprojekte des ifb finden Sie im Magazin „uni.vers Forschung“ der Universität Bamberg (2019): www.uni-bamberg.de/univers-forschung

Publikation:
Zafer Büyükkeçeci, Thomas Leopold, Ruben I. Van Gaalen, Henriette Engelhardt-Wölfler. 2020. Family, Firms, and Fertility: A Study of Social Interaction Effects, Demography, https://doi.org/10.1007/s13524-019-00841-y

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