Erinnerungskultur als Aufgabe von Schule? – Das Filmprojekt „Wenn Zeiten dich ändern“ des Bamberger Franz-Ludwig-Gymnasiums
21. Mai 2025:
Filmvorführung, Projektvorstellung und Podiumsgespräch in M3N/02.32
17:00 Uhr: Filmvorführung
18:00–18:15 Uhr: Pause im Foyer
18:15–19:45 Uhr: Vorstellung des Projekts und Podiumsgespräch
anschließend Get-together im Foyer
Veranstaltungsort: M3N/02.32, Steinertstraße 1, 96047 Bamberg
Schule ist einer der zentralen Lernorte für den Erwerb demokratischer Werte. Doch wie lassen sich im Mathematik- oder Sportunterricht die Grundrechte und die Werteprinzipien der freiheitlich-demokratischen Grundordnung vermitteln? Wie reagiert man im Kunst- oder Biologieunterricht, beim Wandertag oder auf dem Schulhof auf diskriminierende, antisemitische oder rassistische Bemerkungen? Wie kann mit einer lebendigen Erinnerungskultur, die Schülerinnen und Schüler emotional anspricht, an die Verbrechen der NS-Zeit erinnert werden? Wie können demokratische Grundwerte im schulischen Alltag eingeübt und gelebt werden? Welche Kompetenzen benötigen (angehende) Lehrkräfte, um diesen Herausforderungen angemessen begegnen zu können?
Unter dem Titel „Wenn Zeiten dich ändern“ hat das Bamberger Franz-Ludwig-Gymnasium ein schulisches Filmprojekt umgesetzt, das eine preisgekrönte Antwort auf viele solcher Fragen bietet. Es umfasst nicht nur die biographische Recherche zu ehemaligen Schülerinnen und Schülern des Aufnahmejahrgangs 1930 und die Entwicklung eines Drehbuchs für einen Dokumentarfilm über sie; in gemeinsam erarbeiteten Spielszenen gestalten heutige Schülerinnen und Schüler eine filmische Erzählung über den Alltag im aufkommenden Nationalsozialismus (mehr zum Film s. u.). Der Film wurde 2022 mit dem Margot Friedländer-Preis ausgezeichnet und gilt für das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung als „Good Practice Beispiel“ für Antisemitismusprävention.
Drei Jahre später stellen die Lehrkräfte Julia Behr und Joachim Bickel ihr Filmprojekt vor und blicken darauf zurück, wie es die Schulgemeinschaft und das alltägliche Miteinander geprägt hat. Sie berichten davon, wie es sich heute im Schulunterricht einsetzen lässt und welche Erfahrungen sie aus zahlreichen regionalen und überregionalen Projektvorstellungen gewonnen haben. In einem anschließenden Podiumsgespräch mit Jana Hock und Dr. Caroline Rau, moderiert von Dr. Johannes Weber von der Universität Bamberg wird auch die Perspektive der universitären Lehrkräftebildung einbezogen, insbesondere zu Demokratiebildung und antisemitismuskritischer Bildung.
Der Film kann in voller Länge (60 Minuten) ab 17:00 Uhr gemeinsam im Hörsaal angeschaut werden oder individuell im Internet.
Der Film „Wenn Zeiten dich ändern“
Inhalt
Bamberg 1930. Am Neuen Gymnasium blicken die Schülerinnen und Schüler hoffnungsfroh in ihre Zukunft an der neuen Schule. Schule damals wie heute: Latein wird gelernt, Noten werden erhoben, Freundschaften werden geschlossen. Doch mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten verändert sich alles: die Stadt, die Schule sowie auch die Beziehungen zu den anderen. Vor allem für die jüdischen Schülerinnen und Schüler wird der Alltag immer schwerer. Im Jahr 1938 scheint es schließlich unmöglich, dass Hildegard ihr Abitur an der Schule bekommen kann. Sie ist Jüdin.
Verortung
Im Schützengraben an der Ostfront liest Johann den Brief von seiner Schulfreundin und heimlichen Jugendliebe Hildegard. Seine Gedanken kreisen um die Schulzeit im Neuen Gymnasium und die Zeit mit Freunden in Bamberg. Nur in Bruchstücken und wie in Trance nimmt er seine Umgebung wahr. Johann stirbt am 1.2.1942 bei einem Panzerangriff bei Smolensk, Russland.