Forschung

Being a Believer -- Social Identity in Post-truth Political Discourse (Moritz Schulz & Simon Scheller):

Recent analyses of so-called ‘post-truth’ discourse have drawn attention to how apparent assertions of facts seem to be functionally entangled with expressing or affirming social identities. In this paper, we differentiate four different ways in which social identities might be connected to apparently assertive discourse, and point out why this matters for criticizing and countering these practices.

So What’s My Part? Collective Duties, Individual Contributions, and Distributive Justice (Moritz Schulz)

It seems natural to think that there are important things we can only achieve together and so perhaps have a duty to do together: mitigating climate change, for example, or combating structural racism. Yet there is a question probably familiar to us from cases like these that has received comparatively little attention in recent debates about collective obligations: We may have such a duty alright – but what is my part in fulfilling it? In this paper, I argue that going from collective duties to individual contributions raises a problem that is structurally analogous to that at the heart of distributive justice.     

How do political scientists use rational choice theories to offer causal explanations? (Johannes Marx & Catherine Herfeld)

The ways in which rational choice theories are considered to be successful in political science differs, depending on the explanandum in question. Political scientists use empirical variants of rational choice theories to explain the political behavior of individual agents and analytical variants to explain the behavior of collective actors. Both variants are used for distinct explananda, which ask for different modes of explanation that raise different explanatory demands.

Rational Choice Explanations in Political Science(The Oxford Handbook of Philosophy of Political Science, 2023)

Die Politische Theorie hat in den vergangenen Jahren grundlegende Änderungen erfahren, die bisher vor allem im anglo-amerikanischen Raum sichtbar sind. Diese Veränderungen der Disziplin sind zum einen inhaltlicher Natur. Die Politische Theorie öffnete sich gegenüber Strömungen der analytischen Philosophie und der Wissenschaftstheorie. Sie sind zum anderen auch methodischer Natur. Diese Änderungen zeichnen sich durch einen zunehmenden Rückgriff auf formale Theorien der Politik aus, wie sie etwa bei der Verwendung spieltheoretischer Modelle oder ökonomischer Theorien der Politik zur Anwendung kommen. Diese Entwicklungen finden sich im Forschungsprofil dieses Lehrstuhls wieder.

Daher zeichnet sich das hier vertretende Verständnis der Politischen Theorie durch ein breites Themenspektrum aus, das von aktuellen Entwicklungen der analytischen Philosophie bis zur Ideengeschichte des Faches reicht. Gegenstände des Faches sind für uns vor allem

  • die modernen Instrumente der Spieltheorie
  • Computersimulationen
  • ökonomische Modelle der Politik
  • Handlungs- und Entscheidungstheorien
  • normative Theorien und Wissenschaftstheorie
  • politik-philosophische Klassiker.

Die grundlegende Perspektive des Lehrstuhls für Politikwissenschaft, insbesondere Politische Theorie besteht in dem Wunsch, diese Theorien für eine gegenwartsbezogene Gesellschaftsanalyse aufzubereiten und zu nutzen.

In der Folge stellt sich die Politische Theorie heute dar als

  • ausdifferenziert durch die Entwicklung neuer Themenfelder.
    So finden sich in der Politischen Theorie Spezialgebiete wie Spieltheorie und Simulation, normative Theorien, ökonomische Modellierungen und Wissenschaftstheorie der Sozialwissenschaften so wie die klassische Beschäftigung mit der Ideengeschichte des Faches.
  • integriert in die gesamte Politikwissenschaft.
    Durch die Bereitstellung anwendungsbezogener Theoriemodelle für die stärker empirisch orientierten Teilgebiete liefert sie wichtigen theoretischen Input für deren Analysen politischer Sachverhalte. Gleichzeitig begleitet sie wissenschaftstheoretisch den sozialwissenschaftlichen Forschungsprozess.
  • problemorientiert im Sinne eines Teilgebiets, das sich nicht allein der Konservierung und Pflege politikwissenschaftlicher Theorien verschrieben hat. Stattdessen begreift die 'moderne' Politische Theorie politikwissenschaftliche Ideengeschichte als wertvolle Ressource für eine gegenwartbezogene Gesellschaftsanalyse mit Hilfe moderner Instrumente.

Publikationen

Ein Forschungsschwerpunkt des Lehrstuhls für Politische Theorie stellt die Diskussion normativer Fragen dar. Dafür greifen wir auf Texte der Politischen Philosophie zurück wie auch das moderne Instrumentarium der analytischen Philosophie und Ökonomik verwendet wird.

Marx, Johannes, Waas, Johann (2017): Gut und günstig? Über den Wert von Demokratie und Kapitalismus.
In: Katharina Hirschbrunn, Gisela Kubon-Gilke, Richard Sturn (Hrsg.): Normative und institutionelle Grundfragen der Ökonomik, Jahrbuch 2017, Metropolis-Verlag Marburg, S. 187-209.

Marx, Johannes, Tiefensee, Christine (2015): Of Animals, Robots and Men.
In: Historical Social Research Vol. 40(4), S. 70-91.

Marx, Johannes und Tiefensee, Christine (2015): Rationalität und Normativität. In: Zeitschrift für Politische Theorie 1 / 2015 (Verlag Barbara Budrich), S. 19-37.

Schmidt, J.: "Rawls' Alternative zum Wohlfahrtsstaat", in: Michael Becker (Hg.), Politischer Liberalismus und wohlgeordnete Gesellschaften - John Rawls und der Verfassungsstaat, Baden-Baden 2013, S. 71-99 .

Sirsch, J (2013): "Die Regulierung von Hassrede in liberalen Demokratien." In: Meibauer, Jörg (Ed.): Hassrede/Hate Speech. Interdisziplinäre Beiträge zu einer aktuellen Diskussion. Linguistische Untersuchungen. Gießener Elektronische Bibliothek. S. 165-194.

Marx, J (2012): "Geistiges Eigentum als Problem internationaler Gerechtigkeit." In: Kreide, Regina et al. (Hrsg.): Demokratie und Gerechtigkeit in Verteilungskonflikten. Schriftenreihe der Sektion Politische Theorien und Ideengeschichte in der DVPW. Baden-Baden. S. 281-311.

Sirsch, J, Die Relevanz idealer Theorie bei der Beurteilung praktischer Probleme, ZPTH JG. 3, Heft 1/2012, S. 25-41.

Marx, Johannes (2010): "Rationalität, Hermeneutik und Neurowissenschaften. Eine Auseinandersetzung mit den kultur- und neurowissenschaftlichen Herausforderungen ökonomischer Theorien vor dem Hintergrund der Theorie von Donald Davidson". In: Jahrbuch für Handlungs- und Entscheidungstheorie. VS-Verlag. S. 130-161

Michael Becker, Johannes Schmidt und Reinhard Zintl (2009, 2. Auflage): Politische Philosophie, Paderborn (Verlag Ferdinand Schöningh)

Marx, Johannes (2007): "Geschichtswissenschaft und Politikwissenschaft - eine fruchtbare Beziehung? Eine Untersuchung anhand der Teildisziplinen Internationale Geschichte und Internationale Beziehungen". In: Historical Social Research. Vol. 32, No. 4. S. 21-52.

Schmidt, Johannes (2003): "John Rawls - Eine Theorie der Gerechtigkeit". In: Hans-Peter Müller und Michael Schmid (Hrsg.): Hauptwerke der Ungleichheitsforschung, Wiesbaden (Westdeutscher Verlag), S. 216-218

Schmidt, Johannes (2002): Zwei Dimensionen des Gerechtigkeitsbegriffs, in: Associations 6, S. 89-122

Ein inhaltlicher Schwerpunkt des Lehrstuhls liegt auf der Entwicklung und Verwendung handlungs- und entscheidungstheoretische Instrumente zur Analyse politischer Sachverhalte:

Klein, D and Marx, J, The Dynamics of Trust. Emergence and Destruction, In: CEUR-WS.org, Workshop Proceedings of the 17th International workshop on Trust in Agent Societies (2014), Vol. 1720, 68-77.

Klein, D and Pacuit E, Changing Types: Information Dynamics for qualitative Type Spaces, Studia Logica 102.2 (2014): 297-319

Marx, J (2015): Rational Choice in der Vergleichenden Politikwissenschaft. In: Handbuch Vergleichende Politikwissenschaft

Nikolopoulos, Iris-Niki: Der Kampf um den Konsens, Wiesbaden 2014

Behnke, Joachim / Reinhard Zintl / Carolin Stange (2011): Condorcet. Ausgewählte Schriften zu Wahl- und Entscheidungsverfahren. Tübingen

Marx, Johannes (2011): Zum Status und zur Leistungsfähigkeit von Annahmen in der Ökonomik. Eine Replik auf Christian Grobe. In: Zeitschrift für internationalen Beziehungen (ZIB). Vol. 18, No.1. S. 131-138.

Marx, Johannes (2010): Path Dependency and Change in International Relations: Institutional Dynamics in the Field of Intellectual Property Rights.Historical Social Research. Vol. 35 (3), S. 175-199.

Marx, Johannes (2010): Netzwerke in der Politikwissenschaft. In: Hergenröder, Curt W. (Hrsg.): Gläubiger, Schuldner, Arme. Netzwerke und die Rolle des Vertrauens. Wiesbaden. S. 153-170.

Marx, Johannes/Frings, Andreas (2007): Neue Politische Ökonomie in der Geschichte – New Political Economy in History. Special Issue der Historical Social Research. Vol. 32, No. 4.

Ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt des Lehrstuhls für Pol. Theorie liegt auf der Diskussion der wissenschaftstheoretischen Grundlagen der Sozialwissenschaften sowie ausgewählter wissenschaftstheoretischer Einzelprobleme bei handlungstheoretischen Erklärungen.

Marx, J and Tiefensee, C (2015): "Auf die Couch! Beziehungsprobleme zwischen Rational Choice und Politischer Psychologie." In: PVS Sonderheft 50, Politische Psychologie, Seite 511 - 532

Marx, J (2010): "Is there a hard core of IR? Eine wissenschaftliche Betrachtung der Theorien der Internationalen Beziehungen." In: Zeitschrift für internationale Beziehungen (ZIB). Vol. 17, No. 1. S. 39-73.

Marx, Johannes (2011): "Zum Status und zur Leistungsfähigkeit von Annahmen in der Ökonomik. Eine Replik auf Christian Grobe." In: Zeitschrift für internationalen Beziehungen (ZIB). Vol. 18, No.1. S. 131-138.

Marx, Johannes (2010): „Rationalität, Hermeneutik und Neurowissenschaften. Eine Auseinandersetzung mit den kultur- und neurowissenschaftlichen Herausforderungen ökonomischer Theorien vor dem Hintergrund der Theorie von Donald Davidson“. In: Jahrbuch für Handlungs- und Entscheidungstheorie. VS-Verlag. S. 130-161

Frings, Andreas / Marx, Johannes (Hrsg., 2008): Erzählen, Erklären, Verstehen. Beiträge zur Wissenschaftstheorie und Methodologie der Historischen Kulturwissenschaften. Berlin. Akademie-Verlag

Marx, Johannes (2007): „Geschichtswissenschaft und Politikwissenschaft – eine fruchtbare Beziehung? Eine Untersuchung anhand der Teildisziplinen Internationale Geschichte und Internationale Beziehungen“. In: Historical Social Research. Vol. 32, No. 4. S. 21-52.

Marx, Johannes (2006): Vielfalt oder Einheit in den Theorien der Internationalen Beziehungen. Eine systematische Rekonstruktion, Integration und Bewertung. Baden-Baden. Nomos.

Agent Based Modelling (ABM)

Agenten-basierte Modelle (ABM) gewinnen in den Sozialwissenschaften zunehmend an Attraktivität. ABM werden eingesetzt, um die Emergenz komplexer Makrophänomene auf der Basis individueller Handlungen zu simulieren.


Marx, Johannes (2018): Generalized Trust in the Mirror. HSR. Vol. 43:1 (accepted for publication, in press).

Marx, Johannes, Klein, Dominik (2017): The Dynamics of Trust - Emergence and Destruction. In: CEUR-WS.org, Proceedings of the 17th International workshop on Trust in Agent Societies (2014), Vol. 1720, 68-77.

Marx, Johannes, Klein, Dominik (2017): Wenn Du gehst, geh ich auch! Die Rolle von Informationskaskaden bei der Entstehung von Massenbewegungen. In: PVS. Vol. 58: 4, S. 560-592.

Agent Based Modelling across Social Science, Economics, and Philosophy(158.5 KB, 2 Seiten) (Workshop in Bamberg, Oktober 2016)