Recherchereise nach Peru: Herausforderung und Motivation zugleich
Herausforderung und Motivation zugleich
Für ihre Dissertation reiste Josefine Dehn nach Peru, um dort in Archiven und Bibliotheken zu recherchieren
Josefine Dehn ist Doktorandin im Teilprojekt B10 „Bewaffnete Konflikte und die Entwicklung von Sozialpolitik“ und forscht zu den Einflüssen innerstaatlicher Kriege auf staatliche Sozialpolitik anhand des Falls Peru. Der dortige Bürgerkrieg (1980-2000) zwischen dem peruanischen Staat und verschiedenen Guerillagruppen gilt als einer der blutigsten in Lateinamerika im 20. Jahrhundert. In ihrer Dissertation betrachtet Josefine den Zeitraum von 1990 bis 2000, in den mehrere Schlüsselereignisse des Konflikts fallen. Während die Auswirkungen von Krieg auf die Entwicklung von Sozialpolitik bislang nur wenig untersucht sind, gilt dies in besonderem Maße für innerstaatliche Kriege und trotz ihres weltweiten Auftretens. Mit ihrer Dissertation möchte Josefine diese Forschungslücke aus einer politikwissenschaftlichen Perspektive adressieren.
Josefine ist vor kurzem von einem Forschungsaufenthalt in Peru zurückgekehrt, wo sie im August und September über drei Wochen in verschiedenen Archiven und Bibliotheken Daten für ihre Dissertation und das Teilprojekt gesammelt hat. Es war bereits ihre zweite Reise und insgesamt verbrachte Josefine knapp sieben Wochen in Lima, der Hauptstadt Perus. In dieser Zeit recherchierte sie in mehrfach im Nationalarchiv sowie dem Archiv und der Bibliothek des peruanischen Kongresses, die sich inmitten des historischen Zentrums von Lima befinden. Außerdem besuchte sie mehrmals verschiedene Standorte der Nationalbibliothek Perus und die Bibliothek des Instituts für peruanische Studien, einem angesehenen interdisziplinären und nichtstaatlichen sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitut mit Fokus auf Peru und Lateinamerika.
Bei ihren Recherchen konnte Josefine für ihre Dissertation und das Teilprojekt B10 vielfältiges empirisches Material, einerseits zum Bürgerkrieg und andererseits sozialpolitischen Entwicklungen in Peru zwischen 1990 und 2000 sammeln. Darunter befinden sich verschiedene Regierungsdokumente, u.a. Berichte und Jahrbücher, detaillierte Sozialausgabedaten, Parlamentsdokumente aus Gesetzgebungsprozessen zu Sozialpolitik, Gesetzessammlungen zur sozialen Absicherung bestimmter vom Bürgerkrieg betroffener Gruppen, Berichte und Analysen der Wahrheitsfindungskommission über den innerstaatlichen Konflikt, sowie weitere Sekundärliteratur.
Eine Herausforderung bei den Archiv- und Bibliothekrecherchen bestand für Josefine darin, dass insbesondere Primärquellen nur schwer oder gar nicht zugänglich waren. Zum einen ist der Bürgerkrieg auch mehr als 20 Jahre nach seinem offiziellen Ende immer noch sensibles Thema in Peru, das Josefine zum Teil nur indirekt gegenüber den Mitarbeitenden der Archive und Bibliotheken ansprechen konnte. Zum anderen war die institutionelle Zuständigkeit für die Aufbewahrung bestimmter Dokumente selbst den Verantwortlichen vor Ort manchmal unklar und ließ sich nicht ermitteln. Trotz dieser Schwierigkeiten konnte Josefine aber eine Vielzahl vielversprechender Primär- und Sekundärquellen finden, deren Auswertung nun im Rahmen ihrer Dissertation erfolgen wird. Dabei wird sie nun in den kommenden Monaten untersuchen, für welche einer Reihe zuvor für den Fall Peru theoretisch abgeleiteten Einflüsse sich auch tatsächlich empirische Hinweise finden und insbesondere, ob bei den sozialpolitischen Entwicklungen während des Bürgerkrieges bestimmte, für den Staat besonders wichtige Gruppen bevorzugt bedacht wurden. Diese Erkenntnisse sollen dann als erster Anhaltspunkt für weiterführende Forschung dienen.
Für Josefine boten die Forschungsreisen eine spannende, aber auch herausfordernde Erfahrung sowie zahlreiche Denkanstöße und noch mehr Motivation für die Forschungsarbeit. Peru ist ein faszinierendes Land, das aber bis heute große Unterschiede im Zugang zu und dem Umfang staatlicher Sozialpolitik aufweist. Inwiefern der peruanische Bürgerkrieg diese Entwicklungen beeinflusst hat, ist daher ein Schritt hin zu einem besseren Verständnis und der Bekämpfung dieser andauernden Ungleichheit.