Publikation aus internationalem Kooperationsprojekt
Die Detektion von Verfälschungsverhalten ist eine anhaltende Herausforderung psychologischer Diagnostik. Ein bekannter Ansatz der Detektion von Verfälschung ist die Analyse von Reaktionszeiten mit dem Congruence Model of Faking. Das Modell sagt vorher, dass Antwortende, die versuchen einen erwünschten Eindruck zu hinterlassen, positive Antworten (d. h. kongruente Antworten) schneller, als negative Antworten (d. h. inkongruente Antworten), abgeben. Es wurde in einer Vielzahl von Studien validiert. Bisher jedoch fokussierten sich Wissenschaftler*innen bei der Überprüfung des Modells auf Fragebögen mit einer großen Itemanzahl. Zudem wurde in bisherigen Studien gewarnt, dass Verfälschung detektiert werden kann. Unter Berücksichtigung des Trends zur Anwendung von Kurzskalen in Psychologischer Diagnostik, wurde im Projekt untersucht, ob das Congruence Model of Faking auch auf Skalen mit geringer Itemanzahl anwendbar ist. Zusätzlich gingen wir der Frage nach, ob Warnungen ein notwendiger Bestandteil für die erfolgreiche Anwendung des Modells sind.
Wir re-analysierten zwei Datensets, in denen die Verfälschung in Richtung eines erwünschten Eindrucks (d. h. faking good) und Verfälschung in Richtung eines unerwünschten Eindrucks (d. h. faking bad) auf einer Extraversionsskala (n = 255) und einer Need for Cognition-Skala (n = 146) untersucht wurde.
Unsere Re-Analysen zeigten erwartungsgemäß, dass beide Skalen stark verfälscht werden konnten. Zudem zeigten sie, dass das Vorliegen weniger Items und nicht-gewarnter Versuchspersonen eine Herausforderung für das Congruence Model of Faking darstellte. Die Annahmen des Modells konnten unter diesen Bedingungen nur teilweise gestützt werden. Obwohl faking good in der Extraversionsskala im Falle inkongruenter Antworten mit den erwarteten längeren Reaktionszeiten einherging, waren die Ergebnisse für die anderen Bedingungen nicht signifikant. Offensichtlich beeinflussen Eigenschaften der Messinstrumente und der Verfälschungsbedingungen (d. h. Warnung ja oder nein), ob das Modell erfolgreich angewandt werden kann.
Referenz:
Röhner, J., & Holden, R. R. (2021). Challenging response latencies in faking detection: The case of few Items and no warnings. Behavior Research Methods. Manuscript accepted for publication. https://doi.org/10.3758/s13428-021-01636-z