Neue Publikation und Pressemitteilung: Meta-Analyse zu Power Posing

Eine neue Publikation mit dem Titel: „Dominance and prestige: Meta-analytic review of experimentally induced body position effects on behavioral, self-report, and physiological dependent variables” von Robert Körner, Lukas Röseler, Astrid Schütz und Brad Bushman (The Ohio State University) ist in der renommierten Fachzeitschrift Psychological Bulletin erschienen.

Wir untersuchten mögliche Auswirkungen von Power Posen und anderen Körperhaltungen. Erste Studien zum Power Posing besagten, dass dominante Körperhaltungen den Testosteronspiegel erhöhen, den Cortisolspiegel senken und die Risikobereitschaft steigern. Diese Studien fanden in den Medien große Beachtung, wurden jedoch stark kritisiert, da sie oft nicht repliziert werden konnten. Seitdem wurden mehrere Studien über die Auswirkungen von Körperhaltungen veröffentlicht, doch die Ergebnisse sind uneinheitlich.

Um herauszufinden, welche Effekte stabil sind und welche nicht, haben wir eine präregistrierte Meta-Analyse durchgeführt. Wir durchsuchten 12 wissenschaftliche Datenbanken und fanden über 24.000 potentiell relevante Studien. Wir berücksichtigten nur Studien, die ein experimentelles Design mit randomisierter Versuchspersonen-Zuweisung verwendeten, um kausale Schlüsse ziehen zu können. Auch haben wir unveröffentlichte Daten angefordert. Die finale Stichprobe ist die bisher größte Übersicht von Studien über Körperhaltungen und besteht aus 128 Experimenten mit insgesamt fast 10.000 Teilnehmern.

Wir unterschieden zwischen dominanten (bzw. submissiven) Körperhaltungen und aufrechten (bzw. gekrümmten) Körperhaltungen. Beide Körperhaltungen sind Ausdruck von Status. Theoretisch und empirisch wurde angenommen, dass Machtposen nonverbaler Ausdruck von Dominanz sind, während aufrechte Körperhaltungen nonverbaler Ausdruck von Prestige sind. Wir fanden, dass beide Arten von Körperhaltungen einen Effekt auf die Selbstwahrnehmung haben. Wenn Personen in Experimenten eine kraftvolle oder aufrechte Körperhaltung einnahmen, fühlten sie sich besser und waren selbstbewusster als bei submissiven oder gekrümmten Körperhaltungen. Diese Effekte galten für Männer und Frauen jeden Alters in individualistischen und kollektivistischen Kulturen. Es gab auch einige Auswirkungen auf das Verhalten. Aufrechte Körperhaltungen waren mit Aufgabenpersistenz verbunden, expansive Power Posen mit antisozialem Verhalten. Diese Befunde waren jedoch weniger robust und könnten durch Ausreißer und/oder Publikationsverzerrungen beeinflusst sein. Es gab keine Hinweise auf Auswirkungen auf Hormone (z. B. Testosteron, Cortisol) oder andere physiologische Indikatoren (z. B. Herzfrequenz).

Einige Fragen bleiben unbeantwortet. Da es in vielen Studien keine Kontrollgruppe gab, ist nicht klar, ob die beobachteten Wirkungen auf submissive Posen und gekrümmte Haltungen oder auf Power Posen und aufrechte Positionen zurückzuführen sind. Mit anderen Worten: Fühlt man sich besser, wenn man aufrecht und breit steht, oder fühlt man sich schlechter, wenn man kontrahiert und gebeugt steht? Weitere experimentelle Studien mit einer neutralen Körperhaltung sind erforderlich. Auch ist unklar, wie lange die Auswirkungen der Körperhaltungen anhalten. Um die Forschung auf diesem Gebiet voranzutreiben, haben wir eine App ("Dynamic Meta-analysis of Body Position Effects") entwickelt, mit der Forscher neue Daten eingeben und die neuesten Ergebnisse herunterladen können.

Insgesamt legen die Ergebnisse der Meta-Analyse nahe, dass Körperhaltungen für Training, Coaching und Therapie nützlich sein können. Menschen, die ihren Körperausdruck beobachten, erleben möglicherweise eine Veränderung ihrer Selbsteinschätzung und verhalten sich auch anders. So könnte die Einnahme einer bestimmten Körperhaltung ein erster Schritt zur Steigerung der positiven Selbstwahrnehmung sein und eine Grundlage für die weitere Stabilisierung dieser Wahrnehmung durch kognitive Verhaltenstechniken bilden.

Zudem wurden Pressemitteilungen in Deutsch und Englisch von der Universität Bamberg (https://www.uni-bamberg.de/presse/pm/artikel/pm-powerpose-psychologie/), der Universität Halle (https://pressemitteilungen.pr.uni-halle.de/index.php?modus=pmanzeige&pm_id=5400) und The Conversation (https://theconversation.com/the-idea-that-power-poses-boost-your-confidence-fell-from-favor-but-a-new-review-of-the-research-calls-for-a-second-look-180541) zu den Ergebnissen der Meta-Analyse herausgegeben.

Referenz: 

Körner*, R., Röseler*, L., Schütz, A., & Bushman, B. J. (2022). Dominance and prestige: Meta-analytic review of experimentally induced body position effects on behavioral, self-report, and physiological dependent variables. Psychological Bulletin, 148(1–2), 67–85. https://doi.org/10.1037/bul0000356 *shared first authorship