Neue Publikation erschienen.
Laborstudien zeigen, dass Narzissten höhere Risiken eingehen als andere. Aber sind Narzissten insgesamt tatsächlich risikofreudiger als Nicht-Narzissten? Oder tritt dieser Effekt deshalb auf, weil Narzissten sich von anderen Menschen darin unterscheiden, wie sie riskante Verhaltensweisen bewerten? Dieser Frage geht eine soeben in der Zeitschrift ‚Personality and Individual Differences‘ von Dr. Leder und Prof. Dr. Schütz (Lehrstuhl für Persönlichkeitspsychologie und Diagnostik der Otto-Friedrich-Universität Bamberg) in Kooperation mit Prof. Dr. Foster (University of South Alabama) publizierte Arbeit nach.
Narzissten stehen gern im Rampenlicht und suchen Möglichkeiten, von anderen bewundert zu werden. Diese Facette von Narzissmus ist bekannt. Man könnte insofern meinen, dass Narzissten sich in ihrem Handeln daran orientieren, was andere von ihnen erwarten. Das ist aber nicht der Fall – vielmehr sind Narzissten eher als andere geneigt, andere Menschen auszunutzen, sich selbst den größeren Teil des Kuchens zu nehmen oder in anderer Weise soziale Regeln und Normen zu missachten. Es scheint, als würden Narzissten die negative Meinung anderer über Normverstöße in ihrem eigenen Verhalten nicht berücksichtigen. Die aktuelle Studie von Leder, Schütz und Foster belegt darüber hinaus, dass Narzissten auch riskante Handlungen anders bewerten: Sie neigen dazu, Risiken auch einzugehen, wenn diese gemeinhin negativ bewertet werden. Offensichtlich gewichten Narzissten den möglichen Nutzen einer riskanten Handlung höher und berücksichtigen bei dieser Bewertung nicht, ob andere Menschen dieses Verhalten negativ beurteilen (z.B. im Fall von Steuerhinterziehung). Narzissten sind also nicht per se risikofreudiger, wirken aber risikofreudiger, weil sie sich nicht durch soziale Abwertung riskanter Verhaltensweisen beeinflussen lassen.
Der Artikel kann bis zum 21.12.2019 unter https://authors.elsevier.com/c/1Z~qW_4NEtAeti abgerufen werden.