Seit 1946 bezeichnet National Model United Nations (NMUN) die größte Simulationskonferenz der Vereinten Nationen, die jedes Jahr in New York stattfindet und an der rund 1500 Studierende aus aller Welt in teilnehmen. Die Delegationen der einzelnen Universitäten vertreten jeweils ein UN-Mitgliedsstaat. Dabei schlüpfen die Teilnehmer:innen in die Rolle von Diplomatinnen und Diplomaten und versuchen, in den verschiedenen Gremien die Interessen ihrer Länder in die Verhandlungen über gemeinsame Resolutionen einzubringen.

Die Uni Bamberg nimmt seit 2003 an NMUN teil. Die Delegierten vertraten u.a. Länder aus Asien wie z.B. Kambodscha oder Viet Nam, aber auch Länder aus dem Nahen Osten oder Afrika, bspw. Israel, Jordanien, Mosambik und Senegal. Grund für diese Auswahl ist, bei der diplomatischen Vertretung der Interessen einer Landesbevölkerung eine neue Perspektive auf gesellschaftliche Probleme zu erschließen und die Sensibilisierung für politisch herausfordernde Ansichten zu stärken, die man selbst so nicht vertreten würde. Diplomat:innen handeln nicht aus Eigeninteresse, sondern im Auftrag der Bürger:innen ihres UN-Mitgliedsstaates. Im Lauf des Semesters versuchen wir gemeinsam, ein Land gesellschaftlich, kulturell und politisch kennenzulernen, um in den anschließenden Verhandlungen adäquat handeln zu können.

Das Projekt findet immer im Wintersemester statt und besteht aus einem wöchentlichen Seminar und Tutorium. Während des Semesters finden Vorbereitungskonferenzen in Bamberg, Erlangen und Erfurt statt. Zudem reisen wir im Januar gemeinsam nach Berlin und besuchen verschiedene Institutionen, um Einblicke in die Welt der Diplomatie, Regierungsarbeit und politischen Organisationen zu erlangen. Dieses Jahr waren wir u.a. im Auswärtigen Amt, dem Bundesfinanzministerium, dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, aber auch bei Think Tanks wie dem Center for Feminist Foreign Policy und dem ehemaligen Botschafter Martin Koller zu Besuch. Vor der großen Konferenz in New York trifft sich die Delegation in Washington D.C. und besucht auch hier verschiedene Institutionen wie die Weltbank, das State Department, den International Monetary Fund, die Auslandsstudios von ARD und ZDF oder das Center for Strategic & International Studies. Anschließend geht es nach New York für das große Finale.

Das Seminar soll ein theoretisches Grundwissen über den Aufbau der UN als internationale Organisation, internationales Recht und globale Herausforderungen wie bspw. Klimawandel und dessen Folgen für Mensch und Umwelt vermitteln. Das praxisorientierte Tutorium fokussiert sich auf die Vorbereitung der Simulationskonferenzen. In den wöchentlichen Sitzungen setzen wir uns mit den Verfahrensregeln der Entscheidungsfindung auf UN-Ebene, unserem zu repräsentierenden Land, den verschiedenen Komitees und der Recherche bzw. Lösungsfindung zu aktuellen internationalen Problemen auseinander.

Das Projekt soll kooperatives und praxisorientiertes Lernen fördern. NMUN ermöglicht es, theoretisches Wissen über internationale Beziehungen und das System der Vereinten Nationen in einer praktischen, praxisnahen Umgebung anzuwenden. Durch die Vorbereitung und Teilnahme entwickeln die Studierenden ein Verantwortungsbewusstsein, dass globale Herausforderungen nicht so weit entfernt scheinen, wie manchmal angenommen. Sie lernen verschiedene Führungsqualitäten, Verhandlungsgeschick, öffentliches Reden, kompromissorientierte Zusammenarbeit und fundierte Hintergrundrecherche.

Natürlich ist der inhaltliche Kern des Projektes politisch. Es geht um internationale Gremien, Kompromiss- und Entscheidungsfindung. Die UN ist ein komplexes System, das auf den ersten Blick abstrakt und fern von der eigenen Lebensrealität scheint. Doch die Themen, zu denen in den Konferenzverhandlungen Resolutionen entworfen werden sollen, betreffen oft Herausforderungen, die nicht nur in unserem gegenwärtigen Alltag relevant sind, sondern unsere und zukünftige Generationen betreffen. Bspw. ging es bei der der diesjährigen New Yorker Konferenz in den verschiedenen Komitees u.a. um Ökologische Nachhaltigkeit in der Modeindustrie, wie Menschenrechte mit den Operationen von Militär- und Sicherheitsfirmen vereinbar sein können, um Möglichkeiten zur Stärkung Mentaler Gesundheit und Psychologischer Unterstützung für Geflüchtete oder Maßnahmen zur Förderung von Geschlechtergleichstellung von Frauen und Mädchen in ländlichen Regionen.

Das Bamberger NMUN-Projekt ist von Studierenden für Studierende. Die Delegierten werden durch ein großes Team von Tutor:innen, die bereits an NMUN teilgenommen haben, unterstützt. Es ist nicht unser Ziel, möglichst viele Auszeichungen auf den Konferenzen zu gewinnen, sondern ein Team aufzubauen, in dem der Zusammenhalt und die persönliche Entwicklung im Zentrum stehen. Neben den theoretischen und praktischen Univeranstaltungen ist es uns wichtig, dass wir gemeinsame Erlebnisse schaffen, die das Gemeinschaftsgefühl und die Motivation stärken.

Bachelor- und Lehramtsstudierende ab dem zweiten Semester sowie Masterstudierende ab dem ersten Semester können sich bewerben. Uns ist es wichtig, dass Studierende aus ganz egal welcher Fachrichtung am Projekt teilnehmen wollen und können. Ein allumfassendes theoretisches Politikwissen ist keine Voraussetzung für eine erfolgreiche Bewerbung.

Ja, unbedingt! Bei BaMUN geht es ja gerade darum, sich persönlich zu entwickeln. Das Projekt ist eine gute Möglichkeit, erste Erfahrungen im internationalen Kontext zu sammeln. Solltest du bereits einige Erfahrungen haben, ist NMUN aber eine gute Möglichkeit, deine praktischen und fachlichen Fähigkeiten weiterzuentwickeln.

Nein, absolut nicht! Es geht uns vielmehr um dich als Person, was dich antreibt und ausmacht.

Der Bewerbungsprozess besteht aus zwei Runden. In der ersten reichst du deine schriftliche Bewerbung bei uns ein. Sie sollte aus deinem Lebenslauf, einem Motivationsschreiben und einem kurzen Essay zu einer gegenwärtigen gesellschaftlichen Herausforderung auf UN-Ebene bestehen. Die Themenstellung hierzu geben wir dir vor. War deine schriftliche Bewerbung erfolgreich, laden wir dich zu einem Interview ein. Danach teilen wir dir zeitnah mit, ob du Teil der nächsten Delegation sein wirst.

Hier erfährst du mehr zum Bewerbungsverfahren