BaMUN - Simulationskonferenz mit zwei Gast-Delegationen in Bad Kissingen
Vom 10. bis zum 12. Dezember 2010 veranstaltete die Universität Bamberg ihre alljährliche Model United Nations Simulation für die NMUN-Delegierten der Friedrich Alexander-Univerität Erlangen, der Universität Erfurt und die eigene NMUN-Delegation. Nach eingehender Vorbereitung jeder Delegation treffen sich die Studenten, um erstmals Erfahrung für die anstehende Großkonferenz in New York zu sammeln. Die knapp 50 Delegierten treffen sich dazu mit den Organisatoren in einem Tagungshaus in Bad Kissingen und simulieren drei verschiedene Komitees der VN.
Vollversammlung der Generalversammlung
Das zentrale Organ der Vereinten Nationen in dem alle Mitgliedsstaaten vertreten sind, ist die Generalversammlung. In Bad Kissingen haben 16 Studenten diesen Ausschuss simuliert, ein jeder mit eigenen Interessen. Dies führte gleich zu Beginn zu engagierter und leidenschaftlicher Rhetorik, obwohl zuerst einmal lediglich die Tagesordnung abgestimmt werden musste. Mit knapper Mehrheit beschlossen wir, die „Eradikation des internationalen Terrorismus“ mit erster Priorität zu behandeln um im Anschluss eine Konferenz über die erste Dekade der Millenniums Entwicklungsziele abzuhalten.
Die knappe Mehrheit und die Renitenz einzelner Länder brachte die Diskussion im Verlauf wiederholt ins Wanken und bot großartige Gelegenheit, die Prozeduren zu verinnerlichen.
Aufgrund des Facettenreichtums der Terrorismusbekämpfung und selbstverständlich auch der Lagerbildung die der Realität nachempfunden werden wollte, bildeten sich bald Gruppen, die an unterschiedlichen Vorschlägen arbeiteten. Das Ziel, eine umfängliche Definition von Terrorismus zu finden, nahm viel Zeit in Anspruch, stieß aber bei vielen, vor allem direkt betroffenen, Ländern auf Unverständnis. Deshalb versammelte sich eine bunt gemischte Koalition von Ländern mit dem Ziel der sozialen und friedfertigen Bekämpfung von Terrorismus. Den beiden resultierenden Vorschlägen merkte man die harte Arbeit und den Elan deutlich an. Die zahllosen Änderungsanträge, die in der förmlichen Debatte aufkamen, zeigten allerdings auch, wie viel schwerer es in New York sein wird, den ersehnten Konsens aller Länder zu erreichen. In unserem Eifer wollte selbstverständlich keiner an Substanz der Resolution sparen um die Akzeptanz zu erhöhen. Nach langen Abstimmungen und Verhandlungen, die uns beinahe das Mittagessen gekostet hätten, wurden jedoch beide Resolutionen erfolgreich. Die Freude über den Erfolg unserer Arbeit währte nur kurz, denn wir hatten uns eine schwierige Aufgabe selbst gestellt. Das Highlight der Konferenz war eine Herausforderung der ungewöhnlichen Seite. Unser diplomatisches Können forderten die Vorsitzenden durch ein sehr realistisches Theaterstück heraus, in welchem uns von einer schrecklichen Naturkatastrophe in Asien berichtet wurde. Nach bewegenden Kondolenz- und Unterstützungsreden modifizierten wir schlichtweg die Agenda und suchten aktive Lösungen zur Verbesserung der Zustände des Desasters.
Die vielen Herausforderungen haben uns gut vorbereitet auf die Herausforderungen in New York.
2. Ausschuss der Generalversammlung
Die erste Sitzung des GA 2nd begann sogleich mit stichhaltigen Reden der verschieden Delegationen. Jeder Diplomat versuchte sein favorisiertes Thema auf die Agenda zu setzen. Letztendlich setzte sich spät am Abend der Fokus auf „Klimawandel und Wirtschaft“ gegen „Wirtschafts- und Handelspolitik für Nahrungsmittel-Preisschwankungen“ durch.
Am Samstag begann die Debatte außerordentlich interessant zu werden. Das erste Thema der Agenda stand fest und nun mussten diplomatische Allianzen gefunden werden. Ein wenig erschwerend kam allerdings hinzu, dass viele Staaten sich nicht an ihre eigenen Grundsätze hielten. So kam es beispielsweise zu recht amüsanten Äußerungen der USA hinsichtlich ihrer Klimapolitik und verwirrenden Machtspielen der Elfenbeinküste. Jedoch entstanden am Ende eines langen und ermüdenden Tages, zwei "draft resolutions". Sonntagmorgens sah man in erschöpfte Gesichter der Delegierten, doch es entstanden hitzige Diskussionen um die draft resultions. Jeder Makel des anderen Vorschlags wurde in Reden getadelt und auch in den informellen Verhandlungen konnte man noch nicht von Einigung sprechen. Doch beide draft resolutions wurden in der voting procedure angenommen und als Resolution verabschiedet. Noch vor dem Mittagsessen wurde so auch das zweite Thema diskutiert. Innerhalb von weniger als zwei Stunden wurden auch hierzu zwei Resolutionen verabschiedet. Ermüdung, Erschöpfung und auch leichte Resignation konnten die Delegierten nicht vor konstruktiver Arbeit abhalten.
There’s a motion on the floor: the member of GA 2nd would like to call that a true record!
United Nations Environmental Programme
Wie auch in den anderen Komitees stand die erste UNEP- Sitzung ganz unter dem Zeichen des Agenda-settings: Leidenschaftlich und prägnant gehaltene Reden unterstrichen die Wichtigkeit beider Themen, wobei bereits deutlich wurde, dass eine Mehrheit der Delegierten die bereits bestehende Tagesordnung „ Umweltschutz in Interaktion mit sozialer und ökonomischer Entwicklung“ und anschließend „Umweltschutzprogramme nach Desaster und Konflikt“ präferiert.
Dementsprechend wurde diese auch mit einer klaren Mehrheit angenommen und die eigentliche Arbeit des Komitees konnte beginnen: die Erarbeitung einer Resolution die von einer Mehrheit der Delegierten mitgetragen werden konnte. Um dieses Ziel zu erreichen wurde bereits kurz nach der Festlegung der Agenda eine erste informelle Session einberufen, welche die Delegierten dazu nutzten, sich die Ideen und Meinungen andere Delegierter anzuhören und auf diesem Wege erste Koalitionspartner ausfindig zu machen. So kristallisierten sich bereits zum Ende des ersten Konferenztages erste, zum Teil sehr ungewöhnliche Koalitionsgruppen heraus: Die Lateinamerikanischen Staaten (mit Ausnahme von Paraguay), mit Unterstützung von Benin und Simbabwe, sprachen sich für die Etablierung eines internationalen Umweltfonds aus; die Industrienationen diskutierten zusammen mit China, Südafrika und Singapur über die Implementierung eines internationalen Koordinationsorgans zur Vorantreibung regenerativer Energien; Jordanien und Paraguay regten die Etablierung eines internationalen Umweltforums an.
Diese Ideen wurden schließlich am Samstag in zahlreichen informellen Sessions weiter ausgearbeitet und führten (leider) zu einer klaren Technologie- bzw. Ökonomisierung des Themas, so dass die soziale Dimension von Entwicklung im Zusammenhang mit Umweltschutz mehr und mehr auβer Acht gelassen wurde. Im Zuge der konstant stattfindenden Diskussionen, die nicht zuletzt dazu dienten, andere Delegierte von der eigenen Idee zu überzeugen und somit eine Mehrheit für seine Draftresolution zu garantieren, entstanden neue Dynamiken die wiederum zu neuen Koalitionen führten: Jordanien und Paraguay sowie die Allianz der Industrienationen kombinierten ihre Ideen, während Südafrika und Singapur sich den lateinamerikanischen Staaten anschlossen. Diese Entwicklung bedeutete nicht nur die Notwendigkeit einer Erarbeitung weiterer Kompromisse innerhalb der Koalitionen sondern darüber hinaus eine Verschiebung der Mehrheit zu Gunsten der Industrienationen. Doch die Mühen des Verhandelns zahlten sich aus: Am späten Abend konnten beide Koalitionen ihre fertig gestellten Draftresolutions präsentieren.
Am darauf folgenden Sonntagmorgen ging es schlieβlich in die „heiβe Phase“: Die Abstimmungen über die beiden Draftresolutions standen auf dem Programm. Doch zunächst wurden beide „Drafts“ noch durch gröβere und kleinere Veränderungen, ebenfalls in Abstimmverfahren, den Wünschen der Delegierten – vornhemlich der anderen Koalition – angepasst. Letzten Endes wurde nur eine Draftresolution angenommen und als Resolution verabschiedet: China, Deutschland, Jordanien, Neuseeland, Paraguay, Spanien, das Vereinigte Königreich und Simbabwe hatten sich mit ihrer Idee eines Innovationsbüros zum Wissensaustausch bezüglich Technologien erneuerbare Energien in Kombination mit einem internationalen Nachhaltigkeitsforum gegen den Umweltfond deutlich durchgesetzt.
Doch für Enttäuschung blieb keine Zeit: Direkt nach der Abstimmung wurde der zweite auf der Agenda stehende Punkt zur Debatte gestellt. Aufgrund des Zeitmangels konnte dieser jedoch nicht mehr detailliert ausgearbeitet werden – es blieb bei, trotz erkennbarer Müdigkeit der Delegierten, leidenschaftlich gehaltenen Reden.
Fazit: Reden, reden,reden um als Delegierter zu überleben!