Christian Nowak, Leistungsvolleyballer und Studierender der Volkswirtschaftslehre, und PD Dr. Stefan Voll, Leiter des Universitätssportzentrums.

- Sonja Kohlrusch

Volleyball und VWL

Ein Interview mit dem Spitzensportler Christian Nowak

Christian Nowak, der ehemalige Volleyball-U21-Nationalspieler, derzeitige Bundesligaspieler beim SG universa Eschenbacher Eltmann und Mannschaftsführer der Studenten-Nationalmannschaft ist einer von fünf Athleten, die mittlerweile dem Projekt "Partnerschule des Spitzensportes" beigetreten sind. Neben seines Sportengagements studiert er im 7. Semester Volkswirtschaftslehre an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Sonja Kohlrusch sprach mit ihm über seine sportliche und universitäre Zukunft.

Wann und wie hat Ihre leistungssportliche Karriere begonnen?

Ich spielte schon immer gerne Volleyball und bekam mit 16 Jahren – wie alle Jugendnationalspieler – die Chance, das Volleyball-Internat in Frankfurt zu besuchen. Von da an trainierte ich professionell und spielte durchgehend in den jeweiligen Nationalteams meines Jahrgangs. Nach dem Abitur kam ich in die Sportfördergruppe der Bundeswehr in Mainz und spielte bei dem damaligen 1.Ligisten VC’90 Bottrop.

Was waren für Sie die Beweggründe neben dem Hochleistungssport noch ein universitäres Studium anzugehen?

Nach diversen kleineren Verletzungen und zwei Knieoperationen im Alter von 19 Jahren wurde mir schlagartig bewusst, dass der aktive Sport nur „ein Beruf auf Zeit“ ist. Und da man im Volleyball nur als internationaler Top-Athlet hohe Summen verdienen kann und ich schon immer ein starkes Interesse an „Wirtschaftsfragen“ hatte, begann ich nach der Bundeswehrzeit in Freiburg ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an einer Berufsakademie, um nach meinem Abschluss an der  Freiburger Universität VWL zu studieren.

So verteilen sich die Erfolgserlebnisse auch auf zwei gleichwichtige Bereiche, und wenn es mal auf dem einen Sektor nicht nach Plan läuft, dann kann man aus den Erfolgen im anderen Bereich Kraft schöpfen. Letztlich war mir aber auch immer klar, dass ich studieren wollte, die Frage war nur wie ich die Gewichtung zwischen den beiden Komponenten gestalte. Dieses Problem habe ich jetzt für mich hier an der Universität Bamberg optimal gelöst.

Könnten Sie ohne das parallel verlaufende universitäre Studium im Volleyball noch besser sein?

Wenn ich mein Leistungslimit komplett ausreizen wollte und vielleicht auch noch Ambitionen bezüglich A-Nationalmannschaft hätte, dann müsste ich definitiv mit dem Studium pausieren und auch probieren, einen guten Verein im Ausland in einer noch stärkeren Liga zu finden. Aber mit der räumlichen Nähe von Eltmann und Bamberg lässt sich die Kombination Studium und Hochleistungssport im Rahmen von 1.Liga-Niveau für mich ziemlich gut bewerkstelligen. Und das ist mir wichtiger. Die Vereinsverantwortlichen in Eltmann sind diesbezüglich auch entgegenkommend was den Verein für mich noch zusätzlich attraktiv macht.

Wie muss man sich Ihre Zeiteinteilung vorstellen?

Während der Bundesligasaison trainieren wir sechs Mal am Ball und zwei Mal im Kraftraum; hinzu kommen die Spiele und bei den Auswärtsspielen die Anreise einen Tag vor dem Spiel. In der Vorbereitung, die zum Glück immer in den Semesterferien liegt, erhöht sich dieser Umfang noch ein bisschen. Diese enorme zeitliche Belastung muss erstmal mit den universitären Lehrveranstaltungen koordiniert werden.

Bleibt da überhaupt noch Zeit für die Umsetzung anderer Interessen oder für eine Freundin?

Es ist halt ein permanenter trade-off zwischen Erfolg und Freizeit. Wenn man im Sport und Studium seine Ziele erreichen möchte, dann ist der Tagesablauf bei dieser Doppelbelastung schon sehr vorbestimmt und er lässt wenig Freiraum für andere Aktivitäten. Aber für eine Freundin, die Verständnis mitbringt und selber einen vollen Terminkalender hat, reicht die Zeit dann doch.

 

Kommt es manchmal zu Terminkollisionen?

Es ist nicht immer leicht, aber es funktioniert, sofern beide Seiten (Verein und Universität) mitziehen. Wenn es wirklich mal eng wird, haben meine Trainer bzw. meine Mitspieler Verständnis, wenn ich die ein oder andere Trainingseinheit versäume. Umgekehrt muss ich aber auch häufig eine universitäre Veranstaltung ausfallen lassen. Aber wenn – wie im vergangenen Jahr während meiner Teilnahme an der Universiade im türkischen Izmir – zeitgleich eine schriftliche VWL-Prüfung stattfindet, dann wird Dr. Stefan Voll, der Leiter des Sportzentrums und universitäre Mediator der „Partnerhochschule des Spitzensportes“, aktiv und vermittelt bei Terminkollisionen. Prof. Dr. Meyer war im letzten Sommersemester diesbezüglich jedoch höchst entgegenkommend und gewährte mir einen Prüfungsnachtermin.

Was haben Sie davon, an einer „Partnerhochschule des Spitzensports“ zu studieren?

Dieses Programm ermöglicht einige organisatorische Vorteile. Neben der Unterstützung bei Terminproblemen besteht für mich die Möglichkeit, die universitären Sportanlagen (z.B. Fitnessraum) kostenlos zu nutzen, oder man bekommt Hilfe bei der Zimmersuche im Studentenwohnheim, das man auch länger frequentieren kann. Auch könnte ich das ein oder andere Semester länger studieren, was ich jedoch nicht vorhabe. Im Allgemeinen ist diese Idee der Partnerhochschule ein sehr wichtiger Schritt. In Deutschland kommt es mir manchmal so vor, als müsste man sich im Anschluss an seine sportliche Karriere beim Bewerbungsgespräch noch dafür entschuldigen, dass man sein Land sportlich vertreten hat. Schließlich hätte man in der Zeit ja auch noch ein zusätzliches Praktikum machen können, sie die Meinung der meisten Arbeitgeber.

Solange das so ist, werden viele Sportler den Weg "Leistungssport" nicht wagen, was bestimmt auch teilweise die rückläufigen internationalen Erfolge deutscher Athleten erklärt. Aber für mich ist diese neue Situation an der Uni Bamberg eine wunderbare Möglichkeit.

Was erwartet die Universität von ihren Spitzenathleten-Studierenden?

In erster Linie sind es repräsentative Aufgaben, die zu erfüllen sind. Bei allen nationalen oder internationalen Einsätzen starte ich zudem für die Universität Bamberg.

Wie sehen Ihre sportlichen und beruflichen Ziele aus?

Mit SG universa Eschenbacher Eltmann sind wir auf einem guten Weg, erstmalig die  Play-Off-Runde zu realisieren. Zurzeit sind wir Vierter und wenn wir es als Vierter oder Fünfter in die Play-Offs schaffen würden, hätten wir eine reelle Chance auf das Erreichen des Halbfinals. Das wäre für den Verein, für die Region aber auch für mich persönlich ein Riesenerfolg. Bezüglich meines Studiums möchte ich schnellstmöglich meinen Abschluss schaffen, um dann im Anschluss noch mal die Möglichkeit zu haben, ein paar Jahre "mit freiem Kopf" Volleyball zu spielen. Dies ist meine Idee, ob ich diese dann wirklich umsetze, hängt von meinen sportlichen und beruflichen Optionen ab, die ich zu diesem Zeitpunkt haben werde.

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg bei dem schwierigen Spagat zwischen Universitätsstudium und Hochleistungssport.