Dreidimensionaler Unterwassersport
Seit Dezember 2011 bietet das Sportzentrum der Universität Bamberg in Kooperation mit dem Tauchclub Bamberg Unterwasserrugby an. Sowohl der mit Salzwasser gefüllte Ball als auch die Spieler befinden sich während des Spiels unter Wasser. „Das Faszinierende am Unterwasserrugby ist die Dreidimensionalität des Sports und die damit einhergehende völlige Bewegungsfreiheit. Man ist in keiner Weise eingeschränkt in seinen Bewegungsabläufen“, erklärt Heike Müller. Müller ist eine von rund 10 Studierenden der Bamberger Uni, die zusammen mit Studierenden der Unis Erlangen-Nürnberg und München das fränkisch-bayerische Hochschulteam für Unterwasserrugby bilden. Im Juli konnte sich das Team erstmals im Wettbewerb des Allgemeinen deutschen Hochschulsportverbandes (adh) beweisen und wurde das zweitbeste Hochschulteam Deutschlands.
„Bahnenschwimmen ist langweilig“
Die fehlende Turniererfahrung vieler junger Spieler machten sie mit Begeisterung wett, anfängliche Unsicherheiten wichen im Laufe des Tages zunehmender Selbstsicherheit, erklärte Mannschaftsführer Hannes Hofmann. Und Stürmer Tilman Adler bekannte: „Das ist schon was anderes als Training!“ Heike Müller war die einzige der Bamberger Studierenden, die am Turnierwochenende Zeit hatte und mit zum Finale fahren konnte. „Wir waren ganz überrascht, im Finale zu stehen, weil einige von uns ja erst seit wenigen Monaten spielen. Wir haben wohl gute Fortschritte gemacht“, erzählte sie. Allerdings ist sie kein Neuling beim Unterwassersport: Während eines Auslandssemesters in England konnte sie Unterwasserhockey ausprobieren, suchte dann in Bamberg nach einer vergleichbaren Sportart – und fand Unterwasserrugby. „Ich tauche und schwimme schon immer total gern, aber reines Bahnenschimmen ist mir doch zu langweilig.“ Anfangs habe aber fast jeder Probleme mit dem Schnorchel, der Luftproblematik und dem Druckausgleich, so die Studentin. Das lege sich dann aber in den ersten Wochen, man merke bei jedem Training, dass es besser funktioniert. „Irgendwann muss man sich überhaupt keine Gedanken mehr darüber machen und kann sich voll aufs Spiel konzentrieren. Das ist der Moment, ab dem es so richtig Spass macht.“
Im ersten Spiel des adh-Wettbewerbs gegen Münster war das Spiel der Mannschaft aus Bayern noch geprägt von Abstimmungsfehlern, es hakte im Spielaufbau. Kurz nach der ersten Hälfte fiel sogar das 0:1, ein Tor auf den leeren Korb! Mannschaftsführer Hannes Hofmann stellte um und schickte seine Powerplay-Besetzung ins Wasser, eine Auftaktniederlage wäre Gift für die Moral gewesen. Und er wurde für das Risiko belohnt: neunzig Sekunden später hupte es zum erlösenden 1:1, zum Ausgleich. Bis zum Ende des Spiels passierte nicht mehr viel. Münster sollte sich später als stärkster Vorrundengegner herausstellen. „Das Schwierigste am Unterwasserrugby – aber auch das Reizvollste – ist, dass man den Überblick über das Spiel, die Mitspieler und Gegner nicht verlieren darf“, erklärte Heike Müller. Das könne manchmal recht komplex sein, da das Spiel nicht linear, sondern dreidimensional abläuft. „Man muss sich auch nach mehreren Drehungen und Wendungen innerhalb kürzester Zeit noch orientieren können und wissen, wo man hinpasst – die Einschränkung des Blickfeldes durch die Maske macht es nicht einfacher.“
Die körperlichen und spieltaktischen Grenzen ausloten
Die weiteren Spiele gegen Bochum (5:1), SG Gießen/Marburg (7:0) und Heidelberg (3:0) gewann die Mannschaft klar. Das bedeutete Platz drei und Einzug ins Halbfinale – der Gegner war Wien. Den Österreichern, die außer Konkurrenz an der Meisterschaft teilnahmen, war das Losglück hold gewesen. „Wien hatte bis zum Halbfinale alle Gegner mühelos geschlagen, hatte aber auch Respekt vor uns. Das haben wir ausgenutzt und sie schnell in die Defensive gedrängt“, erzählte Müller. Im Halbfinale galt die bayerisch-fränkische Mannschaft nun sogar als Favorit. Und dieser Rolle wurden sie gerecht: nach zwei schnellen Toren war die Partie entschieden, in einem stets überlegen geführten Spiel machten weitere Tore das 6:0 perfekt.
"Im Finale stand uns Karlsruhe gegenüber, wo auch ein paar Bundesligaspieler vom Vizemeister Malsch mitspielen. Sie hatten die letzten Jahre die adh-Trophy gewonnen und gingen das ganz routiniert an“, erklärte die Studentin Müller. Ein schnelles, kraftbetontes Spiel entwickelte sich. Den tänzerisch vorgetragenen Angriffen konnten das bayerische Team zunächst nichts entgegensetzen, zwei Gegentore waren die Folge. In einem wütenden Gegenstoß gelangte der Ball zum Bamberger Niklas Tadda, der seine überragende Klasse als Bundesligaspieler aufblitzen ließ und kurzen Prozess machte. Doch der Treffer zählte nicht: Der Karlsruher Torwart zog den Ball sofort wieder aus dem Korb, sodass die Schiedsrichter den Treffer nicht sahen, erzählt Hannes Hofmann. Frustriert von der Fehlentscheidung verlor die Mannschaft den Faden, was Karlsruhe eiskalt nutzte, um die Führung weiter auszubauen. Am Ende stand ein bitteres, dem Leistungsunterschied nicht angemessenes 5:0. „Auch wenn der Endstand deutlich war, finde ich, dass wir ganz gut dagegen gehalten haben“, meinte Heike Müller. Ein Finalspiel sei für die Nerven etwas anderes als die Spiele davor. „Im Finale standen wir deutlich unter Stress. Aber schon alleine das Mitmachen war wahnsinnig spannend, weil wir damit an unsere körperlichen und spieltaktischen Grenzen kommen konnten.“
Einen Eindruck vom Unterwasserrugby können Sie bei diesem Bericht von bayernsport.tv gewinnen.