Die Bamberger Delegation vertritt beim UN-Planspiel in New York die sozialistische Republik Vietnam. (Bild: tog)

- Torsten Geiling

Wir sind VIETNAM

15 Studierende aus Bamberg nehmen im April an einem UN-Planspiel in New York teil

Wenn am 11. April in New York ein UN-Planspiel beginnt, werden sich 15 Bamberger Studierende gegen wirtschaftliche Sanktionen und für den Frieden einsetzen. „Wir haben in unserem Land selbst erlebt, welche verheerenden Folgen der Krieg hat“, sagt Kerstin Hammann. Damit meint die 23-jährige Psychologiestudentin nicht die Bundesrepublik. Denn: „Wir sind VIETNAM.“

Zum vierten Mal beteiligt sich die Otto-Friedrich-Universität Bamberg unter der Federführung des Politikwissenschaft-Lehrstuhls von Prof. Dr. Thomas Gehring am so genannten National Model United Nations (NMUN). 3000 Studierende aus aller Welt simulieren dort in der Woche vor Ostern eine Konferenz der Vereinten Nationen, arbeiten in verschiedenen Delegationen und stimmen beispielsweise in der Vollversammlung über Resolutionen ab. Dabei vertritt jede Gruppe ein Land, das der Uno angehört.

„Wer wen vertritt, wird zugeteilt“, erklärt der BWL-Student Kevin Fischbach, der bereits im letzten Jahr „als Andorra“ daran teilgenommen hat und nun mit Kommilitone Arno Seeger an der Organisation beteiligt ist. Am liebsten hätte die Bamberger Delegation „Irak“ vertreten, nun ist es die sozialistische Republik Vietnam geworden. „Auch ein interessantes Land, das einem viel Einfühlungsvermögen abverlangt, um es in den Komitees überzeugend vertreten zu können“, meint Alexandra Rudolph. Die 22-Jährige studiert „European Economic Studies“ und hat sich mit ihrer Bewerbung wie die 13 übrigen Teilnehmenden gegen rund 30 andere Studierende von der Universität Bamberg durchgesetzt, die auch gerne an den Modelltagen teilgenommen hätten. „Es ist nicht nur eine tolle Gelegenheit, die Uno und ihre Organe live zu erleben, sondern sich auch für eine Zeit in eine andere Sicht- und Denkweise zu versetzen und Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen“, so Rudolph.

Neues Heimatland Vietnam

Damit war jedoch eine ganze Menge Arbeit verbunden: Im letzten Vierteljahr haben die Studierenden viel Zeit in das Projekt investiert. Einmal die Woche hat sich die Gruppe getroffen, Referate gehalten und diskutiert, um Vietnam aus den unterschiedlichsten Perspektiven zu verinnerlichen, als handle es sich dabei wirklich um das eigene Heimatland. Dazu hat auch ein Besuch beim Auswärtigen Amt und vor allem beim vietnamesischen Botschafter in Berlin beigetragen. „Von ihm haben wir viel gelernt“, berichtet Soziologiestudent Jakob Kunzlmann, „Beispielsweise wie man auf diplomatischem Parkett unangenehmen Fragen ausweicht.“ Und das kann die Delegation in der Vollversammlung, im Gremium der Welthandelsorganisation oder bei abendlichen Diskussionen in der Verhandlungssprache Englisch, mit Themen wie beispielsweise Korruption oder Menschenrechte, sicherlich brauchen.
Ebenso wie weitere Sponsoren: Rund 20 000 Euro kostet die Teilnahme der Bamberger Delegation. „Wir erhalten eine Förderung von der Robert-Bosch-Stiftung und dem DAAD. Natürlich würden wir uns über weitere Sponsoren freuen“, so Fischbach.

Viel Erfolg den Bamberger Neu-Vietnamesinnen und -vietnamesen in New York!