Nach der „Mehrwegliga“ folgt der Kohleausstieg
Der angekündigte Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen, der im November 2019 Wirklichkeit werden könnte, ist kein gutes Zeichen für den Umweltschutz. Doch nicht nur Donald Trump zeigt der Erderwärmung die kalte Schulter, er ist einer von vielen einflussreichen Akteuren, die einem globalen Klimaschutz im Wege stehen, findet Nick Heubeck. Er studiert Politik- und Kommunikationswissenschaft, ist Mitglied der Bamberger Grün Linken Studierendeninitiative (BAGLS) und kritisiert an der internationalen wie deutschen Klimapolitik ineffiziente Maßnahmen, mangelnde Durchsetzungskraft und Trödeleien, die sich niemand mehr leisten kann. Deshalb appelliert er selbst an Träger gesellschaftlicher Verantwortung, zum Beispiel an den Fußballverein Borussia Dortmund: Auf der Kampagnenplattform Change.org überzeugte er den Vorstand im Sommer 2018 mit 100.000 Stimmen der Petition „Mehrwegliga“ davon, der Umwelt zu Liebe im größten deutschen Stadion zukünftig auf Einwegplastik-Trinkbecher zu verzichten. Betreiber und User der Plattform kürten seine Petition zur erfolgreichsten Kampagne des Jahres. Das brachte ihm den Changer des Jahres-Award ein, vor allem aber die Bestätigung, dass man als Einzelner durchaus etwas ins Rollen bringen kann. Das Preisgeld investiert er seit Januar 2019 in seine neue Kampagne „Kohleausstieg bis 2030!“. Über 80.000 Stimmen konnte er seither gegen den Beschluss der Kohlekommission der Bundesregierung sammeln, die eine Kohlenutzung bis 2038 vorsieht.
Klimaschutz kann nicht mehr warten
Was ihn dazu motiviert, selbst aktiv zu werden, ist vor allen Dingen das Gefühl der Wut, erzählt Nick Heubeck. „Die Müllberge im Stadion machten mich wütend, weil sie angesichts der Alternativen und der finanziellen Mittel des Vereins so leicht hätten vermieden werden können.“ Dasselbe gelte für den Kohleabbau: Die Energiewende habe ausreichend Potenzial, aber die Politik stelle sich quer. Dafür sei aber keine Zeit mehr. Der 20-jährige Nick Heubeck ist mit seiner Meinung nicht allein. Gerade die jungen Generationen fordern einen generellen und sofortigen Wandel der Klimapolitik: In internationalen Protesten wie Fridays for Future wird ihre Stimme lauter. Auch dort engagiert sich Nick Heubeck: Er unterstützt die Schülerbewegung bei der Pressearbeit und überreichte im Januar gemeinsam mit weiteren Umweltaktivisten und im Namen von 120 Umwelt- und Jugendorganisationen einen offenen Brief an die Kohlekommission in Berlin.
Politik sollte umweltbewusstes Leben erleichtern
Der Schutz der Umwelt hänge nicht immer an großen politischen Entscheidungen, findet der junge Student. „Immer mehr Menschen denken über die Konsequenzen ihres Konsumverhaltens nach.“ Das Bewusstsein dafür, dass jede alltägliche Kaufentscheidung ein politisches Statement sein kann, wächst. Aber wie die richtige Entscheidung treffen zwischen regionalen Tomaten, die in Plastikfolie eingeschweißt sind, und losem Gemüse aus dem Ausland? Genau hier müsse die Politik ansetzen, so Nick Heubeck: „Ihre Aufgabe ist es, einen Rahmen zu schaffen, der es dem Einzelnen so leicht wie möglich macht, umweltbewusst zu leben. Wir persönlich können nur einen begrenzten Beitrag zum Umweltschutz leisten. Die Klimakrise muss aufgrund des begrenzten Zeitfensters politisch gelöst werden.“