Die Organisatoren Simon Baumgartner (links) und Thimo Heisenberg können sich über eine gelungene Tagung freuen.

Der ehemalige Kulturstaatsminister und Philosoph Julian Nida-Rümelin am Mikrophon (Bilder: Sebastian Krebs).

Christian Illies (links) in der Podiumsdiskussion mit Carl Friedrich Gethmann.

- Sebastian Krebs

Die trägen Mitbürger aufrütteln

Zwei Studenten organisieren eine Tagung zu „Philosophie und politischem Handeln“

Was ist die Rolle der Philosophie in der heutigen Öffentlichkeit? Und welche Möglichkeiten der akademischen Philosophie gibt es, politisches Handeln konkret zu beeinflussen? Diesen Fragen ging am 4. Juli eine Tagung zum Thema „Philosophie und politisches Handeln“ nach. Organisatoren waren die beiden Studenten und Stipendiaten des Max-Weber-Programms Simon Baumgartner und Thimo Heisenberg.

Laptop und Beamer konfigurieren, Programmzettel auf den Tischen verteilen. Samstag, 4. Juli, 10 Minuten vor 11 Uhr, das Audimax im Universitätsgebäude Feldkirchenstraße. Für Simon Baumgartner, Student an der Otto-Friedrich-Universität, und Thimo Heisenberg von der Ludwig-Maximilians-Universität München ist es die erste Tagung, die sie organisieren. „Philosophie und politisches Handeln“ lautet das Thema, als Referenten haben die beiden Stipendiaten des Max-Weber-Programms vier gestandene Experten gewinnen können: Julian Nida-Rümelin, Professor für politische Philosophie an der LMU München und ehemaliger Staatsminister für Kultur und Medien. Carl Friedrich Gethmann, ebenfalls Philosophie-Professor und Direktor der europäischen Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen. Gerhard Stamer, Vizeeuropameister im Judo und Leiter des Instituts REFLEX für praktische Philosophie. Schließlich Professor Reinhard Zintl, Inhaber des Lehrstuhls für Politikwissenschaft I in Bamberg.

Auch das Ziel des Nachmittags ist klar: „Die trägen Mitbürger aufrütteln“, schreiben Baumgartner und Heisenberg in ihr Konzept. So verstand schon Sokrates einst seine Rolle als Philosoph. „Uns geht es vor allem um das Verhältnis von Politik und Philosophie“, sagt der 21-jährige Simon Baumgartner, der in Bamberg Philosophie, Germanistik und Geschichte studiert. „Wir wollen wissen, wo die Philosophie in diesem Zusammenhang heutzutage zu verorten ist.“

„Es gibt in Deutschland die Chance, die Politik zu beraten“

Um 11 Uhr steigt die Aufregung, dann ergreifen Baumgartner und Heisenberg das Mikrofon, begrüßen die rund 60 Zuhörer. Sie bedanken sich beim Max-Weber-Programm der Studienstiftung, das die Veranstaltung finanziert hat. Dankesworte auch an die Universität Bamberg und die zahlreichen helfenden Händen im Hintergrund. Insbesondere Prof. Dr. Friedhelm Marx als Mentor im Max-Weber-Programm und dem Bamberger Lehrstuhl für Philosophie II um Prof. Dr. Christian Illies danken die beiden die große Unterstützung mit Rat und Tat.

Die Erläuterung des Konzepts, die Vorstellung der Referenten meistern Baumgartner und Heisenberg souverän. „Vor und während der Eröffnungsrede war eine stetige Anspannung da“, sagen die beiden Veranstalter. Im Publikum aber hat man davon kaum etwas bemerkt.

Dort erwartet man den ersten Vortrag. Julian Nida-Rümelin spricht über seine Erfahrungen als Kulturstaatsminister, über die Möglichkeiten der wissenschaftlichen Philosophie, Einfluss auf konkretes politisches Handeln zu nehmen. „Die Boomphase der Ethik ist noch nicht vorbei“, sagt Nida-Rümelin. „Es gibt in Deutschland die Chance, die Politik zu beraten. Die Politik will das.“ Der nächste Referent, Gerhard Stamer, ist kurzfristig erkrankt. Fabian Geier, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Philosophie II, springt für ihn ein und liest den von Stamer ausgearbeiteten Vortrag über das Institut REFLEX für praktische Philosophie vor.

Am Samstagnachmittag sprechen Reinhard Zintl und Carl Friedrich Gethmann, bevor die Veranstaltung mit einer großen Podiumsdiskussion – moderiert von Christian Illies – ausklingt. Einig ist man sich, dass die Philosophie sich nicht zu verstecken braucht, wenn sie es schafft, in klarer und verständlicher Weise an die Öffentlichkeit heranzutreten. Und wer Philosophen nicht ernst nimmt, dem setzt Carl Friedrich Gethmann entgegen: „In der Philosophie ist die Zahl der Verrückten nicht wesentlich größer als in anderen Disziplinen.“ Lachen im Publikum. Applaus.

Simon Baumgartner und Thimo Heisenberg sind zufrieden mit dem Verlauf der Tagung, mit den Reden und Diskussionsbeiträgen. „Wir hätten uns nur ein bisschen mehr Publikum gewünscht.“ Ob sie so etwas noch einmal auf die Beine stellen? Simon Baumgartner lacht. „Was die Zukunft bringt, ist ungewiss.“