Mutter, Redakteurin und Studentin – wie ist das in Zeiten von Corona zu schaffen?
Annelie Faber hat viele Aufgaben: Sie ist Mutter von zwei Kindern, Redakteurin bei TV Oberfranken und nicht zuletzt ist sie Studentin an der Universität Bamberg. Auch ohne Corona-Pandemie ist ihr täglicher Zeitplan voll, wie sie bereits in einem Beitrag im universitären Facebookauftritt berichtet hat. Die aktuelle Situation ist für viele Studierende eine Herausforderung – für die zweifache Mutter aber ganz besonders.
„Unser Familiensystem ist erst einmal zusammengebrochen. Mein eng strukturierter Zeitplan hat nicht mehr funktioniert“, berichtet Annelie Faber. Sie arbeitet vier Tage in der Woche bei TV Oberfranken und studiert im zweiten Mastersemester Literatur und Medien in Bamberg. Für die Universität hat sie einen festen Tag in der Woche eingeplant, an dem sie Lehrveranstaltungen besucht.
Die Kommunikation mit anderen Studierenden und den Dozierenden funktioniert gut
Diese Veranstaltungen finden jetzt online statt. Die Dozierenden, mit denen die Studentin zusammenarbeitet, geben sich Mühe, trotz der außergewöhnlichen Umstände ein qualitativ hochwertiges Lehrangebot auf die Beine zu stellen. Vergleichbar sind Online-Seminare mit Präsenzveranstaltungen aus ihrer Sicht nicht: „Praktische Aufgaben, wie zum Beispiel die Organisation eines kleinen Filmfests, das im Rahmen eines Seminars über Wim Wenders geplant war, sind natürlich online schwer umsetzbar.“ Der Austausch mit anderen Studierenden und den Dozierenden funktioniere trotz der Online-Lehre gut. Die Dozierenden kämen ihr auch entgegen, indem sie die Abgabefristen für Hausarbeiten gelockert haben. Trotzdem bezweifelt Annelie Faber, dass sie in diesem Semester das ECTS-Punktepensum, das sie sich vorgenommen hat, schaffen wird. Sie möchte das Semester aber auf jeden Fall durchziehen.
„Ich trauere dem Lesesaal in der Bibliothek nach“
Am meisten vermisst die Studentin die Möglichkeit, in einer der Universitätsbibliotheken zu arbeiten: „Es klingt sehr romantisch, dass man jetzt alles von zu Hause aus machen kann, aber wenn da zwei Kinder im Haus sind, passiert es, dass die einfach reinkommen und auch nicht verstehen, dass man gerade arbeiten muss.“ Das war auch der Grund, warum die zweifache Mutter ein Studium an der Universität Bamberg einem Fernstudium vorgezogen hat. „Da kann ich zum Lernen an die Uni gehen. Das funktioniert momentan nicht und ist tatsächlich ein riesiges Problem für mich. Ich kann zu Hause nicht so konzentriert arbeiten, wie in der Universitätsbibliothek.“ Immerhin sei es seit einiger Zeit wieder möglich, Bücher zu bestellen und mit Termin abzuholen. Diesen Service hat die Studentin bereits in Anspruch genommen.
Andere Angebote der Universität für Studierende mit Kindern hat Annelie Faber bisher nicht genutzt. „Häufig habe ich nicht einmal die Zeit, mich an die betreffenden Stellen zu wenden und nachzufragen“, sagt sie.
Service der Universität für Studierende mit Kind
Und tatsächlich bestätigt auch Maria Steger, Leiterin der Studierendenkanzlei und des Eltern-Service-Büros: „Wir sind vollkommen überrascht, dass sich so wenige Studierende mit Kind bei uns gemeldet und um Hilfe gebeten haben.“ Ihr sei aber bewusst, dass das nicht bedeute, dass die Studierenden keine Probleme hätten. „Ich weiß, dass viele zu kämpfen haben, denn Studieren mit Kind ist gerade in Corona-Zeiten eine große Herausforderung. Dabei unterstützen wir gerne.“
Das Eltern-Service-Büro ist die zentrale Anlaufstelle der Universität für alle Studierenden und Beschäftigten, die neben Studium oder Beruf auch Familienaufgaben übernehmen. Insgesamt geht Maria Steger von etwa 500 Studierenden an der Universität mit einem oder mehreren Kindern aus. Im Zentrum der Aufgaben des Eltern-Service Büros steht die Beratung zur Vereinbarkeit von Familie und Studium beziehungsweise Beruf. Dabei geht es bei Studierenden mit Kind hauptsächlich um Fragen zu Teilzeitstudium, oder zur Kinderbetreuung. „Momentan geschieht das nur per Telefon, was ich sehr schade finde“, bedauert die Leiterin des Eltern-Service-Büros.
Seit der Corona-Pandemie stellt vor allem die Kinderbetreuung ein Problem für viele Eltern dar
Bezogen auf die Corona-Pandemie konnte Maria Steger schon in einigen Fällen konkret behilflich sein. Besonders die Kinderbetreuung ist im Augenblick für viele Eltern ein Problem. Maria Steger hat für einige Studierende Bescheinigungen ausgestellt, die es ermöglicht haben, dass die Eltern ihre Kinder wieder in eine Betreuungseinrichtung geben konnten. Auch der Babysitterpool steht weiterhin zur Verfügung. Eine telefonische Beratung zu allen die Vereinbarkeit von Studium und Familie betreffenden Themen ist jederzeit möglich. Maria Steger hat sich außerdem dafür eingesetzt, dass trotz Beschränkungen wieder mehr Kinder in der KinderVilla betreut werden können. Es handelt sich um eine Außengruppe, die beispielsweise bei schlechtem Wetter Räume der Universität nutzen kann.
Die Betreuung spielt auch bei Annelie Faber eine Rolle. Die größten Sorgen macht sie sich aber um ihre beiden Kinder. Sie könnten noch nicht so konkret wie Erwachsene kommunizieren, wenn es ihnen schlecht geht oder sie eine Situation belastet. „Alle reden momentan von ‚Seelenhygiene’. Und das ist wichtig. Aber der Schulstoff wird nächstes Jahr trotzdem verlangt“, sagt die Studentin. Sie würde sich ganz besonders eine qualitativ hochwertige Familienzeit, wie zum Beispiel einen Urlaub, wünschen. „Ob das in diesem Sommer für uns möglich sein wird, wissen wir noch nicht“, sagt die Studentin. An ihrem Uni-Pensum soll es aber nicht scheitern. „Eine Hausarbeit habe ich schon abgegeben“, freut sie sich.
Weiter Informationen und Hilfe finden Studierende und Beschäftigte mit Kind unter: www.uni-bamberg.de/fgh