Erste Johann-von-Spix-Professur verliehen
Seit dem Sommersemester 2015 vergibt die Universität Bamberg semesterweise eine Johann-von-Spix-Professur. Erste Inhaberin der internationalen Gastprofessur ist die spanische Wirtschaftswissenschaftlerin Prof. Dr. Eva Camacho Cuena.
67 Tage dauert die Überfahrt mit der Fregatte Austria vom italienischen Triest bis nach Rio de Janeiro. Sie ist der Beginn der österreichischen Brasilien-Expedition im Jahr 1817. Mit an Bord ist der Konservator Johann Baptist Spix, der ab 1799 an der Universitas Ottoniano-Fridericiana, dem Vorläufer der heutigen Universität Bamberg, Philosophie studierte und dort auch promovierte. Während der folgenden drei Jahre sammeln er und der Botaniker Carl Friedrich Philipp von Martius in Brasilien 86 Säugetiere, 350 Vögel, 130 Amphibien und Reptilien, 116 Fische und viele Insekten- und Pflanzenarten. Für seine Leistungen wurde er anschließend geadelt und zum Ritter geschlagen. Der fränkische Humboldt, wie Spix auch genannt wird, ist seit dem Sommersemester 2015 der Namensgeber der Johann-von-Spix-Professur.
„Dieser Bamberger Alumnus hat bereits vor knapp 200 Jahren in entfernten Ländern geforscht“, erklärt Präsident Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert die Wahl des Namenspatrons. „Er verkörpert Internationalität! Seine Arbeit prägt die Zoologie bis heute.“ Die Johann-von-Spix-Professur vergab die Universität Bamberg nun erstmals. Am 13. Juli überreichte der Präsident der spanischen Gastprofessorin Dr. Eva Camacho Cuena die Urkunde.
Die Johann-von-Spix-Professur haben internationale Gastprofessorinnen und Gastprofessoren der Universität für die Dauer ihres Aufenthalts inne. Finanziert wird die Professur aus Sondermitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst. Es hatte im Jahr 2012 ein Sonderprogramm zur Internationalisierung der Hochschulen ins Leben gerufen. Es fördert neben Studienangeboten und Forschungskooperationen eben auch Gastprofessuren, die internationale Spitzenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler nach Bayern führen. Die Gelder ermöglichen für Bamberg eine Gastprofessur pro Semester.
Experimentelle Wirtschaftsforschung zur Finanzkrise
Noch bis September ist Eva Camacho bei der Fachgruppe Volkswirtschaftslehre am Lehrstuhl für VWL, insbesondere Internationale Wirtschaft von Prof. Dr. Mishael Milakovic zu Gast. Die spanische Wirtschaftswissenschaftlerin arbeitet im Bereich der experimentellen Wirtschaftsforschung. In einem aktuellen Projekt erforscht die Professorin der Universität Jaume I in Castellón de la Plana den Einfluss, den öffentliche Informationen auf Finanzmärkte haben. Beispiel: die Rolle der Ratingagenturen in der Finanzkrise ab 2007. Deren öffentliche Ratings lockten durch zu optimistische Bewertungen bestimmter Wertpapiere Anleger an. Diese Käufe erwiesen sich nachträglich jedoch als Fehlinvestitionen. Durch Experimente will Camacho den einzelnen Ursachen und Stufen solch komplexer Prozesse auf die Spur kommen, um die Erwartungsbildungsprozesse von Wirtschaftssubjekten unter öffentlichen Informationen besser zu verstehen und potentielle regulatorische Vorschläge auszuarbeiten.
Diese Forschung ließ sie auch in ihre Kurse einfließen, denn die Gastprofessur bedeutet auch, in Bamberg zu lehren. Experimentelle Wirtschaftsforschung gibt es an der Fachgruppe VWL, die stark wachsende Studierendenzahlen verzeichnet, bislang nicht als ausgewiesenen Schwerpunkt. „Ich war überrascht, wie sehr sich die Studierenden für diesen Themenbereich begeistert haben“, so Camacho. Lehrstuhlinhaber Milakovic erklärt: „Mir war es wichtig, dass die Studierenden durch den Aufenthalt von Frau Camacho einen Einblick in einen Bereich erhalten können, der ihnen sonst in Bamberg nicht in diesem Umfang zugänglich ist.“
Bereits 2011 riefen Milakovic und Camacho gemeinsam mit dem Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Simone Alfarano ein Erasmus-Programm ins Leben. Seitdem verbringen regelmäßig Bamberger Studierende ein Semester an der spanischen Universität Jaume I in Castellón de la Plana – und umgekehrt. „Wir wollen unseren Studierenden die Möglichkeit geben, nicht nur eine neue Sprache und Kultur kennenzulernen, sondern auch internationale Netzwerke aufzubauen und sich in der Welt zu Hause zu fühlen,“ sagt Camacho. Da der Austausch sehr gut angenommen wird, planen sie gemeinsam die Ausweitung der Zusammenarbeit. Die Zeit der Johann-von-Spix-Professur haben sie auch genutzt, um die Universitäten im Bereich der Lehre noch enger zusammenwachsen zu lassen: Ein Doppelabschluss im Bachelor- und Masterstudiengang European Economic Studies an beiden Universitäten ist in Planung.
Hinweis
Diesen Text verfasste Samira Rosenbaum für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.
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