Bejubelter musikalischer Semesterschluss
Was sich in der Musikstadt Bamberg unterhalb der symphonischen Elite ereignet, ist bemerkenswert. Und es stößt auch auf die hochverdiente Aufmerksamkeit. Das ließ sich im Februar in der Konzerthalle besichtigen, die beim Semesterschlusskonzert der Otto-Friedrich-Universität Bamberg rappelvoll war. Nicht nur die Studierenden und das universitäre Publikum, auch andere Musikfreunde fanden den Weg in den Josef-Keilberth-Saal, um der Aufführung von Antonín Dvořáks Oratorium Stabat Mater durch den Universitätschor und das Universitätsorchester zu lauschen. Und das lohnte sich wahrlich, denn die Interpretation dieses bewegenden Werkes gelang auf einem Niveau, das man über weite Strecken nicht mehr als bloß „amateurhaft“ qualifizieren konnte.
Ausdrucksvoller Auftakt
Unter der Leitung des seit 2014 amtierenden Leiters der Bamberger Universitätsmusik, Wilhelm Schmidts, musizierten ein ausgewachsenes Sinfonieorchester, vier Gesangssolisten und der mit über 100 Sängerinnen und Sängern besetzte Universitätschor. Antonín Dvořáks von tiefer Trauer um den Verlust der Kinder genährtes erstes oratorisches Werk, dem später noch das Requiem folgen sollte, ist eine dunkel gefärbte Musik, die nicht von Ausbrüchen lebt, sondern von gedeckten Farben und von der Intensität des Ausdrucks. Das ließ sich gleich beim Auftakt mit dem Stabat mater dolorosa erleben, einer geradezu trostreichen Musik, die von sattem Streicher- und breitem Chorklang geprägt war. Im Qui est homo? zeigte sich, welch homogenes Vokalquartett bei dieser Aufführung aufgeboten und welch vorzügliche Holzbläser verpflichtet werden konnten.
Präzise Pianoeinsätze und breiter Tuttiklang
Das reiche Aufgebot an Frauenstimmen, zu Beginn noch etwas furchtsam bei den Einsätzen, kam im Eia mater sehr schön zur Geltung und imponierte im anschließenden Fac, ut ardeat mit ebenso weichen wie präzisen Pianoeinsätzen. Im Tui nati endlich schien der gesamte Chor ganz bei sich angekommen zu sein, welch breiter Tuttiklang! Das Fac me vere entpuppte sich als ideale Rolle für Jeongyeop Seok und seine helle, im Piano besonders angenehme Tenorstimme. Ihm gesellte sich im Fac, ut portem mit Silke Evers eine Sopranistin hinzu, die mit schönem Timbre und wunderbaren Pianissimi selbst in höchsten Lagen zu beeindrucken wusste. Chao Dengs Bass hatte schon zuvor gefallen, und die profunde Altstimme Christine Mittermairs komplettierte im Inflammatus et accensus das Sängerquartett.
Ausgezeichnetes Zeugnis für die Universitätsmusik
Im abschließenden Ensemble Quando corpus morietur erreichten nochmals alle Tugenden dieser bemerkenswerten Aufführung ihren Höhepunkt, übrigens befördert durch exzellente Blechbläser und einen virtuosen Paukisten. Wilhelm Schmidts lotste den riesenhaften Klangkörper routiniert durch die anspruchsvolle Partitur. Lediglich im Virgo virginum praeclara blieb er einen Moment zu sehr Orchesterdirigent und ließ die Frauenstimmen bei ihren heiklen Einsätzen ein wenig allein. Ansonsten lieferte der vielbeschäftigte und auch andernorts sehr gefragte Chef der Bamberger Universitätsmusik ein sehr überlegtes und überlegenes Dirigat ab. Dieses am Ende einhellig bejubelte Stabat Mater stellte dem universitären Musikbetrieb ein ausgezeichnetes Zeugnis aus.