Lernen, um zu lehren
Man wird nicht als Lehrerpersönlichkeit geboren. Die Schulung der Unterrichtskompetenz beginnt früh im Studium und spricht unterschiedlichste Fertigkeiten an. Die Bamberger Wissenschaftler für Schul- und Wirtschaftspädagogik Jürgen Seifried und Jürgen Apel haben einen Sammelband publiziert, der über den Stand und die Perspektiven der Lehrerweiterbildung Auskunft gibt.
Im Herbst 2005 tagte die Arbeitsgruppe für Empirische Pädagogische Forschung (AEPFS) in Salzburg. Die Beiträge aus den Symposien „Empirische Lehrerbildungsforschung“ und „Kompetenzentwicklung in der Lehrerbildung“ haben die Bamberger Wissenschaftler PD Dr. Jürgen Apel, Projektmitarbeiter am Lehrstuhl für Schulpädagogik, und Dr. Jürgen Seifried, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik, geordnet und in einem Sammelband publiziert.
Der jüngst im Waxmann Verlag erschienene Band gibt unter verschiedenen Aspekten vielfältige, empirisch gestützte Hinweise, wie man die Lehreraus- und Lehrerweiterbildung verbessern kann und wie Studierende bzw. Referendarinnen und Referendare eine höhere Unterrichtskompetenz erwerben können. Angesichts des Mangels an empirischer Evaluation der Lehrerbildung trägt dieser Sammelband zum Abbau von Forschungsdefiziten bei.
Ansatzpunkte zur Qualitätssteigerung in der Lehrerbildung liegen zunächst in der Gestaltung der Lernumgebung in der ersten und zweiten Ausbildungsphase (Studium, Referendariat). Die Autoren zielen auf die Förderung des selbstorganisierten und situierten Lernens ab, um ein vernetztes und flexibles Expertenwissen aufzubauen. Entsprechende Lehr-Lern-Prozesse können sowohl im Rahmen von „klassischen“ Präsenzlehrveranstaltungen als auch im Zuge von (teil-)virtuellen Lernumgebungen ablaufen.
Zügiges Studium, effektives Referendariat
Bei der Frage, welche Kompetenzen Studierende während des Lehramtstudiums erwerben sollen, hilft die Formulierung, Operationalisierung, Vermittlung und Überprüfung von Standards weiter. Neben der Förderung unmittelbar unterrichtlich nutzbarer Lehrkompetenzen soll das Studium daraufhin ausgerichtet sein, Lernende zu befähigen, eigene Handlungsmuster beziehungsweise subjektive Theorien vor dem Hintergrund theoretischer Ansätze und empirischer Befunde kritisch zu reflektieren. In diesem Zusammenhang ist auch zu fragen, welche Persönlichkeitseigenschaften Studienanfängerinnen und Studienanfänger aufweisen und wie diese entwickelt werden können.
Neben der Optimierung einzelner Lehrveranstaltungen zielen Maßnahmen auf strukturelle Verbesserungen ab. So soll beispielsweise durch eine Verbesserung der curricularen Abstimmung in der Lehrerausbildung ein zügiges, qualitativ hochwertiges Studium angeboten werden. Die Notwendigkeit entsprechender Abstimmungsprozesse ist insbesondere in Lehramtsstudiengängen recht hoch, da hier – je nach Studienschwerpunkt – fächer- und fakultätsübergreifend eine besonders große Bandbreite von Inhalten vermittelt werden soll.
Bibliographische Hinweise
Jürgen Seifried, Jürgen Abel (Hrsg.):
Empirische Lehrerbildungsforschung. Stand und Perspektiven.
Münster, New York u. a.: Waxmann 2006.
196 Seiten, 24,90 Euro
ISBN 978-3-8309-1716-8