Die Ausstellung „De tinctio petalorum“ mit Bildern des rumänischen Künstlers und derzeitigen Stipendiaten des Künstlerhauses Miron Schmückle wird am 31. Januar 2006 eröffnet. (Bilder: IKVC)

Dr. Valentina Sandu Dediu (Musikwissenschaftlerin) hält am 24. Januar einen Vortrag über "Neue Musik in Rumänien".

- Pressestelle

Rumänisch-deutsche Begegnungen

Kunst und Kultur zwischen Historie und Gegenwart

In Deutschland weiß man wenig über Kunst und Kultur in Rumänien, obwohl es in der Geschichte immer wieder politische und kulturelle Verbindungen zwischen dem rumänischen und dem deutschsprachigen Raum gegeben hat. In acht Veranstaltungen zur zeitgenössischen Bildenden Kunst, Literatur und Musik Rumäniens unternehmen im Januar 2006 Künstler, Literatur- und Musikwissenschaftler im Künstlerhaus und in der Otto-Friedrich-Universität Bamberg den Versuch, einen Zugang zur in Deutschland weitgehend unbekannten rumänischen Kultur zu eröffnen.


Die Veranstaltungsreihe startete in der Villa Concordia mit einer Lesung und einem Runden Tisch, um einen Einblick in die gegenwärtige rumänische Literatur zu geben. Und es war ein ungewöhnliches Hörerlebnis, das sich den Besuchern der Lesung von Caius Dobrescu und Cezar Paul-Badescu, beide Stipendiaten des Künstlerhauses, am 10. Januar bot. Beide lasen zunächst kurze Passagen aus ihren in der Zeit der Ceausescu-Diktatur verorteten Romanen auf Rumänisch; denjenigen Zuhörern, die Französisch und Latein gelernt haben, kamen wohl immer wieder einzelne Worte bekannt vor. Im Anschluss lasen ihre Übersetzer Ernest Wichner und Gerhard Csejka aus den deutschen Texten.

Am 11. Januar waren dann die Entwicklungen der rumänischen und deutschen Literatur infolge der politischen Wende 1989 Thema des Runden Tisches, der von Prof. Dr. Friedhelm Marx vom Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft moderiert wurde. Neben Caius Dobrescu und Cezar Paul-Badescu und ihren Übersetzern nahmen auch die diesjährigen deutschen Stipendiaten im Bereich Literatur, Franziska Gestenberg und Michael Wildenhain, sowie Prof. Dr. Miorita Ulrich vom Lehrstuhl für romanistische Sprachwissenschaft und der Direktor des Künstlerhauses, Dr. Bernd Goldmann, an der Diskussionsrunde unter dem Titel „Postkommunistische Literatur in Rumänien und deutsche Literatur nach der Wende“ teil. Man versuchte, sowohl für Rumänien als auch für Deutschland die einschneidenden gesellschaftlichen Prozesse in Relation zu Veränderungen innerhalb der Literatur zu setzen. Dabei wurden nicht nur Unterschiede in der Lesekultur beider Gesellschaften deutlich, sondern trafen zugleich auch doch sehr unterschiedliche Einschätzungen der Situation, in der sich die Literatur in Rumänien befindet, aufeinander. Einigkeit bestand jedoch über die Notwendigkeit, sich stärker mit der rumänischen Gesellschaft und Literatur auseinanderzusetzen. Lakonisch konstatierte der Autor Cezar Paul-Badescu zur gegenwärtigen Situation: „Romanian literature does not exist in Germany.“

Historische Hintergründe zum immer wieder thematisierten Rumänien unter der Diktatur Nikolae Ceausescus erläuterte sowohl in seiner Einführung zur Lesung als auch im Rahmen des Runden Tisches der rumänische Kulturattaché Claudiu M. Florian, der den Botschafter Rumäniens, Adrian Cosmin Vierita, den Schirmherrn der Veranstaltungsreihe, in Bamberg vertrat.

Rumänischer Musik des 20. und 21. Jahrhunderts

Auch bei den drei Veranstaltungen zu rumänischer Musik des 20. und 21. Jahrhunderts besteht eine Zusammenarbeit des Internationalen Künstlerhauses mit der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, namentlich mit Prof. Dr. Stefan Hörmanns Lehrstuhl für Musikpädagogik und Musikdidaktik. Am Jour fixe des am 17. Januar stellte der Wuppertaler Komponist und Musikwissenschaftler Thomas Beimel das Werk der rumänischen Komponistin Myriam Marbe vor. Sein Vortrag verband ein sensibles, persönliches Portrait der Komponistin mit einer durch Musik- und Videoeinspielungen  ergänzten Analyse einiger ihrer Kompositionen.

Am 19. Januar 2006 spielte der Pianist Daniel Goiti, der wie Thomas Beimel zurzeit Stipendiat im Künstlerhaus ist, im Audimax der Universität Stücke bedeutender rumänischer Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts, namentlich Paul Constantinescus, George Enescus, Martian Negreas und Sigismund Todutas, überdies eine Komposition Dan Dedius, der bis Ende März 2006 ebenfalls als Stipendiat in Bamberg lebt.

"De tinctio petalorum"

Die Trias dieser Musikveranstaltungen beschließt am 24. Januar, um 19 Uhr in der Villa Concordia Dr. Valentina Sandu-Dediu mit einem Vortrag zu Neuer rumänischer Musik. Am 31. Januar - vor der Eröffnung der Ausstellung „De tinctio petalorum“ mit Bildern des rumänischen Künstlers und derzeitigen Stipendiaten des Künstlerhauses Miron Schmückle - findet außerdem für Studierende der Islamkunde und Arabistik sowie der Ethnomusikologie der Otto-Friedrich-Universität im Atelier von Thomas Beimel ein Workshop mit dem aus Algerien stammenden und in Frankreich lebenden Musiker Mohamed Mahdi statt, der zur Vernissage araboandalusische Musik spielen wird.