„Alle können zu einem umwelt- und ressourcenschonenden Lebensstil beitragen.“
Wochenende auf dem Bamberger Maxplatz. Zwischen den obligatorischen Essenständen hat sich ein neues, nicht-kulinarisches Angebot aufgetan: Studierende organisierten gemeinsam mit dem Bund Naturschutz für zwei Tage eine Kleidertauschbörse. Alle Interessierten hatten die Möglichkeit, Kleidung und Accessoires abzugeben oder für Anderes einzutauschen. Philosophie-Studentin und Mitorganisatorin Sarah Leuchtenberg erklärt: „Es geht uns auch darum, den Konsum zu hinterfragen und zu kritisieren. Die Kleidertauschbörse wurde gut angenommen und hat gezeigt, dass wir alle genug im Kleiderschrank haben und eigentlich nichts mehr brauchen.“
Die Kleidertauschbörse war eine von insgesamt 31 Veranstaltungen der Nachhaltigkeitswoche (Nawo) 2021, die vom 21. bis 27. Juni 2021 stattfand. Auf die Beine gestellt hatte sie die AG Nawo unter der Leitung von Dr. Yelva Larsen im Auftrag der Steuerungsgruppe Nachhaltigkeit der Universität Bamberg in Zusammenarbeit mit dem Referat für Ökologie der Studierendenvertretung der Universität Bamberg. Vorträge, Podiumsdiskussionen, Workshops, Stadtrundgang oder Fahrradtour mit Meditation im Hanffeld: Sie alle füllten das diesjährige Thema Vom Denken zum Handeln mit Leben und boten Denkanstöße, konkrete Handlungsimpulse und erweiterte Perspektiven auf eine zukunftsorientierte Lebensweise. „Ziel der Nawo ist es, für notwendige Veränderungen in unserer Gesellschaft zu sensibilisieren und anhand unterschiedlicher Beispiele zu zeigen, dass alle zu einem umweltschonenden und sozial gerechten Lebensstil beitragen können“, sagt Yelva Larsen.
Im Alltag nachhaltig handeln: Die Nawo bot Tipps und Tricks
Diesem Ziel folgend bestand die Nawo 2021 aus zwei Teilen. Am Wochenanfang gaben zahlreiche Referentinnen und Referenten Denkanstöße dazu, was eine Kultur der Nachhaltigkeit mit Bezug auf die gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit bedeuten kann. Der zweite Teil bot konkrete Anregungen, wie sich der Alltag einfach und unkompliziert ökologisch verträglicher gestalten lässt. Beispielsweise bekamen die Besucherinnen und Besucher der Probierstunde: Lebensmittel fermentiert und haltbar gemacht nicht nur Häppchen serviert, sondern auch praktische Tipps zum Umgang mit eingelegtem Obst und Gemüse.
Ihre Zahnpasta und Deodorants selbst herstellen konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei einem Do-it-yourself-Workshop des Vereins Gaia Protection e.V. „Ich wollte das schon immer mal machen und habe mich sehr gefreut, dass das in der Nachhaltigkeitswoche der Uni angeboten wurde“, erzählt die Psychologie-Studentin Hanna Bierprigl. Auch Gregor Christa, der von seiner Nachbarin vom DIY-Workshop erfahren hat, ist begeistert und hält es für sehr wichtig, dass möglichst viele Menschen solche Erfahrungen erleben können: „Man denkt, man kann nicht viel machen. Aber jeder kann was machen. Mit kleinen Schritten im Alltag kann man zusammen ganz viel bewegen.“
Erweiterte Perspektiven auf nachhaltiges Handeln im universitären Kontext
Doch Nachhaltigkeit, so lautet eine weitere wichtige Botschaft der Nawo 2021, umfasst mehr als umweltschonendes Denken und Handeln im Alltagskontext. Es geht unter anderem auch darum,
- wie in Forschung und Lehre Perspektiven zu diesem Thema entstehen und vermittelt werden können (Beispiel: Workshop: Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in der Hochschullehre),
- was einzelne Fächer sowie disziplin- und institutionsübergreifende Kooperationen inhaltlich zu aktuellen gesellschaftlichen Diskussionen beitragen können (Beispiel: Kurzvorträge von ZIS-Mitgliedern zu „Schöpfung bewahren: Religiöse Werte und Nachhaltigkeit“) oder
- wie Prinzipien einer nachhaltigen Entwicklung auch im ressourcenschonenden Planen, Bauen und Betreiben von Infrastrukturen berücksichtigt werden können (Beispiel: Podiumsdiskussion: Nachhaltigkeit – Handlungsfelder im Check. Mit Vertretenden aus Aktivismus und Wissenschaft)
- wie sich Gleichstellung positiv auf Kultur und Wertschöpfung eines Unternehmens, einer Institution oder Partei auswirken kann (Beispiel: Podiumsdiskussion: Gemeinsam führen –Paritätisches Leadership in Organisationen und Unternehmen)
Prof. Dr. Björn Ivens und der Verein Lead side by side, der unter anderem von Mitgliedern der Universität Bamberg gegründet wurde, rückten bei einer Podiumsdiskussion insbesondere den Aspekt paritätisches Leadership in den Mittelpunkt. Sie luden drei Duos aus weiblichen und männlichen Führungskräften ein, ihre Erfahrungen ebenso zu diskutieren wie die Herausforderungen, die noch zu meistern sind. Zu Gast waren auch Präsident und Kanzlerin der Universität Bamberg.
Gleichstellungsziele an der Universität: Professorinnenanteil erhöhen, Männer zu Teilzeitbeschäftigung motivieren
Die beiden schätzen ihr paritätisches Führungsmodell und haben seit dem Amtsantritt von Prof. Dr. Kai Fischbach im Oktober 2020 einige Projekte zusammen vorangebracht, unter anderem die Integration der neuen HTA-Professuren oder die Bewältigung der Corona-Pandemie. Wie das gelungen ist? „Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass jeder seine eigene Rolle gut kennt und zugleich weiß, wie der andere arbeitet“, sagt Dr. Dagmar Steuer-Flieser. „Für ein harmonisch-konstruktives Miteinander braucht es Empathie und gegenseitiges Interesse. Denn wenn wir nicht gut zusammenarbeiten, wirkt sich das auf die gesamte Universität aus.“ Die Dichotomie von Mann und Frau spielt dabei für die beiden keine maßgebliche Rolle. „Ein gutes Team sollte möglichst viele unterschiedliche Perspektiven einbringen. Dass Männer und Frauen dabei gleichberechtigt agieren, ist für mich selbstverständlich“, sagt Kai Fischbach.
Gesamtuniversitär arbeiten beide daran, die Anzahl von Frauen in Führungspositionen weiter zu erhöhen. „Wir sind mit 31 Prozent bayernweit spitze, was unseren Anteil an Professorinnen anbelangt“, erläutert Kai Fischbach. Doch wenn man bedenkt, dass rund 67 Prozent unserer Absolventen, aber nur 25 Prozent unserer Habilitanden weiblich sind, wird klar, dass wir gerade auf den höheren Führungsebenen noch mehr erreichen können und müssen. Dafür werden wir uns nachdrücklich einsetzen, vor allem in Berufungsverhandlungen.“ Dagmar Steuer-Flieser hat überdies die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Beschäftigungsverhältnisse im Blick. „Derzeit beobachten wir, dass Frauen vermehrt zuhause bleiben, um dort die Auswirkungen der Pandemie abzufedern. Wir müssen jetzt aufpassen, dass wir in puncto Gleichstellung keine Rückschritte machen. Deshalb arbeiten wir an Konzepten, wie wir Männer zu mehr Teilzeitbeschäftigung animieren können."
Nachhaltigkeitswoche 2022: Kooperation mit Stadt Bamberg ausbauen
Von der Herstellung von Deodorant und Zahnpasta bis hin zur weiteren Verankerung von Gleichstellung in der Universität: Die Nawo, davon ist das Organisationsteam überzeugt, hat viel Potenzial, um auf unterschiedlichen Ebenen langfristig zu wirken. Was bleibt ad hoc? Vor allem der Ausblick auf die nächste Nachhaltigkeitswoche im Jahr 2022. „Wir hoffen, dass wir bei Programmgestaltung und Durchführung wieder auf die tatkräftige Unterstützung der Universitätsangehörigen und insbesondere der Studierenden zählen können. Besonders ist der Einsatz des Referats für Ökologie hervorzuheben, das in diesem Jahr viele der Veranstaltungen nicht nur organisiert, sondern auch selber umgesetzt hat“, sagt Yelva Larsen. „Dank dieses großen Engagements haben wir bereits jetzt einige Veranstaltungen zusammen mit unserem neuen Kooperationspartner, der Stadt Bamberg, anbieten können. Diese Verzahnung wollen wir weiter ausbauen, damit die Nawo noch stärker in die Gesellschaft wirken kann.“ Einen Programmpunkt gibt es übrigens schon: Die pandemiebedingt verschobene Ausstellung Architektur der Natur von Studierenden der Kunstdidaktik wird voraussichtlich zur nächsten Nachhaltigkeitswoche stattfinden.
Weitere Eindrücke von der Nachhaltigkeitswoche 2021 finden Sie in unserer Bildergalerie.