Studierende der Universität Bamberg vermitteln Schülern der Ludwig-Uhland-Hauptschule in Nürnberg Medienkompetenz... (Foto: privat)
... um sie auf die Gefahren des Internet vorzubereiten
Fit fürs Internet
Bereits 2009 rief die Professur für Pathopsychologie der Universität Bamberg in Kooperation mit dem Bamberger Clavius-Gymnasium und dem Friedrich-Rückert-Gymnasium in Ebern das Projekt Netzgänger ins Leben, das unter der Schirmherrschaft von Staatssekretärin Melanie Huml steht. Im Wintersemester 2010/11 analysierten Teilnehmer des Wahlpflichtmoduls Angewandte Gesundheitspsychologie diese erfolgreichen Pilotprojekte und erarbeiteten ein Konzept, wie man sie auch auf Hauptschulen übertragen kann. Betreut wurden sie von Prof. Dr. Jörg Wolstein und der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Simone Kremer. Zusammen mit der Bürgerstiftung Nürnberg, die dieses Teilprojekt für drei Jahre finanzieren wird, wählten die Psychologen die Ludwig-Uhland-Hauptschule in Nürnberg aus. Ziel aller Netzgängerprojekte ist es, den Schülern Medienkompetenz zu vermitteln, um sie besser vor Gefahren im Umgang mit dem Internet und Neuen Medien zu schützen.
Gefahren sozialer Internet-Netzwerke
Dieses neue Netzgänger-Projekt an der Ludwig-Uhland-Hauptschule reichte die Universität Bamberg für den klicksafe Preis für Sicherheit im Internet 2011 ein, woraufhin es als eines der besten vier Projekte deutschlandweit nominiert wurde. Den mit 1.000 Euro dotierten Preis hat der Verein Zartbitter Köln e.V. mit seinem Präventionstheaterstück Click it!² gewonnen. Seit 2006 verleiht die EU-Initiative klicksafe diesen Preis jährlich an jeweils ein Webangebot und ein Projekt, die sich mit der Sicherheit im Internet und der Förderung von Medienkompetenzen befassen. In diesem Jahr sollten vor allem jene Projekte ihre Bewerbung einreichen, die sich mit Datenschutz und Sexualität im Internet auseinandersetzen. Diese Themen sind für die Netzgänger besonders wichtig: Kann ich jedes meiner Fotos auf Facebook zeigen? Wer kann meine private Adresse sehen? Und warum ist es überhaupt schlimm, wenn nicht nur meine Mitschüler wissen, wann ich an den Badesee fahre?
Schüler leiten Schüler an
Über mehrere Semester hinweg betreuten die Psychologie-Studierenden die Netzgänger an den Gymnasien. Ihre Aufgabe war jedoch nicht, die Medienkompetenz selbst zu vermitteln. Das Projekt besteht aus mehreren Phasen und setzt – wie übrigens auch das preisgekrönte Theaterstück Click it!² – auf die sogannte „Peer-Prävention“: Ältere Schüler sollen als Tutoren ihrer jüngeren Mitschüler fungieren, ihrer „peer-group“ also. Diese haben viel größere Vorbildfunktion als Autoritätspersonen wie Eltern oder Lehrer. An den Gymnasien haben die Studierenden dazu einige Schüler der Oberstufe erst selbst im Umgang mit dem Internet geschult und sie dann darauf vorbereitet, ihr Wissen an die Unterstufenschüler weiterzugeben. Daraufhin begann die eigentliche Peer-Prävention. Die Oberstufenschüler gingen in die unteren Klassen und führten Tutorien zum Umgang mit dem Internet durch. Dabei wurden vor allem Fragen zum Schutz persönlicher Daten und dem Umgang mit sozialen Netzen, Cyber-Mobbing, Internetfallen und Spielsucht behandelt.
Zu jung fürs Internet?
Die Besonderheit an der Zusammenarbeit mit den Hauptschülern der Ludwig-Uhland-Schule war das Alter der Schüler. In den Gymnasien hatte man mit den Oberschülern Mitstreiter gefunden, die das Projekt selbständig weitertragen können, sobald es einmal initiiert ist. An der Hauptschule führten Schüler der 7. Klasse die Tutorien mit den Schülern der 5. Klassen durch. „Ich hatte anfänglich die Befürchtung, dass die Schüler der 5. Klasse noch zu jung sind und wir das Interesse am Internet bei ihnen erst wecken“, erzählte die Studentin Katharina Stadter, die ihre Bachelorarbeit über die Netzgänger an Hauptschulen schreibt. Aber nach Befragungen stellte sie fest, dass diese Altersgruppe ohnehin schon im Internet unterwegs ist. Sie ist technisch erfahren, geht aber sehr unreflektiert mit diesem Medium um. Tatsächlich sei sie damit die ideale Zielgruppe für das Projekt, da vorbeugende Maßnahmen bei Jugendlichen bis zum Alter von 13 Jahren besonders erfolgreich sind.
Vorteile für alle Beteiligten
Für die Hauptschüler der 7. Klasse gab es auch einen positiven Nebeneffekt. Sie lernten nicht nur den Umgang mit dem Internet, sondern erweiterten auch ihre Sozial- und Redekompetenzen. Anfänglich fiel es vielen Schülern noch schwer, frei vor ihrer eigenen oder der 5. Klasse zu sprechen. Mit der Zeit wurden die Schüler jedoch selbstbewusster. Diese Entwicklung mitzuerleben, machte Katharina Stadter besonders stolz. Auch die Psychologie-Studierenden der über mehrere Semester laufenden Seminarreihe Angewandte Gesundheitspsycholgie - Netzgänger konnten mehr als nur ECTS-Punkte erwerben. Die Seminare waren sehr praxisorientiert: Die Studierenden arbeiteten aktiv an Konzept, Umsetzung und Evaluierung dieses Projektes und sammelten so erste Erfahrungen im Bereich der Präventionsarbeit. Projektleiterin Simone Kremer hatte sich natürlich viel Engagement erhofft, war dann aber doch beeindruckt, wie viel Zeit und Kreativität die Studierenden in dieses Projekt investierten. Die Zusammenarbeit mit allen drei Schulen soll wie bisher in Form von Seminaren und gemeinsamen Workshops fortgeführt werden.
Weitere Infomationen über die Netzgänger finden Sie in unseren News.