Vorbild, Kritiker, Motivator
Das Niveau einer Hochschule hängt maßgeblich von ihrer Lehre ab. Für ausgereifte didaktische Konzepte, gute Stoffvermittlung und einen regen Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden vergeben die vier Fakultäten der Universität einmal jährlich die Fakultätspreise für gute Lehre an Lehrende aus dem akademischen Mittelbau. In diesem Jahr prämieren die vier Fakultäten Dr. Heléna Tóth, Simon Harrer, Dr. Christian Aßmann und Linda Neundorf. Darüber hinaus nominieren sie gemeinsam einen der Fakultätspreisträger für den mit 5.000 Euro dotierten Preis für gute Lehre, der seit 1998 alljährlich vom Ministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst an alle Universitäten in Bayern verliehen wird. Für Bamberg wurde Heléna Tóth aus der Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften vorgeschlagen; den Beschluss dazu fasste der Senat in seiner Dezember-Sitzung. Die offizielle Verleihung der Auszeichnung findet Ende des Jahres statt.
Innovative Lehrkonzepte und die eigene Weiterbildung als Erfolgsfaktoren
Eine Exkursion nach Ungarn, eine Führung durch den Bamberger Dom oder gemeinsame Filmabende: Dr. Heléna Tóth, Akdemische Rätin am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte, nutzt vielfältige und ungewöhnliche Zugänge zum Fach und seinen Themen: „Ich gehe zufrieden aus meiner Lehrveranstaltung, wenn ich sehe, dass ich in meinen Studierenden Neugier geweckt habe und merke, dass sie etwas aus der Lehrveranstaltung mitgenommen haben. Es kann eine neue Idee, ein Aha-Effekt, aber auch eine neue Frage sein.“ Das zentrale Element der Lehre ist für sie Authentizität: „Genauso wie meine Studierenden arbeite ich kontinuierlich an Texten und bilde mich ständig weiter.“ Das seien die Grundsteine ihrer Arbeit, sagt die gebürtige Ungarin, die in diesem Jahr den Preis der Fakultät Geistes- und Kulturwissenschaften (GuK) erhalten hat.
Ähnlich sieht es der Preisträger der Fakultät Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik (WIAI), Simon Harrer, der seine didaktischen Fähigkeiten durch das Zertifikat Hochschullehre der Universität Bamberg sowie das Zertifikat der Hochschullehre Bayern des Fortbildungszentrums für Hochschullehre (FBZHL) weiterentwickelte. Dies zeigt sich in einem Teilnehmerzuwachs auch in Veranstaltungen mit hohem Arbeitsaufwand und Lehrevaluationen in stets sehr gutem Bereich. Das Selbstverständnis des Mitarbeiters am Lehrstuhl für Praktische Informatik basiert auf Eigeninitiative und Reflexion: „Ein Dozent sollte ein nahbarer Motivator, Kritiker, Moderator und Prüfer sein.“ Den Studierenden Motivationsimpulse zu geben, damit sie die Inhalte selbst erarbeiten und später verinnerlichen können, haben für den Diplom-Wirtschaftsinformatiker in seinen Veranstaltungen oberste Priorität.
„Hilfe zur Selbsthilfe“
Zufriedene Hörerinnen und Hörer in als grundsätzlich „schwer“ und „trocken“ empfundenen Vertiefungsveranstaltungen zur mathematischen Statistik kann Dr. Christian Aßmann vom Lehrstuhl für Statistik und Ökonometrie in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften verzeichnen. Bereits zum zweiten Mal in Folge erhält er deswegen den Preis der Fakultät für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (SoWi) für gute Lehre. „Neben der Vermittlung der formalen Grundlagen ist es mir bei meiner Lehrtätigkeit wichtig, mit den Studierenden ins Gespräch zu kommen. Deshalb lege ich auch in großen Veranstaltung Wert darauf, dass die Studierenden Fragen stellen und nehme mir dann gerne die Zeit, diese zu beantworten.“ In kleineren Gruppen lege er sein Hauptaugenmerk darauf, dass die Studierenden im Rahmen von Hausarbeiten eigene statistische Analysen durchführen.
Den Preis für exzellente Lehre an der Fakultät Humanwissenschaften (Huwi) sicherte sich dieses Jahr Linda Neundorf. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Teilprojekt „Berufliche Bildung“ des Projekts Wegweisende Lehrerbildung (WegE) beschäftigt. Die didaktischen Anforderungen an die Lehre in einem berufsqualifizierenden Lehramtsstudiengang sind besonders hoch: Dozierende vermitteln nicht nur fachliches Wissen, sie sind zugleich ein lebendiges und anschauliches Modell für didaktische Kompetenzen zukünftiger Lehrerinnen und Lehrer. „Ich habe mir immer bewusst gemacht, dass ich für die Studierenden in meiner Rolle als Dozentin eine Vorbildfunktion habe. Deshalb haben wir oft gemeinsam die methodischen und didaktischen Konzepte der einzelnen Seminareinheiten reflektiert,“ erklärt die Diplom-Pädagogin. Eine ausgeglichene Mischung aus wissenschaftlichen Erkenntnissen, einer guten Lernatmosphäre und eigenen Erfahrungen liegen ihr dabei besonders am Herzen.