Fortführung, Optimierung, Entschleunigung
Die Nachfrage lag auf der Hand: Warum gibt es nur einen Kandidaten? In seiner Eröffnung der hochschulöffentlichen Vorstellung des einzigen Kandidaten für das Präsidentenamt beantwortete der Universitätsratsvorsitzende Hans Georg Lößl zunächst klar diese dem Universitätsrat zugetragene Frage. Artikel 21 des Bayerischen Hochschulgesetzes sehe für das Amt des Universitätspräsidenten eine Amtszeit von „insgesamt höchstens zwölf Jahren“ vor, räume aber die Möglichkeit einer Wiederwahl darüber hinaus ein. Die Bamberger Grundordnung legt in Artikel 5 fest, dass in diesem Fall der Universitätsrat den amtierenden Präsidenten auffordern muss, sich zu bewerben. Dies war im Januar 2011 geschehen und da sich auf die bundesweite Ausschreibung keine weiteren Kandidaten gemeldet hatten, war Ruppert der einzige Kandidat geblieben.
Gezielte Profilbildung
Im Jahr 2000 erstmals zum Rektor gewählt und jeweils für 2004 und 2008 im Amt bestätigt, beginnt für Ruppert nun nach der erfolgreichen Wiederwahl vom 6. Mai am 1. April 2012 seine vierte Amtsperiode von diesmal sechs Jahren. Die hochschulöffentliche Vorstellung nutzte Ruppert zum Bilanzieren ebenso wie zum Präzisieren bekannter und zum Anvisieren neuer Ziele. Der Blick in die Zukunft beinhalte den Rückblick zwangsläufig, weil sich die Zukunft aus den Entwicklungen der letzten Jahre ergebe, eröffnete Ruppert seine Präsentation. Wie sehr diese Aussage zutrifft, veranschaulicht vor allem seine Berufungsbilanz: Unter den heute in Bamberg arbeitenden 140 Professorinnen und Professoren sind nur noch 17, die vor Rupperts Amtsantritt als Rektor berufen wurden.
Bei allen Ausschreibungen, Umwidmungen und Berufungen sowie bei der Ausrichtung der Professuren aus dem Innovationsfonds habe stets die Herausbildung und Weiterentenwicklung eines klaren inhaltlichen Profils im Vordergrund gestanden. Die daraus entstandenen vier Profilschwerpunkte „Individuum und Gesellschaft“, „Sprachen und Kulturen“, „Wirtschaft und Märkte“ sowie „Bildung und Lebensentwürfe“ gelte es in Zukunft zu präzisieren und gezielt weiter auszubauen.
Aber nicht nur bei der Stellenentwicklung und in der Berufungspolitik konnte Ruppert die Entwicklungen als konsequente strategische Umsetzungen auf eine systematische Profilbildung hin präsentieren, auch in allen anderen Bereichen zeigte seine Bilanz klare Erfolge, die er in Zukunft erhalten und fortführen will: Die Verbesserung der Stellensituation im akademischen Mittelbau, die Verzehnfachung des Drittmittelvolumens, der steigende Anteil von Frauen bei Berufungen – all das habe dazu beigetragen, die Universität Bamberg zu stärken und in vielen Bereichen zu einem exzellenten Wissenschaftsstandort zu machen.
Das Haus wetterfest machen
Doch auf den sichtbaren Erfolgen dürfe man sich nicht ausruhen, so Ruppert. Es gelte vielmehr, das Haus wetterfest zu machen für die Zukunft. Und da sei doch noch manches zu tun, insbesondere in den Bereichen Qualitätssicherung, Organisationsentwicklung und Internationalisierung.
Mit der Einführung der konsekutiven Studienstruktur Bachelor/Master sei ein verstärkter Planungs- und Abstimmungsbedarf inhaltlicher Elemente entstanden. Die hierfür notwendigen formellen und informellen Strukturen seien zu schaffen. Die Qualitätssicherung im Bereich von Lehre und Studium befindet sich aus Rupperts Sicht auf einem guten Weg, aber fachliche Betreuung und Studierbarkeit müssen gewährleistet und die Flexibilisierung des Studiums durch erweiterte Angebote wie Weiterbildungs- oder Teilzeitstudiengänge fortgeführt werden. „Ein paar mehr grüne Punkte“ wünschte sich Ruppert in den nächsten Rankings.
Die Anforderungen an die Organisationsentwicklung seien in den immer komplexer werdenden Prozessen erheblich gestiegen, so Ruppert, Fragen der Strategieentwicklung haben dadurch an Bedeutung gewonnen. Es gelte daher, Prozesse weiter zu verbessern. Die Einrichtung eines Studierenden-Service-Centers, die Einführung der Kosten- und Leistungsrechnung für wissenschaftliche Einrichtungen sowie die weitere Optimierung familienfreundlicher Strukturen waren hierfür Rupperts Beispiele.
Internationalisierung schließlich habe sich „von einer guten Idee zur kritischen Notwendigkeit“ entwickelt. Hier konstatierte Ruppert einigen Nachholbedarf, insbesondere was den Ausländeranteil in der Professorenschaft anbelange. Aber auch im Studium müsse Bamberg sich anstrengen, um den hohen Anteil von Studierenden mit Auslandserfahrung aufrecht zu erhalten und darüber hinaus den Anteil ausländischer Studierender in den Bachelorstudiengängen gezielt zu steigern, um den „Charme eines internationalen Studiums zu erhöhen“. Eine klare Internationalisierungsstrategie soll hierbei helfen.
Steuerungsinstrumente gestalten, Prozesse entschleunigen
Das alles will der wiedergewählte Präsident nicht zuletzt durch eine weitere Verbesserung der Steuerung erreichen: Das Entscheidungsdreieck „Universitätsleitung – Senat – Universitätsrat“ soll hierfür ausgestaltet und das Steuerungselement der Erweiterten Universitätsleitung weiterentwickelt werden.
Nachdem Ruppert in seiner Präsentation viele bekannte Aspekte angesprochen hatte, fügte er abschließend noch ein neues Element hinzu. „Geschwindigkeit nach Augenmaß“ nannte er diesen Teil seiner persönlichen Selbstbindung. Einige Prozesse gelte es zu entschleunigen. Dies sei zum einen grundsätzlich angebracht, um die Qualität halten und steigern zu können. Es sei zum anderen aber auch notwendig, um möglichst viele Betroffene mitnehmen zu können.