Obama gegen McCain - wer wird Präsident der USA und was wird das für die Zukunft bedeuten?

Darüber diskutierten die Wissenschaftler (von links) Heinrich Bedford-Strohm, Katja Mertin, Alexander Sager und Ursula Hoffmann-Lange unter der Moderation von Andreas Schwarzkopf (Mitte) ...

... vor einem großen Publikum, das den Hörsaal über den letzten (Steh-)Platz hinaus füllte. (Bilder: Auslandsamt/Dennis Schmidt und Georg Schmidtgen)

- Dennis Schmidt und Georg Schmidtgen

McCain vs. Obama - Does it Matter?

Experten aus Amerika und Deutschland diskutieren über den Weg der USA nach den Präsidentschaftswahlen

Eine Woche vor den amerikanischen Präsidentschaftswahlen lud das Akademische Auslandsamt in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit und verschiedensten Hochschulgruppen zu einer Podiumsdiskussion zum Thema: „Obama vs. McCain. Wohin steuern die USA?“ an der Universität Bamberg ein.

„In meinen 17 Jahren an der Universität Bamberg habe ich noch nie einen so vollen Raum bei einer abendlichen Veranstaltung gesehen“, bemerkte Dr. Andreas Weihe, Leiter des Akademischen Auslandsamts, bei der Verabschiedung des überraschend großen Auditoriums. Gespannt verfolgte dieses am 29. Oktober die Einschätzungen von vier Wissenschaftlern aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen: Prof. Dr. Ursula Hoffmann-Lange, Politikwissenschaftlerin an der Universität Bamberg, Dr. Katja Mertin, von der Graduate School of North America Studies Berlin, und Prof. Dr. Alexander Sager, Leiter des German Department of University of Georgia. Aufgrund einer kurzfristiger Absage komplettierte Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Dekan der Fakultät Humanwissenschaften der Universität Bamberg, die Expertenrunde.

Finanzkrise lässt Obamas Aktien steigen

Im Fokus der von Andreas Schwarzkopf von der Frankfurter Rundschau moderierten Diskussion standen die möglichen unterschiedlichen Wege, welche die USA unter einem zukünftigen Präsidenten Barack Obama oder John McCain einschlagen würden. Eine besondere Rolle spielte dabei die  Wirtschafts- und Außenpolitik.

Nachdem die letzten Wahlumfragen einen deutlichen Vorsprung zugunsten Obamas zeigten, bestand Einigkeit unter den Diskussionsteilnehmern darüber, dass dies auf sein souveränes Auftreten während der aktuellen Finanzkrise zurückzuführen sei. John McCain hingegen büße aufgrund seines Beharrens auf neoliberalen Positionen und der Fortführung der Wirtschaftspolitik der Bush-Administration massiv an Zuspruch ein. Für den selbsternannten „Obama-Junkie“ Bedford-Strohm wirkte Obama in Zeiten der Finanzkrise und eines turbulenten Wahlkampfes wie ein „Fels in der Brandung“. Im Gegensatz zu John McCain, dem es nach Einschätzung von Mertin „trotz mehrerer Versuche nie gelang, sich von George W. Bush und seiner Politik zu distanzieren“.

„Europa spielt keine Rolle!“

Die Debatte über die außenpolitischen Positionen der Präsidentschaftsbewerber dominierten die militärischen US-Interventionen im Irak und Afghanistan und deren zukünftige Gestaltung, sowie die für Deutschland wichtigen Beziehungen zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten. Bezüglich des Irak-Feldzuges sahen die Experten die größten Unterschiede bei den Kandidaten. Im Gegensatz zu John McCain der, wenn nötig, „die nächsten hundert Jahre“ militärisch im Dreistromland präsent sein würde, so Hoffmann-Lange, strebe Obama mittelfristig einen gestuften Truppenabzug an. Allerdings betonten die Diskutanten auch, dass unter einem Präsidenten Barack Obama militärische Interventionen als Instrument der US-Außenpolitik weiterhin Bestand hätten. Obama sei lediglich gegen „dumme Kriege“ so Mertin, was seine Äußerungen bezüglich einer Ausweitung des Afghanistan-Einsatzes und den Pulverfässern Iran und Pakistan unterstrichen.  Im Hinblick auf die besonders für Deutschland relevanten Beziehungen zwischen der EU und den USA warnte Mertin sich keinen Illusionen bezüglich eines Präsidenten Obama hinzugeben. „Europa spielt keine Rolle“, egal, wer Präsident werde, denn die aufstrebenden Schwellenländer Indien und China, aber auch Russland, stünden im Zentrum des amerikanischen Interesses. Um in Zukunft ein Partner auf Augenhöhe zu sein, müsse die EU ihren Einigungsprozess vermehrt vorantreiben und als einheitlicher Akteur auftreten.

McCain noch nicht abgeschrieben

Weitere Schwerpunkte der Diskussion bildeten der Verlauf des stark personalisierten US-Wahlkampfes, die Unterstützung der Kandidaten durch die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen und die Frage nach der zukünftigen Handlungsfähigkeit der Weltmacht USA. Bezüglich ersterem attestierte Bedford-Strohm Obama eine viel offenere und multikulturell geprägte Weltsicht als dem Kalten Krieger und Vietnam-Veteran John McCain: „Junge Menschen sehen in Obama die Zukunft.“ Laut Hoffmann-Lange sprechen aber auch viele strukturelle Faktoren, wie die Amtsdauer der aktuellen Regierung, für einen Wahlsieg des Demokraten Obama. Trotz eines zum Teil noch „tief verwurzelten Rassismus“, besonders bei der weißen Arbeiterschaft, spiele der Faktor Hautfarbe keine wahlentscheidende Rolle. Dennoch sollte man den Republikaner McCain vor dem Hintergrund eines unvorhersehbaren Wahlverhaltens der religiösen Rechten nicht abschreiben.

Einigkeit bestand darüber, dass, gleichgültig wer am 4. November zum 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt wird, dieser den Verlust der US-amerikanischen Vormachtstellung in der Welt nicht mehr aufhalten, sondern lediglich gestalten könne.

Einigkeit herrschte auch unter Katholischer Hochschulgemeine, Evangelischer Studierendengemeine und dem Collegium Oecumenicum, die sich um die Organisation und den reibungslosen Ablauf der Veranstaltung gekümmert hatten und sich gemeinsam über die positive Resonanz auf die Podiumsdiskussion freuen konnten.