- Verena Bermüller

Nur das Fett darf weg

Wie begegnet die Wirtschaft der Krise? Wie lenkt man Unternehmen durch wirtschaftliche Unwetter? Über Controlling, externes Krisenmanagement und Notfallpläne diskutierten fünf Vorstände beim 4. Bamberger Businesstalk.

Kann man die Krise schon erkennen, bevor sie da ist, bevor gleichsam die ersten Regenwolken aufziehen? Und worauf kommt es an, wenn die Regenwolken erst einmal über dem Unternehmen stehen? Dies waren die zentralen Fragen, die die Vertreter von Loewe, den Ford Werken, DBV-Winterthur, Procter & Gamble sowie der KarstadtQuelle Versicherungen vor rund 120 BWL-Studenten diskutierten. Prof. Wolfgang Becker vom Lehrstuhl Betriebswirtschaftslehre hatte das vierte Mal Vorstände und Geschäftsführer zum Austausch zwischen Wirtschaft und Wissenschaft eingeladen.

Viele Unternehmen befinden sich momentan mitten in einer schweren Krise. "Loewe hatte 2001 das beste Jahr seiner Firmengeschichte, im Jahr 2003 das schlechteste", so Finanzvorstand Dr. Burkhard Bamberger. Und damit steht Loewe nicht alleine da.

Flexibler Notfallplan

Den Wetterumschwung zu erkennen, ist Aufgabe des Controlling, was laut Randolf von Estorff, Vorstandsmitglied der KarstadtQuelle Versicherungen, meist auch gelingt. "Die Schwierigkeit liegt eher darin, dann als Management eine Entscheidung zu treffen, die roten Lampen wahrzunehmen." Die schnellen Entscheidungen seien aber genau das, was in der Krise von allergrößter Wichtigkeit ist.

Bei Procter & Gamble gibt es für den Fall der Fälle einen Notfallplan. "Der muss sehr flexibel sein, da man Krisen vorher nicht planen kann", sagte Jörg Uhl, Mitglied der Geschäftsleitung. Zum Beispiel habe er immer eine Liste mit Telefonnummern von Personen bei sich, die bei einem Notfall anzurufen seien. Finanzvorstand Estorff baut auf fünf Tugenden, auf die man sich in der Krise besinnen müsse. Man dürfe eine erfolgreiche Strategie nicht über Bord werfen, müsse nahe am Kunden bleiben, die Organisation anpassen, schnell Entscheidungen treffen und brauche effektives Controlling.

Vorsicht vor Kaputt-Sanierung

Dem Einsatz von externen Krisenmanagern steht der Finanzvorstand von Loewe skeptisch gegenüber. In einer fundamentalen Krise könne es zwar notwendig sein, einen Sanierer von außen zu holen. Es sei aber auch wichtig, dass er wieder geht, "denn man kann ein Unternehmen auch kaputt sanieren, nämlich wenn man außer dem Fett auch die darunter liegenden Muskeln wegschneidet", erläuterte Bamberger bildhaft.

Die Tatsache, dass in Krisen auch Chancen liegen, versuchten die Vorstände den Studenten ebenfalls durch Metaphern zu verdeutlichen. "Alte Zöpfe" könne man in einer schwierigen Situation leichter abschneiden. "Außerdem kann man", wie Prof. Becker frei nach Goethe zitierte, "aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, etwas Schönes bauen." Und auch den guten Manager erkenne man nur in der Krise. Denn bei Sonnenschein könne es jeder.