Zuhörtelefon von Studierenden für Studierende geht in Betrieb
„Nightline Bamberg, hallo?“ – So beginnt jedes Gespräch bei der Nightline, einem Zuhörtelefon von Studierenden für Studierende. In der Nacht haben die Telefonistinnen und Telefonisten ein offenes Ohr für allerlei Sorgen und Probleme ihrer Mitstudierenden – und das anonym und vertraulich. Montags, mittwochs und donnerstags von 21 bis 24 Uhr können sich Studierende unter 01573 5233503 an die Nightline Bamberg wenden. Sie ist Teil einer europaweiten Initiative. So gibt es Nightlines beispielsweise schon in Frankreich, Großbritannien oder der Schweiz und auch in anderen deutschen Städten. „Unsere Aufgabe ist es, für die Anruferinnen und Anrufer da zu sein und sie zu entlasten“, erklärt Jonas Wegener, einer der Gründer des Zuhörtelefons in Bamberg.
„Als ich für mein Masterstudium der Sozial- und Bevölkerungsgeographie nach Bamberg zog und Vieles zur gleichen Zeit um die Ohren hatte, wollte ich einmal mit einer unbeteiligten Person über meine aktuelle Situation sprechen“, erzählt Jonas Wegener. „Mir fiel die Nightline ein, die ich von meinem Bachelorstudium in Köln kannte, wurde aber nicht fündig.“ In Bamberg gab es bisher zwar die Telefonseelsorge, bei der jeder rund um die Uhr anrufen kann, aber kein spezielles Angebot von Studierenden für Studierende. Jonas Wegener hat es sich gemeinsam mit Nick Kalmbach, der in Bamberg Psychologie im Master studiert, zur Aufgabe gemacht, das zu ändern. Seit dem 9. November 2020 gibt es auch in Bamberg eine Nightline. „Studierende, die einfach mal mit jemand unabhängigen sprechen möchten, können von nun an bei uns anrufen“, sagt Jonas Wegener. Das Konzept des Zuhörtelefons steht auf fünf Grundpfeilern. „Wir arbeiten anonym und werturteilsfrei. Außerdem wird die Unterhaltung vertraulich behandelt und die Telefonistinnen und Telefonisten unterschreiben eine Verschwiegenheitserklärung. Darüber hinaus arbeiten wir non-direktiv. Das bedeutet, dass wir zuhören, jedoch keine beratende Funktion übernehmen. Und wir sind alle ehrenamtlich tätig“, erklärt Nick Kalmbach.
Wer anruft, hat eine Studentin oder einen Studenten aus dem etwa 20-köpfigen Nightline-Team am anderen Ende der Leitung. Sie bleiben ebenso wie die Anrufenden anonym. Die Telefonistinnen und Telefonisten werden vor ihrem ersten Einsatz von erfahrenen Nightlinerinnen und Nightlinern geschult und bekommen immer wieder Supervisionen oder können an sogenannten Intervisionen teilnehmen. Dabei sprechen sie entweder mit erfahrenen Psychologinnen und Psychologen oder aber mit ihren Kolleginnen und Kollegen über besonders schwierige Fälle. „Die Nightline soll die psychosoziale Beratung des Studierendenwerks oder Psychotherapeutinnen und -therapeuten nicht ersetzen, sondern ergänzen. Bei akuten Fällen, in denen das Zuhören nicht mehr ausreicht, können die Telefonistinnen und Telefonisten Beratungsangebote anderer Stellen an die Anrufenden vermitteln“, erläutert Jonas Wegener.
Mit dem Zuhörtelefon von Jonas Wegener und Nick Kalmbach gibt es nun die 20. Nightline im deutschsprachigen Raum. Sie finanziert sich über die Nightline Stiftung und bekommt weitere Mittel vom Verein AStA Bamberg. Neben dem Telefondienst gibt es für die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch viele weitere Dinge zu tun: zum Beispiel das Verwalten der Finanzen, die Pflege des Webauftritts und der Social-Media-Kanäle oder auch die Gewinnung neuer Telefonistinnen und Telefonisten. Wer also Lust hat, sich bei der Nightline Bamberg einzubringen – egal, ob am Telefon oder an anderer Stelle – kann sich per E-Mail (bamberg(at)nightlines.eu) an die beiden Gründer wenden. Voraussetzung für den Telefondienst ist jedoch die Teilnahme an einer Schulung, die meist kurz vor Vorlesungsbeginn jedes Semester von der Nightline Bamberg angeboten wird.
Die Nightline Bamberg ist jeden Montag, Mittwoch und Donnerstag von 21 bis 24 Uhr unter der Telefonnummer 01573 5233503 erreichbar.
Weitere Informationen zur Nightline Bamberg unter: bamberg.nightlines.eu