Kinder vor dem PC nicht alleine lassen
Jugendliche verbringen immer mehr Zeit vor den Monitoren, geben zu viele persönliche Daten preis und Eltern haben offenbar keine Kontrolle darüber, was ihre Kinder alles zu sehen bekommen. Um Schüler für die Gefahren des Internets zu sensibilisieren und Eltern zu informieren, haben die Initiatoren des Aufklärungsprojektes „Netzgänger“ im vergangenen Donnerstag zur Info-Veranstaltung in die Aula der Otto-Friedrich-Universität geladen.
Ein Hauptproblem machte Roman Eberth, medienpädagogisch-informationstechnischer Berater für die Gymnasien in Oberfranken, deutlich: „Jugendliche sind überlegen im technischen Umgang mit Medien, haben allerdings weniger Kompetenzen im verantwortungsvollen Umgang mit dem Netz.“
So sei inzwischen ein Großteil der Teenager in sozialen Netzwerken aktiv und die meisten veröffentlichen auch sensible private Informationen. Hierzu gehören Adressangaben genauso wie offenherzige Profilfotos. Der medienpädagogische Berater für die Gymnasien in Unterfranken, Dr. Roland Baumann, wies auf ein weiteres Problem von Onlineportalen hin. Denn das „Mitmach-Web“ lädt ein zum Cyper-Mobbing, also dem Bloßstellen anderer im Internet. Nichts ist dabei undenkbar: Cyber-Mobbing reicht von der Veröffentlichung von unangenehmen Bildern oder diffamierenden Äußerungen bis zu wüsten Beschimpfungen. Alles kann natürlich von jedem mitverfolgt werden und geht innerhalb von Sekunden um die Welt. Und Dr. Baumann wusste: „Das Netz vergisst selten etwas, egal wie schnell es gelöscht wird.“
Doch wie kann man seine Kinder vor den Gefahren des Mitmach-Webs schützen? Ein striktes Nutzungsverbot hält der medienpädagogische Berater für weniger sinnvoll. Stattdessen forderte er, dass Schulen frühzeitig Medienkompetenzen vermitteln. Außerdem legte er den Eltern nahe, sich ihren Kindern persönlich zuzuwenden. Die Heranwachsenden sollten nicht mit dem Medium alleine gelassen werden, sondern mit den Eltern über dessen Nutzung sprechen. Es tue gut, ihnen Chancen und Risiken des Internets aufzuzeigen und sie dazu anzuregen, ihren Umgang mit dem Netz selbstkritisch zu überdenken. Ihnen müsse klar gemacht werden, dass die normalen Höflichkeitsregeln nicht nur in der „realen Welt“, sondern auch in der virtuellen gelten. So kann vermieden werden, dass die eigenen Kinder andere mobben.
Gemeinsam sollte festgelegt werden, in welchen Grenzen sich die Internetnutzung bewegen muss. Absolute Tabus für die Sprösslinge muss die Kontaktaufnahme zu Fremden und das alleinige Ausfüllen von Onlineformularen sein.
Überhaupt sollte auf die Angabe des wirklichen Namens verzichtet werden, sondern immer Spitznamen benutzt werden, auch in der E-Mail-Adresse der Kleinen. Einen Tipp hat Dr. Baumann für ganz besorgte Mütter und Väter: „Bieten Sie ihrem Kind doch die Freundschaft auf Facebook an.“
Doch auch wenn Jugendliche private Informationen schützen lauert noch eine Gefahr: Der tägliche Umgang mit Computern – vor allem wenn dieser zum Spielen genutzt wird – kann süchtig machen. Der Psychologe Prof. Dr. Jörg Wolstein von der Universität Bamberg legte den Eltern deshalb nicht nur nahe, gemeinsam mit den Kindern feste Zeiten für die Nutzung zu vereinbaren.
Feste Zeiten vereinbaren
Es war ihm auch wichtig, dass die Mütter und Väter auf Suchterscheinungen bei ihren Kindern achten. Eltern sollten deshalb nicht nur gemeinsam mit ihren Kindern feste Zeiten vereinbaren, in denen der Computer zum Spielen oder Surfen genutzt werden darf, sondern auch auf Suchterscheinungen achten: Ist sie Aufmerksamkeit des Kindes alleine auf das virtuelle Leben gerichtet? Zieht es sich aus seinem Freundeskreis zurück und vernachlässigt andere Hobbys? Plagen es Schlafstörungen, soziale Ängste oder gar Depressionen? Muss es erst lange Computerspielen um sich entspannt zu fühlen?
Trotz der Suchtgefahr betonte Prof. Dr. Wolstein, dass der Umgang mit Computern für Heranwachsende wichtig sei. Besonders soziale Netzwerkewürden ihnen heute dabei helfen, einen festen Freundeskreis zu entwickeln. Eine Maxime gilt dabei für jeden – auch für Erwachsene: „Das Internet sollte nicht dazu genutzt werden, um aus der Realität zu flüchten.“