Ökologisch tragfähig, sozial gerecht und wirtschaftlich
Müll trennen, das Licht ausschalten, wenn keiner im Raum ist, und öfter mal das Auto stehen lassen – im Privatleben setzt sich das Bewusstsein für ein ressourcenschonendes und umweltverträgliches Verhalten mehr und mehr durch. Aber was bedeutet Nachhaltigkeit für eine Institution wie die Universität Bamberg? Überlegungen hierzu stellt seit über einem Jahr eine Arbeitsgruppe unter der Leitung der Kanzlerin an. Sie setzt sich aus Mitgliedern der unterschiedlichen Gruppen an der Universität zusammen, um mögliche Aktionsfelder zu identifizieren sowie Nachhaltigkeit als Thema gleichermaßen in universitärer Forschung, Lehre und Campusmanagement zu verankern und sichtbar zu machen. „Das Thema Nachhaltigkeit ist aus unserer heutigen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Deshalb möchte auch die Universität Bamberg diesen Aspekt aktiv ins Bewusstsein rufen und in die verschiedenen Bereiche des universitären Lebens integrieren“, erklärt Kanzlerin Dr. Dagmar Steuer-Flieser das Projekt. Eine Webseite begleitet den Prozess und beschreibt die verschiedenen Aktivitäten.
Drei Grundprinzipien für nachhaltige Entscheidungen
Die Arbeitsgruppe erarbeitete zunächst ein Definitionspapier. Auf dieser Grundlage sollen weitere Ziele und Entscheidungsgrundlagen des universitären nachhaltigen Handelns festgelegt werden. Die Maßnahmen sollten demnach drei Ansprüchen genügen:
• Sie sollen sowohl ökologisch als auch
• sozial gerecht sein.
• Sie dürfen die Leistungsfähigkeit nicht gefährden.
Demnächst wird im Rahmen einer Erhebung universitätsübergreifend ermittelt, wo das Thema Nachhaltigkeit bereits eine Rolle spielt und wie es umgesetzt wird.
Nachhaltiges Handeln von der Herstellung bis zur Entsorgung
Was die Handlungsfelder angeht, richtet sich ein Blick der AG zunächst auf die Prozesse innerhalb der Organisation selbst. Bei der Erfüllung ihrer Aufgaben hat sich die Verwaltung der Universität sehr stark an rechtlichen Vorgaben zu orientieren. Die Bayerische Nachhaltigkeitsstrategie ist ebenfalls ihre Grundlage, etwa wenn es um Energiekonzepte, umweltfreundliche Dienstfahrten oder Müllvermeidung geht: „Im Bereich Beschaffung lassen sich vielfältige Maßnahmen beobachten, die von der Herstellung bis zur Entsorgung reichen. So achten wir beispielsweise darauf, nicht zu viel Verpackungsmüll zu produzieren, oder handeln mit den Herstellern aus, dass ausgediente Materialien wie Drucker-Toner wieder zurückgegeben werden können und dann ordnungsgemäß, ohne die Umwelt zu belasten, entsorgt werden“, erläutert Tino Bachmeier, Leiter der Beschaffungsabteilung, eines von zahlreichen Beispielen, bei denen sich die Universität bereits von Nachhaltigkeitskriterien leiten lässt.
Nachhaltigkeit in Forschung und Lehre
Die Erhebung soll aber auch sichtbar machen, wo an Themen der Nachhaltigkeit geforscht wird und in welchen Lehrkontexten bereits darüber reflektiert wird. „Beispielsweise findet seit fünf Jahren schon der Hochschultag Ökosoziale Marktwirtschaft statt, Professor Thomas Weißer hält dieses Sommersemester eine Vorlesung über Ökologische Ethik und die Didaktik der Naturwissenschaft ist dabei, in ihren Projekten auch für Themen wie erneuerbare Energien und nachwachsende Rohstoffe zu sensibilisieren“, nennt die Kanzlerin einige Beispiele. Im Gespräch sei auch ein Projekt Uni-Gardening: Das Kooperationsprojekt mit Transition Bamberg soll Universitätsangehörigen die Möglichkeit zum ökologischen Anbau von regionalem Gemüse und Blumen in Hochbeeten an der Universität vor Augen führen.
„Wir möchten die Studierenden durch die Verankerung des Nachhaltigkeitsthemas im Studium Generale und in den Studiengängen aller Fakultäten dazu befähigen, kritisch über aktuelle und zukünftige Folgen ihrer Entscheidungen in allen Lebensbereichen nachzudenken und Verantwortung dafür zu übernehmen“, erklärt Prof. Dr. Stefan Hörmann, ehemaliger Dekan der Fakultät Humanwissenschaften und ebenfalls Mitglied der Arbeitsgemeinschaft. Die Studierenden sollen in der Lage sein, nachhaltigkeitsrelevante Probleme zu erkennen und Lösungskonzepte zu entwickeln.
Faitrade University
Den Auftakt zu einem Prozess der systematischen Bestandsaufnahme und allgemeinen Sensibilisierung bildet am 13. Juni die Verleihung des Faitrade Zertifikats an die Universität Bamberg. Mit dem Titel Fairtrade-University wird die Universität Bamberg ausgezeichnet, weil sie sowohl Aktivitäten rund um den fairen Handel koordiniert als auch selbst Fairtrade-Produkte bei Sitzungen und offiziellen Veranstaltungen einsetzt. „Der Aspekt FairTrade spielt im Rahmen der Nachhaltigkeitsbestrebungen ebenfalls eine Rolle, deswegen möchten wir die öffentliche Verleihung im Rahmen des diesjährigen Hochschultages zum Anlass nehmen, das Thema universitätsweit zu diskutieren“, erläutert Steuer-Flieser.
Einen Artikel über die Verleihung des Zertifikats finden Sie hier.