Marie Curie-Förderung für Projekt CREATIVE
Wirtschaft, Kultur, Bildung, Soziales – in allen Bereichen des menschlichen Lebens ist Kreativität grundlegend für den Fortschritt der Gesellschaft. Umso erstaunlicher ist es für den Wahlamerikaner und Psychologen Dominik Güss, dass die länderübergreifende Kreativitätsforschung auch international noch ein recht unentdecktes Feld ist. Mit seinem Marie Curie-Fellowship kann er nun einen Beitrag dazu leisten, diese Forschungslücke zu schließen.
Marie Curie ist nicht nur polnische Nobelpreisträgerin in Physik und Chemie, sondern auch Namensgeberin für das wichtigste Mobilitätsprogramm der EU, die Marie Curie-Fellowships. Unter Wissenschaftlern ist es für seine großzügigen Fördersummen, aber auch für seine anspruchsvoll ausgelegten Vergaberichtlinien bekannt. Entsprechend hart gestaltet sich der Wettbewerb um die Fördermittel. Bei den International Incoming Fellowships können Forscherinnen und Forscher aus sogenannten „Drittstaaten“ einen Forschungsaufenthalt an einer Gastinstitution in einem EU-Mitgliedsstaat bzw. einem „assoziierten Staat“ beantragen. 2012 lag die Förderquote dort gerade einmal bei 13 Prozent. Erstmals gelang nun mit Prof. Dr. Dominik Güss einem Bamberger Alumnus, als International Incoming Fellow an die Universität Bamberg zurückzukehren.
Die Idee zu seinem aktuellen Forschungsprojekt „CREATIVE – Kreativität in verschiedenen Kulturen“ kam Güss in den Jahren 2009 bis 2012 während kürzerer Forschungsaufenthalte in Deutschland. Damals kehrte er nach neun Jahren Forschungs- und Lehrtätigkeit an Universitäten auf den Philippinen und in den USA erstmals seit seiner Promotion in die fränkische Domstadt zurück. Mittlerweile ist Güss Full Professor im Department of Psychology der amerikanischen University of North Florida in Jacksonville. CREATIVE besteht aus drei Studien. Mit ihnen untersucht und testet Dominik Güss, wie die Herkunft bzw. der eigene Kulturkreis Kreativität in verschiedenen Ländern beeinflusst. Studie 1 ist bereits abgeschlossen und befindet sich im Stadium der Auswertung. Hier erforscht der Psychologe mithilfe von fast 1.000 Probanden aus Südafrika, Indien, Amerika, Deutschland und Guatemala, was klassische Kreativitätstests über die kreativen Leistungen der Probanden im Alltag aussagen. Studie 2 untersucht anhand von Interviews, wie Künstler unterschiedlicher Nationen neue Werke erschaffen, wie diese neuen Ideen rezipiert werden und wie genau der kreative Prozess abläuft. Studie 3 besteht aus der computersimulierten, fiktiven Welt Moro, in welcher deutsche und amerikanische Probanden Probleme lösen müssen. Dabei soll gezeigt werden, inwieweit Rückgriffe auf Analogien diese Aufgabe erleichtern können. Die Ergebnisse des Projektes, so hofft Güss, können für die Entwicklung von Kreativitätstrainings für Schüler, Künstler und multikulturelle Teams genutzt werden.
„In Bamberg hat einfach alles gestimmt“
An der Universität Bamberg fand der Kreativitätsforscher die passgenauen Partner für eine erfolgreiche Durchführung des Projekts. Dazu zählen der Lehrstuhl für Angewandte Informatik/Kognitive Systeme, der Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie, der Lehrstuhl für Statistik und Ökonometrie und natürlich Doktorvater Dietrich Dörner, der zugleich die wissenschaftliche Kontaktperson für Güss ist. Hinzu kommt das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia als externer Kooperationspartner. Güss ist sich sicher: „In Bamberg hat einfach alles gestimmt. Diese Voraussetzungen hätte ich weder in Jacksonville noch in einer anderen mir bekannten Stadt gehabt.“
Dass Güss die Universität Bamberg und seine künftigen Kooperationspartner bereits sehr gut kannte, er zum Zeitpunkt der Antragstellung also genau wusste, in welchem Forschungsumfeld er sich bewegen würde, ist seiner Einschätzung nach ein wichtiger Punkt für die außerordentlich positive Bewertung des Antrags. Gleichzeitig war er jedoch auch lange genug im Ausland tätig, um aus einem anderen Forschungskontext heraus und mit neuem Input nach Bamberg zurückkehren zu können.
TRAc berät bei der Forschungsfinanzierung
Als Knackpunkt entpuppte sich für Güss die Finanzierung, denn die temporäre Entpflichtung in Jacksonville erfolgt für ihn und seine Frau unbezahlt. Neben Zuschüssen zu Forschungs- und Reisekosten oder Geldern für Management musste die Förderung also auch ein Forschergehalt einschließen, von dem Güss und seine Familie während des einjährigen Gastaufenthalts in Bamberg leben können. Da er bei seinen Recherchen nach geeigneten Stipendien- und Förderprogrammen nicht fündig wurde, wandte er sich schließlich an Dr. Nicolas Giersig, den Koordinator der Trimberg Research Academy (TRAc).
Im Rahmen von Individualberatungen bietet TRAc Hilfe bei der wissenschaftlichen Karriereplanung sowie bei der konkreten Antragstellung und der Organisation von Forschungsprojekten an. „Einzelne Förderprogramme haben ganz spezifische Vergaberichtlinien und sprechen jeweils bestimmte Zielgruppen an“, erläutert Giersig. „Die Herausforderung besteht darin, einen Überblick über die vielen verschiedenen Programme zu haben und deren jeweilige Ausrichtung möglichst genau zu kennen, um Programm und Projekt erfolgreich zusammenbringen zu können.“
Als assoziiertes TRAc-Project unabhängig forschen
Nach der Entscheidung für das Marie Curie-Förderprogramm kam für Güss die nächste Herausforderung: Wo bindet er sein Projekt an, sollte der Antrag bewilligt werden? Klassischerweise erfolgt das an einem Lehrstuhl oder Institut. Güss wollte allerdings seine Selbständigkeit als Forscher behalten, auch deshalb, weil dies zur Einwerbung eines Marie Curie-Fellowship sinnvoll erschien– und hat dafür mit den unabhängigen TRAc Projects das ideale Instrument gefunden: Es eröffnet Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit, ihre Forschungsprojekte als Vollmitglieder der Universität Bamberg durchzuführen, ohne sich dabei institutionell in einen bestimmten Lehrstuhl oder ein Institut einzugliedern. „TRAc Projects eignen sich besonders gut für erfahrenere Forschende, die sich bereits Netzwerke und eine gewisse Reputation in der wissenschaftlichen Community aufgebaut haben und verstärkt interdisziplinär arbeiten wollen. Diese Rahmenbedingungen und Wünsche lagen bei CREATIVE in geradezu exemplarischer Weise vor“, so Giersig.
Reine Forschungstätigkeit ermöglicht engen Zeitplan
Und noch einen weiteren Vorteil hat Dominik Güss durch die Anbindung an TRAc: Nicolas Giersig konnte ihn bei der Organisation seines Bamberger Forschungsaufenthalts unterstützen. So musste er sich zum Beispiel nicht selbst nach einem geeigneten Büro umsehen oder sich um die Einrichtung von Mailadressen, die Beschaffung von Computern und Büromaterialien oder den Aufbau einer Internetseite kümmern. Diese Entlastung ist wichtig für den Erfolg des Projekts, denn ein Jahr ist für ein Vorhaben wie CREATIVE knapp bemessen und eine Verlängerung der Förderung sieht das Marie Curie-Programm nicht vor.
Ansprechpartner und weitere Informationen:
Prof. Dr. Dominik Güss
0951/863 3505
dominik.guess(at)uni-bamberg.de
Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite des Projektes.
Diesen Text verfasste Tanja Eisenach für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.
Der Artikel ist in der uni.kat-Ausgabe 2/2013 erschienen und kann hier nachgelesen werden.
Bei Fragen oder Bilderwünschen kontaktieren Sie die Pressestelle bitte unter der Mailadresse medien(at)uni-bamberg.de oder Tel: 0951-863 1023.