Forschendes Lernen fördern
Seit knapp 10 Jahren ist Prof. Dr. Ute Franz bereits an der Universität Bamberg. Nach ihrer Zeit als Akademische Rätin und Vertretungsprofessorin ist sie seit März 2015 Professorin für Didaktik der Grundschule. Im Interview spricht sie darüber, warum man ihr Fach studieren sollte und was sie ihren Studierenden mitgeben möchte.
Akademisches Leitbild
Worin besteht Ihr Selbstverständnis als Professorin?
Als Professorin kann ich Ideen, die in meiner langjährigen Tätigkeit in der Grundschulpädagogik entstanden sind, noch besser verwirklichen. Ich habe jetzt eine größere Freiheit, trage aber auch eine größere Verantwortung für das Fach und mein Team.
In erster Linie möchte ich meinen Studierenden eine solide wissenschaftliche Grundlage für ihren späteren Beruf mitgeben. Dazu ist es wichtig, dass sie zentrale Inhalte und Forschungsergebnisse der Grundschulpädagogik kennen und reflektieren. Dadurch können sie dann hoffentlich als Fachleute ihre (all-)täglichen Entscheidungen fundiert begründen und im Gespräch überzeugend argumentieren. Darüber hinaus ist die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses bedeutsam. Daher versuche ich immer wieder zu zeigen, welche offenen Fragen es in der Grundschulpädagogik gibt, die vertieft, auch im Rahmen einer Dissertation, behandelt werden können.
Da ich mich an der Universität Bamberg schon seit vielen Jahren sehr wohl fühle, engagiere ich mich hier auch über mein Fach hinaus - unter anderem als stellvertretende Universitätsfrauenbeauftragte. Dabei ist es wieder mein Anliegen, junge Menschen auf ihrem Weg durch das Studium oder in die Wissenschaft zu unterstützen und sie dadurch etwas zu PUShen.
Warum sollte man heute Ihr Fach studieren?
Der Beruf der Grundschullehrerin oder des Grundschullehrers ist sehr anspruchsvoll und herausfordernd, aber zugleich abwechslungsreich und erfüllend: In der Grundschule sind laut Bildungsauftrag die Werteerziehung und die Persönlichkeitsbildung zentrale Elemente. Zudem wird das Fundament für das weitere schulische und außerschulische Lernen gelegt. Durchaus komplexe und überaus vielfältige Themen müssen fachlich korrekt vereinfacht und didaktisch so aufbereitet werden, dass schon Kinder sie angemessen verstehen können. Dazu sind bei den Lehrkräften neben einer hohen und differenzierten Sachkompetenz didaktische und diagnostische Kompetenzen gefragt.
Darüber steht auch der Weg in die Wissenschaft als reizvolle Möglichkeit offen. Für mich ist das bis heute ein Traumberuf, für den ich meine Studierenden aus Überzeugung vorbereiten und begeistern möchte.
Haben Sie ein besonders schönes Forschungsprojekt, über das Sie gerne berichten möchten?
Der Schwerpunkt meiner Professur liegt auf der Lehre. Daher möchte ich vor allem die Lernwerkstatt Sachunterricht gemeinsam mit meinem Team so beleben, dass sie zur Begegnungsstätte zwischen Schule und Universität wird.
Für mich steht das forschende Lernen im Zentrum meiner Arbeit. Das ist einerseits für Schülerinnen und Schüler von Bedeutung, wenn sie sich Lerninhalte selbständig erarbeiten. Andererseits gilt es auch für die Studierenden, die Fragestellungen zu grundschulpädagogisch relevanten Inhalten gewinnen und sich dann mit einem empirischen Blick der Unterrichtspaxis im Rahmen einer Forschungsaufgabe oder Zulassungsarbeit nähern.
Besonders erfreulich ist es immer wieder, wenn dabei nachhaltige und fassbare Ergebnisse entstehen, wie beispielsweise aktuell zum Schwerpunkt Die Heimat - ein zeitgemäßes Thema für den Sachunterricht? der Reiseführer "Das Wiesenttal“, der von Kindern für Kinder erstellt wurde.
Rund ums Studieren
Was sehen Sie als den größten Unterschied zwischen Ihrer Studienzeit und der heutigen Situation der Studierenden?
Ich denke, dass ich noch etwas mehr freie Kapazitäten für das Nutzen zusätzlicher Angebote der Universität hatte. Beispielsweise habe ich während des Studiums Italienisch gelernt und war in mehreren Theaterseminaren.
Wie haben Sie Ihr Studium finanziert?
Ich habe Lateinnachhilfe und Querflötenunterricht gegeben. Die meiste Zeit war ich aber ehrenamtlich, zum Beispiel bei den Pfadfindern, tätig. Daher war ich in der Regel immer reicher an Erfahrungen als an Geld.
Was wäre wenn …
Welche Berufe wären für Sie noch in Frage gekommen und warum?
Ich wollte schon seit dem Leiten meiner ersten Kindergruppenstunde Grundschullehrerin werden. Mein heimlicher Traum war es, Musikerin in einer coolen Band zu sein. Dazu war ich aber weder gut noch cool genug. Eine ernsthafte Alternative, die jedoch so alternativ nicht ist, wäre das Gymnasiallehramt für Latein und Religion oder Geschichte gewesen.
Mit welcher historischen Persönlichkeit würden Sie sich gerne einmal unterhalten?
Ich würde gerne einmal Vicco von Bülow (alias Loriot) treffen, der einen so wundervoll feinsinnigen Humor hatte. Wenn sehr seltsame Dinge um mich herum geschehen, stelle ich mir manchmal einfach vor, dass ich mich gerade mitten in einem seiner Sketche befinde. Dann ist das Leben gleich viel leichter und lustiger.
Reisen und fremde Länder
In welchem Land könnten Sie sich vorstellen zu leben?
Auf jeden Fall in England und hier am liebsten in London! Die Stadt bietet eine herrliche Mischung aus „traditional“ und „trendy“ und die (meisten) Menschen haben einen so schönen britisch-trockenen Humor.
Wie verbringen Sie Ihren Urlaub am liebsten?
Ich brauche keine exotischen Orte oder halsbrecherischen Aktionen. Eigentlich muss Urlaub für mich wie eine warme Badewanne sein: Ich fühle mich wohl, kann einfach abtauchen und bin danach erfrischt.
Tugend & Laster
Verraten Sie uns Ihren größten Fehler?
Ich esse und rede zu viel! Aber mit dem Reden kann ich immerhin zu einem großen Teil mein Geld verdienen.
Was schätzen Sie bei Ihren Freunden am meisten?
… dass ich mit ihnen so schön essen und reden kann! Im Ernst: Ich mag es, dass sie mich so akzeptieren, wie ich eben bin. Außerdem schätze ich ihre Treue. Die meisten kenne ich schon seit der Schulzeit und bin mit einigen über Wahlverwandtschaften als Patin oder Firmpatin der Kinder verbunden.
Lebensmotto & Lebenspraxis
Haben Sie ein Lebensmotto?
Ich versuche, Superlative zu vermeiden - sowohl im negativen als auch im positiven Sinn. Das führt nur zu schlechter Laune oder Enttäuschungen. Daher ist mein Mottoals echte Fränkin meistens: Bassd scho!
Welche natürliche Gabe würden Sie gerne besitzen?
Ich müsste jetzt wohl etwas Spannendes nennen, zum Beispiel dass ich gerne fliegen könnte. Aber um ehrlich zu sein, würde es mir schon reichen, wenn ich besser Auto fahren könnte.
Sport, Musik, Kultur
Haben Sie einen Lieblingsfilm oder eine Lieblingsfernsehserie?
Einer meiner Lieblingsfilme ist „Stolz und Vorurteil“ in der Version mit Keira Knightley und Matthew Macfadyen. Den Schauspieler habe ich übrigens „live“ auf der Oberen Brücke in Bamberg gesehen. Leider habe ich ihn nicht erkannt, weil er als Musketier verkleidet war …
Spielen Sie ein Instrument? Bei welchen Gelegenheiten?
Ich spiele Klavier und Querflöte. Ab und zu habe ich außerdem die Gitarre im Einsatz – als „Spielen können“ würde ich das aber lieber nicht bezeichnen. Früher habe ich vor allem Flöte in Gottesdiensten, auf Hochzeiten oder bei anderen Gelegenheiten gespielt. Das war oft richtig anstrengend, weil fast an jedem Wochenende ein Termin war. Jetzt musiziere ich leider viel zu selten, möchte das aber wieder ändern!
Essen und Trinken
Ihre liebste Biersorte?
Ich trinke eigentlich lieber Rotwein. Aber wenn ich Bier trinke, dann am liebsten „a U“, also das Kellerbier von der Mahrs Bräu.
Gibt es ein Gericht, bei dem es Ihnen graust?
Ich mag Fleisch nicht gerne, daher bin ich „Vegetarierin aus Geschmacksgründen“. Was ich wirklich nicht essen kann, sind Innereien.
Leben in Bamberg
Was schätzen Sie an Bamberg?
Die Stadt begeistert mich auch nach langer Zeit einfach immer und immer wieder. Wenn ich morgens auf dem Weg zur Uni Touristen begegne, würde ich am liebsten stolz verkünden, dass ich hier arbeite.
Haben Sie schon einen Lieblingsplatz oder eine Lieblingslokalität in Bamberg?
Die Obere Brücke! Dort habe ich zu einem Freund gesagt, dass mein größter Wunsch eine Lebenszeitstelle an der Uni Bamberg wäre … und zwei Jahre später hatte ich diese Stelle dann.
Kurzvita
www.uni-bamberg.de/grundschuldidaktik/personen/prof-dr-ute-franz/