Informatik ist längst ein fester Bestandteil unseres alltäglichen Lebens geworden (Bild: Photocase)

Studentinnen unterwegs mit GeoTicTacToe (Bilder: Eva-Maria Spreitzer)

3-D-Welten programmieren leicht gemacht bei einem Workshop der "Langen Nacht der Informatik"

- Eva-Maria Spreitzer

Informatik zum Anfassen

Fakultät WIAI präsentierte mit der "Langen Nacht der Informatik" praxisnahe Forschung

Informatik? Das klingt für viele immer noch nach Nullen und Einsen, nach abstrakter Technik und komplizierten Programmierverfahren. Mit der „Langen Nacht der Informatik“ zeigte die Fakultät für Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik (WIAI) am 14. Juli, wie vielfältig und praxisnah die aktuellen Forschungsprojekte und Lerninhalte aus diesem Fachbereich wirklich sind.

Informatik ist für viele unzugänglich und praxisfern. Dabei sind die Auswirkungen der Informatikforschung längst alltäglicher und fassbarer als viele es wahrnehmen: Ob wir mit unserem Handy telefonieren, uns von einem Navigationssystem den Weg weisen lassen oder im Kino virtuelle Welten bestaunen – die Informatik ist aus unserem Leben kaum mehr wegzudenken. „Ich habe den Verdacht, das Fach Informatik wird immer noch in die mathematische oder in die Computerspiel-Ecke gestellt. Wir wollen mit Vorurteilen aufräumen und zeigen, was sich sowohl hinter dem Fach als auch dem Beruf verbirgt“, erläuterte Prof. Dr. Andres Henrich, Dekan der Fakultät für Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik, die Motivation für die Teilnahme an der bundesweiten Hochschulaktion im Rahmen des „Informatikjahres“ 2006. 

Nach dem „Girls` Day“, der Mädchen Berührungsängste mit der Computertechnik nehmen sollte, war die "Lange Nacht der Informatik" schon die zweite große Veranstaltung der Fakultät in diesem Semester.

Kinder und Jugendliche wurden auch diesmal mit den Vorlesungen „Wer ist schlauer, mein Computer oder ich?“ und „Wie kommt die Email auf den Bildschirm?“, gehalten von Prof. Dr. Ute Schmid und Prof. Dr. Michael Mendler, an das Thema spielerisch herangeführt. Allgemeine Themenschwerpunkte des Informatikabends waren 3-D-Welten, künstliche Intelligenz und informationsverarbeitende und -aufbereitende Systeme. 

Infotainment und Edutainment mit den Geogames

Vor allem die Bamberger Geogames standen im Mittelpunkt des Interesses. Wer sich bewegen wollte, konnte an „GeoTicTacToe“ teilnehmen. „Infotainment und Edutainment lassen sich bei diesem virtuellen Strategiespiel, dessen realer Vorgänger auch als ‚Drei gewinnt’ bekannt ist, bestens vereinigen“, erklärte Prof. Dr. Christoph Schlieder vom Lehrstuhl für Angewandte Informatik in den Kultur-, Geschichts- und Geowissenschaften den Besuchern und Testspielern. Mit dem Spiel, das bereits 2004 eigentlich als Nebenprodukt des Lehrstuhls entstanden war, konnten Interessierte die praxisorientierte Forschung der Fakultät hautnah erleben. Bei dem mit GPS-Geräten gespielten Game versuchten die gegnerischen Mannschaften möglichst schnell und strategisch geschickt, ihre virtuellen Spielsteine um die Feldkirchenstraße herum zu verteilen. „Die Geogames sind ein Beispiel dafür, wie die Informatik beispielsweise im Bereich des Tourismus verflochten ist“, sagte der Kulturinformatiker Christoph Schlieder. Weitere Spiele wie „GeoRisiko“ seien als Projekte am Lehrstuhl bereits in der Endphase der Entwicklung.

Virtuelle Welten

Wer weniger Bewegung suchte, konnte beispielsweise im 3-D-Welten-Workshop, der als praktische Ergänzung zu einem Vortrag von Andreas Henrich stattfand, mit Hilfe der Programmiersprache VRML einfache virtuelle Welten konstruieren. Aus geometrischen Figuren bauten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine vereinfachte Torschussszene auf und lernten auf diese Weise die Arbeit von Programmierern und die schier unendlichen Möglichkeiten der Animationstechnik kennen, wie sie immer beeindruckender im Kino oder im Internet demonstriert werden.

Aber auch auf problematische Aspekte in der virtuellen Welt wurde eingegangen. Dr. Karlheinz Morgenroth, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Medieninformatik, enthüllte im Workshop „Suchmaschinen im Internet – Nutzungsmöglichkeiten und Manipulationsrisiko“ wie beispielsweise „Google“ attackiert werden kann und welche Gefahren davon ausgehen können. Da der marktführende Suchmaschinenanbieter nur nach Zeichenfolgen, das heißt nach Wörtern sucht, würden einige große und kleinere Firmen dieses Verfahren –  in der Fachsprache auch „cloaking“ genannt – gezielt ausnutzen und so ihre Marktmacht manipulierend vergrößern. Eine Herausforderung für Informatiker, an der auch die Bamberger Professorinnen und Professoren und ihre Mitarbeiter arbeiten.

Neben den Workshops und weiteren Vorträgen gehörte zum Programm der "Langen Nacht der Informatik" zudem eine Ausstellung im Foyer der Feki, bei der weitere studentische Informatikprojekte, wie beispielsweise „feki.de“, präsentiert wurden.

Computer bald schlauer als Programmierer?

Dass nicht nur die Programmierer sich immer weiterentwickeln, bewiesen der Doktorand Emanuel Kitzelmann und Studierende vom Lehrstuhl für Kognitive Systeme bei der Demonstration der Programmiersprache „Prolog“. Das Programm stammt aus der klassischen Forschung der künstlichen Intelligenz. „Man gibt dem Programm gewisse Beispiele und Zeichenfolgen vor, und es erlernt weitere Kombinationen selbst“, erklärte Emanuel Kitzelmann den interessierten Zuhörern. Ziel der Forschung sei es, den Computern mehr „freien Raum“ zu lassen und das klassischen Programmieren um einen weiteren Schritt zu erweitern.

Alles in allem war die "Lange Nacht der Informatik" eine gute Gelegenheit, die Informatik der Otto-Friedrich-Universität Bamberg in Praxis und Theorie näher kennen zu lernen. Bis kurz vor Mitternacht informierten sich die Interessierten über die Vielzahl und Vielfalt der Projekte. Andreas Henrich war zufrieden: „Ich denke, wir konnten den Besuchern verdeutlichen, wo die Einsatzbereiche der Informatik überall liegen. Vor allem zeigen unsere Projekte, dass die Informatik viel mehr ist, als die Vorurteile über sie vermuten lassen. Sie ist für die Kommunikation mit den Anwendern offen, sie verlangt Teamarbeit und Interdisziplinariät“.