Promotionsarbeiten, die überzeugen
Nur wer eine exzellente wissenschaftliche Leistung an der Universität Bamberg erbracht hat, gehört zu den fünf Preisträgerinnen und Preisträgern der Hans-Löwel-Wissenschaftspreise 2018. Am 16. Juli erhielten die Nominierten im Rittersaal der Altenburg die Auszeichnung, die alle zwei Jahre vergeben wird. Die prämierten Promotionsarbeiten haben einen wahren Bewertungsmarathon hinter sich: Die jeweiligen Betreuerinnen und Betreuer schlugen die Arbeiten für den Preis vor, weil sie die Bestnote summa cum laude erhalten hatten. Nach einer Vorauswahl durch die Universitätsleitung schrieben externe Fachleute Gutachten, ehe die Jury die Begünstigten auswählte. Die Jury besteht aus zwölf Personen, der unter anderem die Universitätsleitung und die Emeriti of Excellence angehören.
Insgesamt 22.000 Euro Preisgeld
Dieses Jahr wurden die Hans-Löwel-Wissenschaftspreise zum elften Mal verliehen. Dr. Jasmin Buba, Dr. Thomas Dörfler, Dr. Barbara Henning, Dr. Malte Lübker und Dr. Mustafa Tupev bekamen insgesamt 22.000 Euro Preisgeld. Ermöglicht hat der Universität diese hoch dotierte Auszeichnung der Textilunternehmer Hans Löwel, der kurz vor seinem Tod 1996 mit seiner Frau Edith die Hans-Löwel-Stiftung gründete – und sie mit einer Summe von mehreren Millionen D-Mark ausstattete. Ein Teil dieses Geldes fließt in den Wissenschaftspreis. Da die Hans-Löwel-Stiftung im Jahr 2011 aufgelöst wurde, vergibt seitdem die Bamberger Universitätsstiftung die Preise.
Drei der prämierten Dissertationen beschäftigen sich mit historischen Themen. Denkmalwissenschaftlerin Jasmin Buba etwa analysierte die Moschee Xoğa Zain ud-Din – eines von 462 Einzeldenkmälern in Buchara, einer ehemals bedeutenden Handelsstadt an der Seidenstraße im heutigen Usbekistan. Die Dissertation befasst sich mit der detaillierten Untersuchung der Bausubstanz und ihrer Einordnung in die regionaltypische Architektur. Vor allem die kunstvollen Fliesenmosaiken im Hauptraum sind demnach kaum noch anderswo in der Region erhalten.
Von Moscheen, Dschinghis Khan und Osmanen
Orientalist Mustafa Tupev hat sich für seine Arbeit ebenfalls nach Zentralasien begeben. Er führte (kunst-)historische Untersuchungen an Sakralbauten durch, wie Moscheen, Madrasen und Sufi-Konventen. Dabei konzentrierte er sich auf Bauten der Abulkhairiden, eines von Dschinghis Khan abstammenden Herrschergeschlechts. Dieses verwaltete im 16. Jahrhundert die historischen Regionen von Transoxanien und Khurasan. Die Dissertation bringt die Bauten mit politischer Herrschaft und sozialer Schichtung in Verbindung.
Und Turkologin Barbara Henning beschäftigte sich mit der Geschichte der osmanisch-kurdischen Bedirhani-Familie. Wie sich die sozialen und politischen Veränderungen von der spätosmanischen Zeit bis etwa 1930 auf die Familie auswirkten, zeigt die Dissertation. Sie bezieht Stimmen ein, die bisher für die Erzählungen der Familiengeschichte unbekannt waren. Und sie zeigt, wie Mechanismen nationalistischer Geschichtsschreibung bis heute Einfluss darauf nehmen, wie diese Familiengeschichte erzählt wird.
Aktuelle politische Entscheidungen
Ein ganz aktuelles Thema behandelte Politikwissenschaftler Thomas Dörfler in seiner Arbeit. Er fragte sich, wie die weitreichenden Entscheidungen der Sanktionsausschüsse des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen zustande kommen. Die Dissertation zeigt, dass die Mitglieder dieser Ausschüsse sich bei vielen kleinteiligen Entscheidungen an vorab festgelegten Regeln orientieren. Um diese These zu überprüfen, untersuchte Thomas Dörfler das „Regieren im Ausschuss“ an den Beispielen Irak, Al-Qaida/Taliban, Kongo, Sudan und Iran.
Über ein ebenso aktuelles Thema schrieb Politikwissenschaftler Malte Lübker. Ausgehend von der Überlegung, dass der Staat durch Steuern und Transferleistungen beeinflussen kann, wie die Einkommen in Industrienationen verteilt sind, fragte er: Warum unterscheidet sich das Ausmaß der Umverteilung so dramatisch – sowohl im Ländervergleich als auch im Längsschnitt? Letztendlich birgt die Dissertation eine optimistische Botschaft: Trotz aller Unzulänglichkeiten sind moderne Demokratien relativ erfolgreich darin, Politik am Willen der Wähler auszurichten.
Alle Arbeiten zählen zu Profilfeldern der Universität Bamberg
„So unterschiedlich die prämierten Arbeiten fachlich auch sein mögen, alle haben etwas gemeinsam: Sie sind besonders innovativ und überzeugen durch ihre herausragende wissenschaftliche Qualität“, würdigte Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert die Arbeiten in seiner Funktion als Vorsitzender des Vorstands der Bamberger Universitätsstiftung. „Zugleich entstammen die Arbeiten Forschungsbereichen, die zu den Profilfeldern der Universität Bamberg zählen. Das ist ganz sicher kein Zufall, denn ausgezeichnete Forschung braucht zum einen ein entsprechendes Umfeld und zum anderen wissen herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler, wo sie dieses Umfeld finden.“