Strukturförderung in römischer Zeit
Der Hafentempel Xanten gilt als einer der größten römischen Tempel nördlich der Alpen und er war eines der größten Bauvorhaben seiner Zeit. Für das 25 x 36 Meter große und circa 27 Meter hohe, monumentale Bauwerk scheute man weder Kosten noch Mühen: Ein römisches Gesicht sollte sie haben, die römische Kolonie am Niederrhein, die um 100 nach Christus unter Kaiser Trajan gegründet wurde. Und entsprechend folgt auch der Grundrissplan des Hafentempels, der für jeden Besucher schon von weitem sichtbar war, mediterranen Vorbildern. Zum Bau wurde Stein aus Italien und Lothringen angeliefert. Römische Baumeister brachten 14.000 Tonnen Beton ein, um auf dem sandigen Untergrund eine tragfähige, 2 Meter hohe, Fundamentplatte für das Gebäude zu schaffen. Das nach seiner Lage unmittelbar hinter dem Hafen der römischen Kolonie Xanten (Colonia Ulpia Traiana) benannte Bauwerk war in der Blütezeit der Kolonie zwischen 100 und 250 nach Christus der zweitgrößte Tempel der Stadt. Welcher Gottheit er geweiht war, ist bislang unbekannt.
Ein Gemeinschaftsprojekt der Universität Bamberg und des Archäologischen Parks Xanten widmet sich seit dem Projektstart im November 2017 der Erforschung dieses ehemaligen Wahrzeichens römischer Kultur am Niederrhein. Im Rahmen dieses vom Landschaftsverband Rheinland und dem Archäologischen Park Xanten finanzierten Forschungsvorhabens wird an der Professur für Archäologie der Römischen Provinzen untersucht,
• wie römische Monumentalarchitektur an der nördlichen Peripherie des Römischen Reiches implementiert wurde,
• welche Absicht damit verbunden war und
• welchen Wirkungsgrad diese Maßnahmen hatten.
Dazu richtet der Bearbeiter PD Dr. Werner Oenbrink seinen Blick auch gezielt über die Colonia Ulpia Traiana hinaus, über Rhein und Alpen nach Gallien und Italien. Denn dort finden sich die nächsten Vergleiche für das imposante Bauwerk am Rheinufer Xantens.
Eines ist jedoch jetzt schon klar: Der Hafentempel belegt die Bedeutung der Rheinkolonie in der Zeit ihres forcierten Ausbaus in der ersten Hälfte bis Mitte des 2. Jahrhunderts nach Christus. Damals leitete Rom in der Provinz Niedergermanien ganz gezielt Maßnahmen ein, um die bis dahin eher schleppend voranschreitende Rezeption römischer Kultur zu beschleunigen. Das Projekt bereichert die an der Professur für Archäologie der Römischen Provinzen unter der Leitung von Prof. Dr. Michaela Konrad geleiteten Forschungen zu Akkulturationsprozessen in Grenzräumen des Imperium Romanum.
Das auf drei Jahre angelegte Forschungsprojekt entwickelte sich im Rahmen einer seit 2012 bestehenden Kooperation der Universität Bamberg mit dem Archäologischen Park Xanten.
Weitere Informationen zum Projekt unter: www.uni-bamberg.de/arp/forschung/forschungen-in-der-roemischen-provinz-germania-inferior