„Danke für das Leben, das ich leben darf“
Anlässlich des 75. Geburtstages von Prof. Dr. Alfred E. Hierold lud Präsident Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert zu einer persönlichen akademischen Feierstunde in die AULA der Universität ein. Die Wahl des Ortes kam nicht von ungefähr, denn der Jubilar hatte in seiner insgesamt acht Jahre währenden Amtszeit als Rektor entscheidenden Anteil daran‚ dass die ehemalige Dominikanerkirche vor gut 17 Jahren in die Verwaltung der Universität übergeben wurde. So sei es vor allem seiner Hartnäckigkeit zu verdanken, dass das Wissenschaftsministerium nach langwierigen Verhandlungen dem Drängen der Universität nachgab, erklärte Ruppert.
Doch nicht nur Hierolds Verdienste in der akademischen Selbstverwaltung, die er sich auch als Dekan der Fakultät Katholische Theologie und Vizepräsident erworben hat, waren an diesem Abend Thema. Sein Freund und Kollege im Vizepräsidentenamt Prof. Dr. Manfred Haidl, sein ehemaliger Schüler und Abt der Philosophisch-Theologischen Hochschule Heiligenkreuz Dr. Maximilian Heim und Prof. Dr. Wilhelm Rees, der Alfred Hierold in seiner Rektorenzeit vier Jahre auf seinem Lehrstuhl für Kirchenrecht vertreten hatte, stellten den Jubilar vor: als engagierten und konsequenten Macher in Wissenschaft, Kirche und Gesellschaft – aber auch als eine Persönlichkeit, die aus ihrem tiefen Glauben heraus versucht, das Leben und die Menschen zu verstehen, zu lieben und demgemäß zu handeln.
Rektorenzeit als „Periode der achtsamen Weiterentwicklung“
Amtlich verbriefter Ursprung dieses Doppelverständnisses ist die Priesterweihe, die der Jubilar 1967 empfing. Eine Berufung, der er bis heute folgt und durch seine akademische Laufbahn komplettiert hat. Diese mündete am 1. März 1981 in die Übernahme des Lehrstuhls für Kirchenrecht an der Universität Bamberg. Viele Projekte begleiteten die Rektorenzeit Hierolds von 1992 bis 2000. Vom Ausbau des Marcus-Hauses über den Spatenstich fürs Rechenzentrum bis hin zur Errichtung wissenschaftlicher Einrichtungen wie ifb und efms: Allein die vielschichtigen (Bau-)Projekte für Forschung, Lehre und Verwaltung zeigen, dass sich die Universität in dieser Zeit in einer abschließenden Phase der Wiedererrichtung befand. In dieser „Periode der bedachtsamen Weiterentwicklung und Abrundung des gesamten Fächerspektrums“ sei es stets sein Anliegen gewesen, die widerstrebenden Kräfte aufzufangen und wenigstens zu synchronisieren, hob Manfred Haidl in seiner Würdigung hervor.
Selbstverständnis als Lehrender und Forschender
Wie sich Hierolds Verbindung von wissenschaftlicher Theologie und gelebter Spiritualität in seinem Selbstverständnis als Professor niederschlägt, konnte Maximilian Heim selbst erfahren, als er ins Stift Heiligenkreuz eintrat und bei ihm Kirchenrecht studierte „nicht als eine trockene kanonische Pflichtübung, sondern als pastorales Fach, das alles andere als verstaubt wirkte.“ Seit 1983 unterrichtet der Jubilar ehrenamtlich in Heiligenkreuz. Überdies hat er auch strategisch-konzeptionell wesentlich dazu beigetragen, dass „sich unsere kleine Philosophisch-Theologische Hauslehranstalt am Beginn des 21. Jahrhunderts zur Hochschule päpstlichen Rechtes mit der zahlenmäßig stärksten Priesterausbildung entwickeln konnte“, erläuterte Heim.
Einen Blick in die Forschungstätigkeiten des Jubilars gab Dr. Wilhelm Rees, Professor für Kirchenrecht an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck. In seiner Festrede über Strukturveränderungen in der Kirche durch Papst Franziskus zeigte er auf, wie Reformen im Spannungsfeld zwischen Beständigkeit und Entwicklung gelingen können, aber auch müssen. Und wie Alfred Hierold versucht, diese Gegensätze auszubalancieren, sei es im Bereich der Caritas, bei Taufe, Firmung oder im Buß- und Eherecht.
Rückblick und Ausblick in Dankbarkeit
Hierold flankierte seine akademischen Tätigkeiten durch zahlreiche Ehrenämter, die ihn zum Teil bis heute begleiten: in akademischen und verbandlichen Gremien, Vereinen wie dem des vatikanischen Geheimarchivs, sozialen Einrichtungen wie dem Kolping-Bildungswerk, Institutionen der Erzdiözese wie die Ordensgemeinschaft der Englischen Fräulein. In Gemeinden und im Kreise von Freunden und Familie gilt Hierold als „gefragter Seelsorger, der es versteht, auf die Leute zuzugehen, die richtigen Worte zu finden, Mut und Trost zu spenden oder Vertrauen in die Zukunft zu wecken“, würdigte Manfred Haidl.
Alfred Hierold gab sich sichtlich gerührt von den Würdigungen seiner Weggefährten und rundete die Darstellungen zu seiner Person mit Anekdoten und Einschätzungen ab – in freundlicher Erinnerung an Personen, Situationen und Ereignisse, die ihn auf seinem bisherigen Weg begegnet sind, geleitet und geprägt haben. Und so waren seine einleitenden Worte zugleich als Resümee und hoffnungsfroher Ausblick auf die kommenden Jahre gedacht: „Danke für das Leben, das ich leben darf.“