Vom Balkan nach Franken
Neuanfang in Bamberg: Galina Novkova zog es zum Studium der Geographie, Russistik und BWL von Bulgarien nach Deutschland. Auf eigene Faust, ohne Eltern oder Austauschprogramm, kam sie in die fränkische Domstadt.
Am Anfang war es nicht einfach. „Ich hatte nur einen Koffer, meine Ersparnisse und kannte niemanden“, erzählt Galina. Das war im Oktober 2003. Zimmer waren in Bamberg knapp. Deshalb wohnte sie zuerst in einer Pension in Sassanfahrt, bis sie schließlich durch einen glücklichen Zufall in einer Dreier-WG in der Nähe des Universitätsstandorts Feldkirchenstraße unterkam.
Bevor sie mit dem Geographiestudium begann, hat Galina einen zweisemestrigen Sprachkurs absolviert, der von der Universität Bamberg angeboten wurde. „Am Anfang musste ich mich auf Englisch verständigen, was ich aber nicht in der Schule gelernt habe.“
Aber sie wollte unbedingt nach Deutschland. Weil das deutsche Bildungssystem in Bulgarien einen sehr guten Ruf hatte. Und weil es im Gegensatz zu vielen Nachbarländern damals noch keine Studienbeiträge gab. Auf Bamberg fiel die Wahl aus einem ganz praktischen Grund: „Von der Bamberger Uni habe ich als erstes eine Zusage bekommen.“ Unter anderem hatte sie sich noch in Köln, Würzburg und Berlin beworben.
Galina hatte schon in ihrer Heimatstadt Sofia mit Geographie angefangen. Nach dem Bestehen der Sprachprüfung, die für Ausländer Studienvoraussetzung ist (DSH-Prüfung), wurde sie im Sommersemester 2005 zugelassen. Ihre Studienleistungen aus Bulgarien wurden anerkannt.
Das Auslandsamt hilft
Inzwischen fühlt sie sich in Bamberg sehr wohl. „Es ist eine sehr schöne, gemütliche Stadt“, meint sie. „Man fühlt sich hier nicht fremd. Das ist in Großstädten anders.“ Trotzdem bestehen in Mentalität und Lebensart deutliche Unterschiede zwischen ihrer bulgarischen Heimat und ihrem fränkischen Studienort, findet Galina. „Am Anfang erschienen mir die Leute hier eher verschlossen und nicht so kommunikativ. Aber mit der Zeit habe ich festgestellt, dass das einfach ihre Art ist und sie trotzdem sehr nett sind. Die Bulgaren dagegen sind viel temperamentvoller und direkter, womit vielleicht viele Ausländer überfordert sind.“
Auch an der Uni fühlt sie sich gut aufgehoben: „Zum Glück kann man sich über das Auslandsamt für ein kleines Stipendium aus bayerischen Landesmitteln bewerben. Ohne dieses Stipendium könnte ich mir das Studium gar nicht leisten.“ Außerdem bietet das Auslandsamt viele Veranstaltungen an, zum Beispiel jedes Jahr eine Weihnachtsfeier für ausländische Studenten.“
Aber sonst muss Galina ihren Lebensunterhalt selbst finanzieren. Durch Nebenjobs, Mitarbeit bei Festivals („Bamberg zaubert“, „Jazz- & Blues-Festival“) oder Ferienarbeit. „Es ist oft schwer, Arbeit und Studium unter einen Hut zu bekommen“, meint sie.
Etwa einmal pro Jahr kann sie sich eine zwei- bis dreiwöchige Reise in ihre Heimat leisten. „Das ist sehr wichtig zum Energie tanken“, erklärt Galina. „Weil mir meine Freunde und meine Familie hier schon oft fehlen.“
Ganz andere Studienbedingungen
Am Anfang war Galina überrascht, dass in Deutschland das Abiturzeugnis genügt, um sich an jeder Universität für fast jedes beliebige Fach einzuschreiben: „In Bulgarien gibt es für Studienbewerber eine Aufnahmeprüfung, die sehr schwierig ist. Man muss sich ungefähr ein Jahr lang darauf vorbereiten. Es gibt Leute, die zwei- oder dreimal hintereinander antreten müssen, bis sie bestehen.“ Das Problem sei die sehr hohe Zahl an Studienbewerbern. Wer einen der begehrten Plätze ergattern will, muss in der Prüfung meist zu den Besten gehören.
Ein weiterer Unterschied: In Bulgarien müssen die meisten Studierenden ihr Studium selbst finanzieren. Denn nicht alle Eltern haben die Mittel, um für die Ausbildung ihrer Kinder aufzukommen. Manche bulgarische Studierende müssen nebenher viel arbeiten und brauchen daher länger für das Studium.
Demnächst wird Galina mit ihrer Diplomarbeit anfangen. Und was will sie nach dem Studium machen? „Konkrete Pläne habe ich noch nicht.“