Bilanz nach 30 Jahren: viel erreicht, viel zu tun
In den 30 Jahren, in denen sich Frauenbeauftragte an Bayerischen Hochschulen für Studentinnen und Wissenschaftlerinnen einsetzen, ist viel erreicht worden: An der Universität Bamberg sind mehrere Fördermaßnahmen entstanden, unter anderem das Mentoring-Programm FeRNet, das Stipendienprogramm Step by Step, die Tagungsförderung SPOT, der PUSh- und der Bettina-Paetzold-Preis.
„Frühzeitige Fördermaßnahmen wie der PUSh-Preis sind wichtig. Wenn wir wollen, dass Frauen eine Karriere in der Wissenschaft als Möglichkeit für sich erkennen und einschlagen, müssen wir sie bereits zu einem frühen Zeitpunkt unterstützen“, sagte Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert beim Festakt der Frauenbeauftragten am 12. Dezember 2018. Dem schloss sich Prof. Dr. Roberta Maierhofer an, Mitglied des Universitätsrates, die in ihrer Festrede aus amerikanistisch-kulturwissenschaftlicher Perspektive den Feminismus reflektierte. Die beim Festakt gefeierten Erfolge würden die „Leistungen von Frauen, die gesellschaftliche, politische und kulturelle Beschränkungen überwinden“, in den Mittelpunkt stellen.
Höchster Anteil an Professorinnen bayernweit
Das langjährige Engagement der Frauenbeauftragten ist noch nicht zu Ende, wie die aktuelle Amtsinhaberin Prof. Dr. Ute Franz anmerkte: „Wir sind hier in Bamberg in der komfortablen Situation, mit 30 Prozent den höchsten Anteil an Professorinnen bayernweit zu haben.“ Dieser Frauenanteil soll erhalten und noch weiter erhöht werden. „Deshalb bin ich froh, dass es spätestens ab dem Sommersemester 2019 wieder ein Team aus zwei Frauenbeauftragten und einer Stellvertreterin gibt.“
Die erste Frauenbeauftragte an der Universität Bamberg war PD Dr. Bettina Paetzold, die das Amt vom Wintersemester 1989/90 bis zum Sommersemester 1991 innehatte. Sie setzte sich gerne für Gleichberechtigung ein, schrieb beispielsweise eine pädagogische Habilitation über die Vereinbarkeit von Mutterschaft und Berufstätigkeit: Eines ist zu wenig, beides macht zufrieden. Ihr Bruder Andreas Paetzold erklärte, warum der nach ihr benannte Preis in ihrem Sinne ist: „Bettina Paetzold würde sich durch diese Ehrung in ihrem Engagement als erste Frauenbeauftragte bestätigt fühlen, auch wenn sie selbst wenig Aufhebens um das Amt gemacht hat, das sie sehr gerne und mit großer Überzeugung innehatte.“
Premiere: Bettina-Paetzold-Preis für einen Mann
Der Bettina-Paetzold-Preis ging in diesem Jahr erstmals an einen Mann: an Fabian Hemmerich vom Lehrstuhl für Elementar- und Familienpädagogik. „Das könnte ein Sinnbild dafür sein, dass es nach 30 Jahren Amt der Frauenbeauftragten eine Selbstverständlichkeit ist, dass Themen der Gleichstellung alle angehen“, so Ute Franz. Der wissenschaftliche Mitarbeiter überzeugte den Frauenbeirat mit seinem Seminar Theoretische Grundlagen der Elementar- und Familienpädagogik: Kindheit, Erziehung und Geschlecht, worin er unter anderem veranschaulicht, wie prägend Geschlechtsstereotype in der frühen Kindheit sind.
Vizepräsident Prof. Dr. Frithjof Grell gratulierte nicht nur ihm zum Bettina-Paetzold-Preis, sondern auch Dr. Corina Erk vom Lehrstuhl Literatur und Medien. Ihr Seminar Die Fernsehserie: Geschichte Theorie Narration habe einen klaren Genderbezug – ebenso wie ihr Lehrportfolio insgesamt. „Sie beweist damit, dass Gender in der Lehre ein Analyseinstrument darstellt, das vielfältig einsetzbar ist“, urteilte der Frauenbeirat.
Nachwuchsförderung – speziell für Frauen
Als Ermutigung zur Promotion dient der jährliche PUSh-Preis, der herausragende Arbeiten von Studentinnen auszeichnet. Ute Franz überreichte ihn im Jahr 2018 an vier Preisträgerinnen: Jana Catherina Costa (Empirische Bildungsforschung), Christina Klang (Latinistik), Katharina Blandina Weitz (Computing in the Humanities) und Christina Anna Geus (Amerikanistik). Nachwuchsförderung bedeutet Ute Franz sehr viel, auch wenn es nicht immer einfach sei, denn: „Es gibt kein festes Rezept für Frauenförderung und der Bedarf an Förderung verändert sich beständig.“ Ein Paradebeispiel sei das Programm Step by Step.
Eine Plakatausstellung machte auf das zehnjährige Bestehen von Step by Step aufmerksam, das herausragende Wissenschaftlerinnen mit Stipendien fördert. Seit 2008 haben 94 Frauen insgesamt rund 1,2 Millionen Euro Fördergeld erhalten. 77 Prozent von ihnen sind immer noch in der Wissenschaft tätig. „Die Stipendien sind ein entscheidender Karrierefaktor, wenn sie Nachwuchswissenschaftlerinnen in einer intensiven Schreibphase finanziell gezielt unterstützen“, meinte Ute Franz. Zum Abstellgleis würden die Stipendien für diejenigen, die sich bewerben, wenn sie schon sechs Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin angestellt sind. Ihre Meinung zur stipendienbasierten Frauenförderung konnten die zahlreichen Gäste auf den ausgehängten Plakaten festhalten.
Der weibliche wissenschaftliche Nachwuchs erhält außerdem Unterstützung durch das SPOT-Programm, für das die Ausschreibung beim Festakt am 12. Dezember begann. SPOT steht für successfull, professional, outstanding und transnational. Das Programm finanziert Tagungen, die Nachwuchswissenschaftlerinnen eine Bühne für ihre Forschungsschwerpunkte bieten.