Ziel ist ein „ausgeglichenes Geschlechterverhältnis“
Warum Frauenförderung immer noch nötig ist, erklärte die Frauenbeauftragte Prof. Dr. Astrid Schütz beim diesjährigen Festakt. „Unsere Universität ist schon seit langer Zeit mit einem Professorinnen-Anteil von über 30 Prozent in Bayern führend“, sagte Schütz am 12. Dezember 2019 in der AULA. „Allerdings zeigt sich weiterhin Verbesserungsbedarf.“ Sie verwies auf die Unterschiede auf den Karriere- und Hierarchiestufen: Die Universität Bamberg hat bei den Promotionen der letzten Jahre beispielsweise einen Frauenanteil von circa 50 Prozent, bei den Habilitationen sowie den höchstdotierten W3-Professuren nur rund 30 Prozent.
Frauenförderung durch Tenure Track und Stipendien
Präsident Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert fügte hinzu: „Das Bestreben unserer Universität muss sein, dass wir zu einem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis kommen.“ Als Messgröße sollte der Frauenanteil unter Studierenden dienen, der in Bamberg 61 Prozent betrage. Ruppert plädierte dafür, weitere Instrumente einzusetzen, um traditionelle Muster aufzubrechen: „Zum Beispiel ermöglichen Tenure-Track-Verfahren, Frauen als zeitlich befristete Juniorprofessorinnen einzustellen. Anschließend haben sie die Chance auf eine Lebenszeit-Professur.“
Um Gleichberechtigung noch stärker zu fördern, sei laut Schütz das Gleichstellungskonzept im Sommer 2019 eingeführt worden. Außerdem würden die Frauenbeauftragten verschiedene Förderinstrumente verwenden: „So wurden an unserer Universität seit 2008 Stipendien an etwa 100 Wissenschaftlerinnen vergeben. Fast 80 Prozent der Geförderten sind aktuell in der Wissenschaft tätig, einige bereits als Professorinnen.“ Andererseits regte sie an, die Effekte von Fördermaßnahmen zu reflektieren: „Es gilt etwa, bei der Vergabe von Stipendien eine Entwicklung zu vermeiden, bei der Frauen Stipendien und Männer Haushaltsstellen erhalten. Stipendien dürfen kein Ersatz für Stellen sein.“
„Frauen sind überproportional sichtbar“
Über die Herausforderungen für Gleichstellung sprach auch Soziologin Prof. Heather Hofmeister, Ph.D., von der Goethe-Universität Frankfurt im Festvortrag. Ihre Beobachtung: „Früher waren Frauen an Universitäten relativ unsichtbar, jetzt sind sie – politisch gewünscht – überproportional sichtbar. Wie könnte die Normalität aussehen?“ Gerade in Deutschland werde sehr auf Gleichberechtigung geachtet, beispielsweise durch eine Frauenquote. Eine solche Quote könne für Frauen aber nicht nur eine Chance sein, sondern auch eine Belastung. Hofmeister berichtete etwa von Professorinnen, die in verschiedensten Gremien tätig sind. Warum? Wenn in jedem Gremium eine bestimmte Anzahl an Frauen vertreten sein soll, verteilt sich viel zusätzliche Arbeit auf die Schultern verhältnismäßig weniger Professorinnen.
Weitere Herausforderungen, auf die Hofmeister beispielhaft einging: Manchen Frauen wird unterstellt, dass sie eine Stelle oder einen Preis nur bekommen, weil sie weiblich sind. Und durch ihren "Seltenheitswert" in bestimmten beruflichen Kontexten stehen sie unter besonderer Beobachtung. „Mein Traum ist, dass es in Zukunft keinen Unterschied mehr macht, ob jemand männlich oder weiblich ist“, schloss Hofmeister. „Ebenso, wie es keinen Unterschied macht, ob genetisch bedingt jemand die Zunge rollen kann oder nicht.“
Preise für Studentinnen und für Lehre mit Bezug zu gender studies
Bis es so weit ist, fördert das Frauenbüro Frauen auf dem Weg in die Wissenschaft. „Wir verleihen Preise, die Leistungen honorieren und Karrieren anschieben sollen“, so Schütz. Die beiden Frauenbeauftragten Prof. Dr. Renata Szczepaniak und Prof. Dr. Mona Hess übergaben Urkunden an die PUSh-Preisträgerinnen 2019. Vier Studentinnen wurden für ihre hervorragenden Abschlussarbeiten geehrt: Rebecca Mitzner (Philosophie und Judaistik), Nataliia Plotnikova (Angewandte Informatik), Sonja Scheuring (Soziologie) und Amelie Schwarzer (Psychologie).
Prof. Dr. Frithjof Grell, Vizepräsident für Lehre und Studierende, übergab den Bettina-Paetzold-Preis an Lena Janneck vom Lehrstuhl für Alttestamentliche Wissenschaften. Sie bekam den Preis für ihr Seminar, in dem es um die gleichrangige Rolle von Frauen im Alten Testament ging. Der Preis würdigt herausragende Lehre mit engem Bezug zu den gender studies und ist benannt nach der ersten Frauenbeauftragten der Otto-Friedrich-Universität: Dr. Bettina Paetzold. Deren Bruder Andreas Paetzold machte beim Festakt deutlich, dass sie sich über den nach ihr benannten Preis freuen würde, der ihren damaligen Einsatz für Frauen würdigt.