Um Familie und Beruf zu vereinbaren, können Universitätsangehörige verschiedene Arbeitsmodelle nutzen. (Foto: COLOURBOX)

Inga Gerike zum Beispiel sammelt unter der Woche Aufgaben, die sie freitags in Telearbeit erledigt. (Foto: Universität Bamberg)

Als Referentin der Universitäts-frauenbeauftragten berät Johanna Bamberg-Reinwand Studentinnen und wissenschaftliche Mitarbeiterinnen (Foto: Sarah Fischer Kommunikation).

„Vereinbarkeit kann ich entspannt leben“

Vielfältige Arbeitsmodelle für eine familiengerechte Hochschule

Für Dr. Inga Gerike steht freitags die Literaturauswahl auf dem Programm, dazu die Arbeit an Flyern, Plakaten und der Homepage der Universitätsbibliothek – kurz alles, was ausschließlich online erledigt werden kann. Die Leiterin der Teilbibliothek 4 und Fachreferentin für Germanistik, Slavistik und Kommunikationswissenschaft arbeitet seit sieben Jahren an diesem Tag von Zuhause in Telearbeit. „Unter der Woche sammle ich die Aufgaben, die ich freitags in Ruhe erledigen kann“, berichtet sie. Als ihre Tochter ein Jahr alt war, beantragte Gerike diese Regelung bei der Kanzlerin. Ihren Chef und die Kolleginnen und Kollegen musste sie davon nicht lange überzeugen: „Ich habe bei allen offene Türen eingerannt.“

Ob durch Vorgesetzte, Kolleginnen und Kollegen oder die Einrichtung, die einen Telearbeitsplatz geschaffen hat: Verständnis für diese und andere flexible Arbeitszeitformen hilft Eltern und pflegenden Angehörigen, Beruf und Familie erfolgreich zu vereinbaren. „Dass mir viel Verständnis entgegengebracht wird, hat mich sehr entspannt. Vereinbarkeit kann ich so einfach leben – und muss nicht meine Kraft aufwenden, um meine Ansprüche durchzufechten oder ständig ein schlechtes Gewissen gegenüber meinen Kollegen haben“, sagt Gerike. Durch die Flexibilität des Telearbeitsplatzes habe sie zum Beispiel ihre Tochter mittags von der Kindertagestätte abholen können, als diese noch klein war. Aber auch heute noch profitiert die Familie von dem Mehr an gemeinsamer Zeit.

Vielfältige Arbeitsmodelle

Um zeitlich und örtlich flexibel zu sein, kann jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter an der Universität Bamberg wie Inga Gerike Telearbeit praktizieren – wenn es das Aufgabenfeld zulässt. Darüber hinaus gibt es Regelungen wie gleitende Arbeitszeiten oder die Möglichkeit zur Teilzeitbeschäftigung. Eine weitere Erleichterung für Eltern und pflegende Angehörige: Es ist möglich, sich beurlauben zu lassen, wenn man sich um die Kinder oder kranke Angehörige kümmern möchte.

Eine ganze Reihe Möglichkeiten helfen also, um unterschiedlichen Familiensituationen und Aufgabengebieten gerecht zu werden – auch wenn sie unterschiedlich stark genutzt werden. Beispielsweise werden Telearbeitsplätze erst in den vergangenen zwei Jahren vermehrt nachgefragt, insgesamt arbeiten 29 Beschäftigte in diesem Modell (Stand: 23.11.2015). Für Inga Gerike ist es genau das Richtige: „Gerade Zuhause habe ich die Ruhe, um mich in die Arbeit für das Fachreferat und Strategisches zu vertiefen. Gleichzeitig bleibt genügend Zeit für meine Tochter.“

Teil einer fortschreitenden Entwicklung

Diese Möglichkeiten der Arbeitsgestaltung, die ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer familienfreundlichen Kultur sind, haben verschiedene Organe in den letzten 26 Jahren unterstützt: Ab 1989 waren die Frauenbeauftragten die ersten Kontaktpersonen, an die sich Studentinnen oder Wissenschaftlerinnen mit Fragen zum Arbeiten mit Familie wenden konnten. Kümmerten sie sich zunächst auch um Fragen zu Elternzeit oder Kinderbetreuung, steht heute in den Gesprächen mit Müttern die gezielte Karriereberatung im Mittelpunkt. Dazu gehört, für Mütter die flexiblen Möglichkeiten der Arbeitszeitgestaltung aufzuzeigen und auch bei der entsprechenden Professur für sie zu werben. „Es hat sich viel verbessert in den vergangenen Jahren, aber es gibt noch Bereiche, in denen die Schwangerschaft einer Kollegin im ersten Moment als Problem wahrgenommen wird“, sagt Johanna Bamberg-Reinwand, die Referentin der Universitätsfrauenbeauftragten. Sie beobachtet: „Zunehmend fordern Mütter ein, dass Karriere mit Kind möglich sein muss. Das ist gut!“

Auch die Gleichstellungsbeauftragten kümmern sich um die Anliegen von Vätern und Müttern. Hiltrud Huhn hat dieses Amt mehr als 15 Jahre ausgeübt. Ihre Motivation, sich für Geschlechtergerechtigkeit zu engagieren, war und ist der Wunsch nach mehr Verständnis für Mütter im Berufsleben. „Flexible Arbeitszeiten gab es Anfang der 80er Jahre noch nicht, als meine Kinder klein waren“, berichtet Huhn. „Um Punkt acht Uhr musste ich in der Bibliothek sein. Vorher habe ich die Kinder in den Kindergarten gebracht. Da konnten morgens schon Kleinigkeiten wie die vereisten Scheiben unseres alten VWs alles durcheinanderbringen.“ Der Druck, den sie erlebte, war ihre Motivation, das Amt der Gleichstellungsbeauftragten auszuüben: „Ich wollte anderen Eltern das ersparen, was ich erlebt habe.“

Ein weiteres Organ, das heute zur stetigen Weiterentwicklung dieser Kultur beiträgt, ist das Eltern-Service-Büro. Seit 2006 durchläuft die Universität das audit familiengerechte hochschule, das durch konkrete Ziele und Maßnahmen die flexiblen Arbeits- und Studienbedingungen für Eltern und pflegende Angehörige strategisch fortbildet. Denn auch bei vielen Errungenschaften bleibt noch einiges zu tun.

Gut für die Gesundheit

Diese insbesondere von Verständnis und Flexibilität geprägte Kultur, die seit mehr als 25 Jahren wächst, fördert auch das Wohlbefinden der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. „Wenn Mütter und Väter die Arbeitsbedingungen vorfinden, mit denen sie Familie und Beruf gut vereinbaren können, reduziert das Stress und Anspannung“, sagt Christina Stötzel, die das universitäre Gesundheitsmanagement betreut. Das wiederum wirke sich positiv auf die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz aus. „Und wer nicht gestresst ist, kann besser forschen, lehren, arbeiten und hat mehr Kraft für seine Familie!“

Mehr zum Thema familiengerechte Hochschule lesen Sie demnächst in der aktuellen Ausgabe des Campus-Magazins uni.kat!

Hinweis

Diesen Text verfasste Samira Rosenbaum für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.

Bei Fragen oder Bilderwünschen kontaktieren Sie die Pressestelle bitte unter der Mailadresse medien(at)uni-bamberg.de oder Tel: 0951-863 1023.