Zeit zu handeln
Fünf Jahre lang engagierten sich der Lehrstuhl für BWL, insbesondere Vertrieb und Marketing, studentische Initiativen und andere universitäre Einrichtungen erfolgreich mit dem Hochschultag Ökosoziale Marktwirtschaft für ein nachhaltiges Umdenken an der Universität und in der Gesellschaft. Ihr Engagement ebnete den Weg für die erste Nachhaltigkeitswoche, die sich von Montag, 13. Mai, bis Freitag, 17. Mai 2019, in Vorträgen, Diskussionen sowie Präsentationen und Workshops mit dem Thema „Schaffe, schaffe, Häusle baue – Perspektiven auf die Leistungsgesellschaft“ beschäftigte.
Mehr Raum für Nachhaltigkeitsdebatten
In einem neuen Organisationsteam – bestehend aus Studierenden und Mitarbeitenden der Universität in Kooperation mit der AG Nachhaltigkeit, WELTbewusst Bamberg und CHANGE e.V. – haben die ehemaligen Initiatoren samt Nachwuchs dem Hochschultag ein neues Gewand geschneidert. Als ein Forum für Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen Universität und Öffentlichkeit ist die Nachhaltigkeitswoche eines von vielen Aktionsfeldern, in denen Verwaltungsangestellte, Lehrende und Studierende in der AG Nachhaltigkeit ehrenamtlich tätig sind: Bei Forschungsthemen, Lehrinhalten oder der institutionellen Organisation, beispielsweise dem Energiekonzept der Universität, halten die Mitglieder Ausschau nach Möglichkeiten, um nachhaltiges Bewusstsein und Handeln zu fördern.
Für Dr. Yelva Larsen, Mitglied der AG Nachhaltigkeit und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Professur für Didaktik der Naturwissenschaft, hat sich die Entscheidung, den Hochschultag auszuweiten, bewährt: „Das Interesse des Publikums, Nachhaltigkeit zu diskutieren, war sehr groß. Das bestätigt uns darin, diesen Debatten mehr Raum zu geben und sie als Methode zu nutzen, um gemeinsam Zukunftsvisionen zu entwickeln und in konkretes Handeln überzugehen.“ Denn wenn es um nachhaltiges Denken gehe, so betonte auch Kanzlerin Dr. Dagmar-Steuer-Flieser in ihrer Eröffnungsrede, seien alle, Menschen wie Institutionen, gefordert.
Verantwortung übernehmen, Ohnmacht überwinden
An individuelle Verantwortung und Gestaltungskraft appellierte auch Dr. Elmar Rieger, Bamberger Professor für Soziologie, insbesondere Europa- und Globalisierungsforschung, in seinem einführenden Vortrag zum schwierigen Verhältnis zwischen Leistungsgesellschaft und Nachhaltigkeit: „Was gedacht werden kann, kann auch gemacht werden“, so sein optimistischer Gedanke.
Wie sich auf dem Weg von Denken und Handeln Ohnmachtsgefühle des Einzelnen überwinden lassen, ergänzte der Ökonom Dr. Daniel Sieben von der Triodos Bank in Frankfurt am dritten Abend: „Eine seelische und körperliche Beziehung zur Welt als Lebewesen ist die Bedingung für nachhaltiges Bewusstsein. Als rationaler Homo oeconomicus haben wir diese Verbindung verloren.“ Sie wiederzufinden, sei eine wesentliche Aufgabe eines jeden.
Wenn das Klima nicht mehr mitspielt
Wie weit entfernt die aktuelle Weltpolitik und Weltwirtschaft von einer gesunden Mensch-Welt-Beziehung ist, zeigte sich am Freitag am Spieltisch von CHANGE e.V., einer Bamberger Organisation, die sich für bessere Bildungs- und Lebenschancen weltweit engagiert. Das Brettspiel Keep Cool brachte sechs Global Player wie die USA oder Russland an einen Tisch. Sie stellten die Dynamik nach, die zwischen den jeweiligen wirtschaftlichen und politischen Interessen und dem gemeinsamen ökologischen Ziel, die Erderwärmung zu stoppen, entstehen. „Wir möchten den Lehr- und Lernprozess des Spiels insbesondere für Schulen testen und optimieren“, so Thomas Klostermann, Finanzvorstand von CHANGE e.V. und Masterstudent der Philosophie. Mit zusätzlichen Parametern im Spiel könne beispielsweise der globale Interessenkonflikt in seiner Komplexität noch realistischer dargestellt und nachvollzogen werden.
Die Nachhaltigkeitswoche hielt auch gleich eine mögliche Mitstreiterin für dieses Zukunftsprojekt bereit: Die Referentin Dr. Ilona Otto vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung möchte gemeinsam mit CHANGE e.V. und den ursprünglichen Spielentwicklern Möglichkeiten für einen Experten-Workshop zur Weiterentwicklung des Spiels ausloten. Damit setzt Ilona Otto den Appell ihres Vortrags direkt um: Wenn das Klima noch mitspielen soll, müsse jeder persönliche Einflussbereich von der Familie bis zum Arbeitsplatz oder Verein genutzt werden – und zwar jetzt.
Weitere Informationen und Eindrücke zur ersten Nachhaltigkeitswoche gibt es hier und auf der offiziellen Facebook-Seite der Universität.