Eine Kommunikatorin mit Leib und Seele
ATB: So nennen Mitarbeitende des Instituts für Kommunikationswissenschaft an der Universität Bamberg liebevoll Prof. Dr. Anna Maria Theis-Berglmair, die die Medien über lange Jahre hinweg wissenschaftlich untersucht hat. Die Professorin für Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt Journalistik hielt am 31. Januar 2019 ihre Abschiedsvorlesung. Wie sehr ihr Leben mit der Kommunikation verquickt ist, wurde an diesem Abend deutlich. Ihre Vorlesung, die Reden der vier Laudatoren und die Gesangseinlage der wissenschaftlichen Mitarbeitenden zeichneten das Bild einer Kommunikatorin mit Leib und Seele.
Anna Maria Theis-Berglmair hat offenbar ein sicheres Gespür für künftige, wichtige Entwicklungen. „Sie geht neue Wege, geht gerne voran, hat keine Angst vor Veränderung und ruht sich nicht auf Altbewährtem aus“, beschrieb sie ihr ehemaliger Doktorand und langjähriger Mitarbeiter Dr. Florian Mayer. Als sie beispielsweise im Jahr 1996 die Professur mit dem Schwerpunkt Journalistik übernahm, ergänzte sie diese um einen weiteren Schwerpunkt: die Organisationskommunikation.
Organisationskommunikation als Spezialgebiet
Frühzeitig erkannte sie die Bedeutung dieses Forschungsfeldes, dem sich zunächst nur der angloamerikanische Fachdiskurs widmete. Ende der 1980er Jahre wurde die organizational communication in Deutschland noch belächelt, mittlerweile ist sie fest etabliert und akzeptiert. „Organisationskommunikation war ihr Spezialgebiet – und hier wurde sie eine der führenden Expertinnen im deutschen Sprachraum“, lobte Dekan Prof. Dr. Markus Behmer sie und betonte einen weiteren ihrer Verdienste: Die Bamberger Kommunikationswissenschaft sei mit ihr und durch sie groß geworden, „gewachsen auf vier Professuren, 16 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, drei Sekretärinnen – und rund 600 Hauptfachstudierende im Bachelor und Master.“
Den Grundstein für ihre Karriere legte Anna Maria Theis-Berglmair bereits in den ersten beiden Semestern ihres Soziologie-Studiums an der Universität Trier Mitte der 1970er Jahre. Damals wurde ihr bewusst, wie wichtig Computer und das Thema Kommunikation in der Zukunft sein würden, woraufhin sie entsprechende Literatur las und Seminare belegte. Diese Entscheidung prägte später ihre Laufbahn als Wissenschaftlerin.
Forschung zu journalistischen Inhalten im Internet
1993 habilitierte sie sich an der Universität Hamburg mit ihrer Publikation zum Thema: Organisationkommunikation. Theoretische Grundlagen und empirische Forschungen. „Von der Soziologie kommend, sich immer wieder auf Luhmann beziehend, modulierte sie das Forschungsfeld der Organisationskommunikation theoretisch und empirisch immer weiter aus“, würdigte Fachkollege Markus Behmer ihre Forschungsleistung. Diesen Teilbereich kombinierte sie mit einem Journalistik-Schwerpunkt. Sie spezialisierte sich auf das Aufkommen und die Verbreitung neuer Formen technischer Kommunikationsmittel, wie Internet oder Social Media, die sie gemeinsam mit wissenschaftlichen Mitarbeitenden erforschte. Dafür gründete Anna Maria Theis-Berglmair im Jahr 1998 die Forschungsstelle Neue Kommunikationsmedien.
Ein Projekt der Forschungsstelle stellte die Kommunikationswissenschaftlerin in ihrer Abschiedsvorlesung vor: Mit Hilfe einer linguistischen Analyse hat sie gemeinsam mit ihrem Mitarbeiter Holger Kellermann in diversen Forschungsseminaren einen Selektionsfilter entwickelt, der journalistische Texte eindeutig von anderen Inhalten im Internet, wie beispielsweise PR-Texten, unterscheiden kann. Langfristiges Ziel des Projektes ist es, einen Algorithmus zu programmieren, der journalistische Inhalte bereits vor der Lektüre als solchen erkennt und auswählt.
"Sie kommuniziert auf Augenhöhe"
Neben ihren fachlichen Erfolgen lobten die Laudatoren an diesem Abend einhellig die Charaktereigenschaften der Professorin. „Sie war die mütterliche Seele unseres Instituts“, würdigte Institutsleiter Prof. Dr. Rudolf Stöber sie, der an 20 überaus kollegiale Jahre mit ihr erinnerte. Auch Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert hob diese Eigenschaft lobend hervor: „Sie hat unglaublich häufig kollegiale Dienste wahrgenommen, die kaum sichtbar sind, zum Beispiel war sie oft in Berufungsausschüssen – und das besonders häufig auch in der Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.“ Promovenden und Kollegen mochten ihre hilfreiche und umgängliche Art ebenfalls. „Sie kommuniziert auf Augenhöhe, man fühlt sich bei ihr immer ernstgenommen und wertgeschätzt“, meinte Florian Mayer.
In ihren Vorlesungen und Seminaren verstand es die Kommunikationswissenschaftlerin, auch komplexe Theorien verständlich zu erklären. Dafür bedankten sich die wissenschaftlichen Mitarbeitenden, die zum Teil selbst bei ihr studiert hatten, mit einem persönlichen Buchpräsent und einem eigens geschriebenen Song, in dem es etwa hieß: „Des Niklas Luhmanns Thesen verstand ich früher nie. Holleri, holleri, hollero! Durch Annas Witz und Klugheit küsst mich nun sein Esprit!“ Nachdem sie über Jahre hinweg viel Zeit in die Lehre investiert hat, wird sie sich nun stärker auf die Forschung konzentrieren, wie Anna Maria Theis-Berglmair versprach: „Ich werde der Wissenschaft nicht entfliehen!“