Kunst – kurz und kreativ präsentiert
Der Donner grollt. Aus dem Off ist eine weibliche Stimme zu hören: „Das Ende der Welt ist nahe.“ Düster beginnt der Videoclip, der die Stimmung des dargestellten Gemäldes Die Sintflut von Hans Baldung Grien widerspiegelt. Im Seminar Domberg goes YouTube im Wintersemester 2018/19 ist unter anderem dieses 120-sekündige Video entstanden. In Kurzfilmen stellen Studierende der Kunstgeschichte der Universität Bamberg Werke aus den Museen um den Bamberger Dom vor. Dabei setzen sie unterschiedliche Akzente: Mal stehen die Interpretation oder die geschichtlichen Hintergründe eines Objektes im Vordergrund, mal Ausführungen zur Künstlerin oder zum Künstler. Am 9. April 2019 haben die Beteiligten in der Neuen Residenz Bamberg ihre Clips präsentiert, die jetzt auf YouTube verfügbar sind.
Zielgruppe: 3 bis 99 Jahre
„Die Herausforderung für die Studierenden bestand darin, einen informativen Appetizer zu erstellen, der 120 Sekunden nicht überschreitet“, erläutert Kunsthistorikerin und Seminarleiterin Dr. Eveliina Juntunen. „Unser Ziel ist es, bei 3- bis 99-Jährigen Interesse und Begeisterung für die vorgestellten Werke zu wecken.“ Gemeinsam mit Dombergkoordinatorin Christiane Wendenburg erstellte sie eine Liste mit bedeutenden Objekten, die im Diözesanmuseum, im Historischen Museum oder in der Staatsgalerie ausgestellt werden. „Viele Menschen – auch Ortsansässige – wissen nicht, welche wertvollen Kunstschätze in den Dombergmuseen versammelt sind“, meint Christiane Wendenburg. Als Beispiele nennt sie das Modell der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen von Balthasar Neumann, die Moorlandschaft Otto Modersohns oder auch die Darstellung der Sintflut von Hans Baldung Grien.
„Die Sintflut“ – ein Bild mit biblischem Hintergrund
Für Die Sintflut aus dem Jahr 1516 entschied sich die Studentin Hanna Buhl. Es erinnerte sie an ein Wimmelbild aus den Niederlanden. Um herauszufinden, welcher Teil des Gemäldes für Betrachterinnen und Betrachter besonders interessant ist, ließ sie Bekannte und Studierende Fragebögen ausfüllen. Daraus entwickelte sie ein Konzept, ein sogenanntes Storyboard, in dem sie sich wegen der Kürze des Videos auf den biblischen Aspekt des Gemäldes beschränkte: „Der dramatische biblische Hintergrund der Sintflut, des Weltuntergangs, hat mich dazu inspiriert, die damit verbundenen Gefühle und Ängste durch intensive Orchestermusik zu untermalen.“ Auf manche Figuren in dem detailreichen Bild geht sie im Video ein, etwa auf den armen Bauern und den reichen Adligen, die vor Gott gleich seien. Andere Figuren spricht sie nicht an, denn: „Zuschauerinnen und Zuschauer können weitere Elemente beim Museumsbesuch selbst entdecken.“
Mit Videoclips neue Zielgruppen ansprechen
Mit den insgesamt elf Videoclips möchten die Leiterinnen und Teilnehmenden des Seminars, die Bayerische Schlösserverwaltung und der Freundeskreis der Museen um den Bamberger Dom e.V. neue Zielgruppen erreichen. „Die kurzweiligen und kreativen Clips können Kinder und Jugendliche – und über diese auch die Eltern und Großeltern – für Kunst und Kultur begeistern“, erhofft sich der 2. Bamberger Bürgermeister Dr. Christian Lange in seiner Funktion als Vorsitzender des Freundeskreises der Museen um den Bamberger Dom. Und Prof. Dr. Wolfgang Brassat, Inhaber des Lehrstuhls für Kunstgeschichte, insbesondere für Neuere und Neueste Kunstgeschichte, ergänzt: „Das Seminar ist ein weiteres Beispiel für die fruchtbare Zusammenarbeit der Dombergmuseen und der Lehrstühle für Kunstgeschichte.“
Praktische Erfahrung im Studium
Eine praktische Erfahrung innerhalb des Kunstgeschichtsstudiums zu machen, hat den Studierenden gefallen. Hanna Buhl berichtet beispielsweise von dem „Gefühl, ein Teil der Dombergmuseen zu sein, was mir einen Einblick ins Berufsleben ermöglicht hat.“ Deshalb hat sie gerne Zeit investiert – rund 60 Arbeitsstunden für die Vor- und Aufbereitung des 120-Sekunden-Clips, schätzt sie. Die Dozentin Eveliina Juntunen sieht sich als Begleiterin und Beraterin der Studierenden, die sich auch gegenseitig geholfen hätten, etwa beim Filmen und Schneiden: „Die Videoclips sind größtenteils mit Handys, also mit relativ einfachen Mitteln entstanden. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen!“ Interessierte können das Ergebnis hier ansehen.