Der Erforschung von Schmerz und Emotionen ... (Bild: Stefanie Hattel)

... widmen sich die Professoren Stefan Lautenbacher (links) und Paul Pauli (Bild: Pressestelle).

- Andreas Christ

Von Schmerz und Emotionen

Neues Doktorandenprogramm der Psychologie eröffnet

Bamberg steht für Schmerz und Würzburg für negative Emotionen. Aber nur wenn es um die Zusammenarbeit im neuen Graduiertenkolleg der beiden Universitäten geht. Das Projekt der beiden Psychologieprofessoren Paul Pauli und Stefan Lautenbacher wurde jetzt eröffnet.

Eine moderne Form des Promovierens feierte ihren Einstand: Die Universitäten von Würzburg und Bamberg haben das interuniversitäre strukturierte Doktorandenprogramm „Biopsychologie von Schmerz und Emotionen“ eingerichtet. Am 3. November wurde es in der AULA der Otto-Friedrich-Universität Bamberg eröffnet. Die beiden Väter des Projekts sind Stefan Lautenbacher, Professor für Physiologische Psychologie in Bamberg, und Paul Pauli, Inhaber des Lehrstuhls für Biologische und Klinische Psychologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. In ihren Grußworten erläuterten sie die Hintergründe der Kooperation. In der Region München existierten solche interuniversitären Verbindungen schon länger, allerdings erleichtere die dortige Verkehrsinfrastruktur die Mobilität der Promotionskandidaten, betonte Lautenbacher. 2005 hatte der Bericht der Mittelstraß-Kommission mit seiner Forderung nach einer besseren Zusammenarbeit der nordbayerischen Universitäten den Anstoß gegeben, entsprechende Pläne zu entwickeln, so Pauli. „Die Neuartigkeit des Vorhabens und die Distanz zwischen Bamberg und Würzburg machen das Ganze zwar nicht einfach, aber nichtsdestotrotz sinnvoll und zukunftsträchtig.“

Vorteile eines interuniversitären Graduiertenkollegs

Zum Ziel haben sich die am Projekt Mitwirkenden gesetzt, die biopsychologischen Grundlagen der Entstehung und Aufrechterhaltung von negativen Emotionen und Schmerz zu identifizieren. Diese Forschungen sollen auch Anstöße für mögliche praktische Anwendungsgebiete geben. Dazu ist die Zusammenarbeit der Würzburger Abteilung für Biologische Psychologie mit den Kollegen in Bamberg, deren Gebiet die Physiologische Psychologie ist, besonders sinnvoll. „Während Bamberg den Schwerpunkt auf die Schmerzforschung legt, steht in Würzburg die Beschäftigung mit negativen Emotionen im Vordergrund“, erläuterte Pauli, und durch die Zusammenarbeit würden verschiedene wissenschaftliche Methoden verknüpft, was zu einer exzellenten, breiten Weiterbildung der Doktoranden beitrüge.

Aber das Programm bietet seinen Teilnehmern noch weitere Vorteile: ein gemeinsames Betreuungskomitee, das vielseitige fachliche Unterstützung garantiert, und dazu ein dreijähriges Curriculum mit einer intensiven Ausbildung in Theorie und Praxis. Die wichtige Integration in internationale Netzwerke soll durch Summer Schools und die Mitwirkung an Fachtagungen gewährleistet werden. So können Arbeiten mit internationaler Sichtbarkeit entstehen, die frühzeitig publiziert werden sollen. Unabhängiges Forschen und der Erwerb professioneller akademischer Fertigkeiten werden so erreicht. In diesem Sinne wurden auch die Festvorträge ausgewählt: Prof. Dr. Fabrizio Benedetti aus Turin sprach zum Thema „Placebo – When Mind Heals or Dopes“, gefolgt von Prof. Dr. Wolfgang Miltner aus Jena mit seinem Vortrag über „Das Gehirn in Angst und Schmerz“.

Projekt mit Perspektiven

Die Präsidenten der beiden Hochschulen begrüßten die Ambitionen des Graduiertenkollegs. „Die Überwindung der Trennung von Biologie und Psychologie schafft ein interdisziplinäres Arbeitsgebiet“, sagte Prof. Dr. Axel Haase, Präsident der Universität Würzburg, und hierfür biete die klassische Individualpromotion nicht immer adäquate Lösungen. Ein Betreuerteam mit verschiedensten Spezialisten sei hier eine gute Alternative. Durch die Schaffung dieses interuniversitären strukturierten Doktorandenprogramms hätten die federführenden Professoren auch eine Verantwortung übernommen, fügte der Präsident der Universität Bamberg, Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert, hinzu. Bei einem Erfolg des Projekts würden andere Fachbereiche folgen. Durch diese Kooperationen könnte die Leistungsfähigkeit der kleineren und mittleren Universitäten noch erhöht werden.

Trotz des Themas des Graduiertenkollegs und den Herausforderungen seien die Beteiligten keine traurigen Gestalten, bemerkte Lautenbacher. Statt der derzeit hochaktuellen Themen Angst, Schmerz und Depression könne er sich in einigen Jahren durchaus auch die Erforschung der Biopsychologie von Freude und Humor vorstellen.

Weitere Informationen:

Den Internetauftritt des Doktorandenprogramms finden Sie hier.