Als Abschiedsgeschenk überreichte Prof. Dr. Heinz-Günther Schöttler ein Fotoalbum mit Bildern aus dem Fakultätsalltag an Prof. Dr. Georg Kraus. (Bild: Lange)

- Gertrud Lange

Dogmatik und aggiornamento

Abschiedsvorlesung von Prof. Dr. Georg Kraus

Auftrag, Grenzen und Mitte einer zeitgemäßen Dogmatik standen bei der Abschiedsvorlesung von Prof. Dr. Georg Kraus am 3. Februar in der Fakultät Katholische Theologie im Mittelpunkt. In seinem Vortrag betonte Kraus die Bedeutung der Theologie für das interdisziplinäre Gespräch. „Unsere theologische Fakultät muss an der Otto-Friedrich-Universität bleiben“, bekräftigt der bekannte Dogmatiker.

Viele Weggefährten, Kollegen, Freunde und Bekannte, ehemalige Schüler und Studierende waren gekommen, um Prof. Kraus am 3. Februar aus dem Universitätsdienst zu verabschieden: Universitätsrektor Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert war ebenso erschienen wie Domkapitular Dr. Günter Raab, der mit Kraus an der Päpstlichen Universität Gregoriana während des Zweiten Vatikanischen Konzils in Rom studiert hatte, Erzbischof em. Dr. Karl Braun, die Vertreter der Mentorate, der Katholischen und Evangelischen Hochschulgemeinde sowie Pfarrer Günther Schardt als stellvertretender Dekan des evangelischen Kirchenkreises Bamberg. Am weitesten gereist war wohl Pater Dr. Peter Uzor aus Nigeria, der bei Kraus seine Promotion abgelegt hatte.

Engagement in schwieriger Zeit

Nach der musikalischen Einführung durch Milena Kastl an der Querflöte erinnerte Universitätsrektor Ruppert in seiner Festansprache an das große Engagement von Prof. Georg Kraus für die Fakultät Katholische Theologie. So habe Kraus „in schwierigen Zeiten, als zum ersten Mal die Diskussion um die Zukunft der katholischen Fakultäten aufkam“ das Amt des Prodekans und Dekans wahrgenommen und sei zudem Mitglied des Senats gewesen.

Akademisches Wirken trägt Früchte

Auch Dekan Prof. Dr. Heinz-Günther Schöttler würdigte seinen Kollegen Georg Kraus in seinem 20jährigen Wirken als akademischer Lehrer und Forscher. Diese Arbeit habe Früchte getragen: Kraus könne stolz sein auf 17 eigene Veröffentlichungen, 22 umfangreiche Aufsätze, viele Lexikonartikel und Predigten. Kraus’ größtes Projekt sei noch nicht abgeschlossen: Seine mehrbändige Dogmatik, die längst zum Standard für Studierende geworden sei. „Ich wünsche dir viel Schaffenskraft und Zeit, um deine Dogmatik zu beenden“, wandte sich Schöttler an Kraus und überreichte ihm als Abschiedsgeschenk ein Fotoalbum mit Bildern aus dem Alltag der Fakultät.

Pater Uzor aus Nigeria bewies großes erzählerisches Talent, als er stellvertretend für alle Studierenden und Promovenden von seinen Erfahrungen mit Prof. Kraus berichtete. Kraus, so Uzor, sei wie ein Vater für ihn geworden. Empfangen habe Kraus ihn 1995 mit einem großen Wörterbuch, habe seine Sprachkurse organisiert und seine Doktorarbeit über das christliche und traditionelle afrikanische Gottesbild vorbildlich betreut. „Ich wünsche jedem Afrikaner einen solchen Professor“, erklärte Uzor, der sich begeistert von der guten Atmosphäre am Lehrstuhl sowie den fachlichen Gesprächen mit Prof. Kraus zeigte.

Verstehen und verständlich machen von Dogmen

Eine Synthese seiner fachlichen Arbeit war die Vorlesung von Prof. Kraus mit dem Thema „Dogmatik und aggiornamento. Akzente einer zeitgemäßen Dogmatik“. Dabei erinnerte er an einen Kollegen, den Bamberger Dogmatikprofessor Dr. Friedrich Brenner, der sich bereits vor fast 200 Jahren mit dem Problem einer zeitgemäßen katholischen Dogmatik beschäftigt hatte. Während Brenner zu seiner Zeit noch „keine Chance gegen die Neuscholastiker“ hatte, wie Kraus erklärte, haben sich seine Ansichten heute bei repräsentativen Dogmatikern durchgesetzt: Bei Dogmen, also Glaubenssätze mit höchster Verbindlichkeit, müsse zwischen dem unveränderlichen Inhalt und der veränderlichen sprachlichen Form unterschieden werden. Davon ausgehend müsse die Dogmatik auch Impulse zur Veränderung einer falschen Praxis in der Kirche geben, forderte Kraus. Wie sein früherer Kollege Brenner plädierte Kraus für das interdisziplinäre Gespräch mit anderen Fächern, vor allem mit den Natur- und Geisteswissenschaften. Schließlich, so der Dogmatiker, bedeute Dogmatik: Den Glauben heute verantworten. Akzeptieren, dass menschliche Vernunft Gott nicht voll erfassen könne. Darauf achten, dass die Botschaft vom Reich Gottes im Sinne Jesu Christi verkündet werde.