Alte Strukturen lassen sich nicht so einfach wegwischen, das gilt auch für das Schulsystem (Bild: Photocase)
Karl Freller erläutert die geplanten Reformen (Bilder: Alexander Kropp)
Die Bamberger Stipendiatensprecherin der Hanns-Seidel-Stiftung, Bernadette Drasch, moderierte das Gespräch mit dem CSU-Politiker
„Dauerbaustelle“ braucht motivierte Reformierer
Quo vadis, Lehrerberuf? Und vor allem: Wie verändert sich das Lehramtsstudium in den nächsten Monaten und Jahren? Darüber informierte der Kultusstaatssekretär der CSU, Karl Freller, am 25. Januar den Lehrernachwuchs in Bamberg.
Derzeit werden nicht nur Hochschulthemen politisch hitzig diskutiert. Vor allem auch die Ausgestaltung des Schulsystems und damit die Arbeitsplatzbedingungen vieler Lehramtsstudierenden sind im Freistaat Bayern Gegenstand der aktuellen Debatten. Um mit denjenigen ins Gespräch zu kommen, die an diesen Veränderungen mitwirken, lud die Bamberger Stipendiatengruppe der Hanns-Seidel-Stiftung unter dem Titel „Dauerbaustelle Schule?!“ am 25. Januar Kultusstaatssekretär Karl Freller (CSU) ein. Freller gab Einblicke in aktuelle Entwicklungen diskutierte mit den Studierenden über die Ausbildung und die neusten Anforderungen.
Beruf(ung) mit Herausforderungen
„Wenn sich die aktuellen Reformen voll entfalten, werden Sie gerade ihren Schuldienst beginnen“, gab Karl Freller den Studierenden gleich zu Beginn der Diskussionsveranstaltung zu bedenken. Eine Baustelle sei das Bildungswesen tatsächlich, so Freller weiter. Dies sei aber positiv zu sehen, da Schule immer in Bewegung sein müsse und die aktuellen Erkenntnisse immer diskutiert werden müssten. Freller, der selbst nach seinem Hochschulstudium als Religionslehrer in Nürnberg und Schwabach tätig war, ermutigte die Anwesenden deshalb nicht nur im Rahmen der Veranstaltung, sondern auch darüber hinaus weiterhin an den aktuellen Diskussionen aktiv teilzunehmen. Denn obwohl die PISA-Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler im Bayern im bundes- und weltweiten Vergleich sehr erfreulich gewesen sind, sah er für die zukünftigen Beamten dennoch große Herausforderungen.
Reformen in Theorie und Praxis
„Die Lehrertätigkeit hat eine entscheidende Bedeutung für die Zukunft eines Landes“, ermutigte der Staatssekretär die Lehramtsstudierenden und gab deutlich zu verstehen, dass er sich für die Stärkung der Lehrerinnen und Lehrer auch weiterhin einsetzen werde. Dass Reformen in der Ausbildung sowie auch in der Praxis der Lehre trotz aller Kritik notwendig seien, verschwieg er nicht. „Sie lernen heute, was vor 30 Jahren aktuell war und werden dieses Wissen dreißig Jahre lang lehren“, gab Freller den Studierenden zu bedenken und folgerte daraus, dass der derzeitige „Wandel“ nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern auch die zukünftigen und derzeitigen Lehrer mit einzuschließen habe. Der Bologna-Prozess sei dabei nur ein Schritt in die Reformierung der Ausbildung. Obwohl es zunächst noch keine Umstellung der Lehramtsstudiengänge auf Bachelor und Master geben werde, werde die Hochschulausbildung von Lehrern dennoch, wie Freller sagte, in geeigneter Weise auf eine Modulstruktur umgestellt.
Darüber hinaus soll die „Diagnosefähigkeit“ – die pädagogischen Fähigkeiten – der Lehrer gefördert werden, indem Studierende bereits in den dritten und vierten Semestern den Schulen obligatorisch zur Hand gehen. „Wenn sie beispielsweise im Unterricht, bei der Betreuung der Kinder oder der Hausaufgabenaufsicht regelmäßig helfen, können sie gleich zu Beginn ihrer Ausbildung lernen, mit Kindern umzugehen“, so Freller. Modellversuche laufen bereits erfolgreich an der Universität Passau und sollen in den nächsten Semestern auch an anderen bayrischen Hochschulen verwirklicht werden.
Bewährte Vielgliedrigkeit
Der bayerische Landtag strukturiert daneben aber nicht nur die Ausbildung der Lehrer neu. Auch innerhalb der einzelnen Schularten und des gesamten Schulwesens stehen laut Freller einige Änderungen an. Was jedoch erhalten bleibe, sei die Vielgliedrigkeit der Schule. „Damit soll auch weiterhin die Chance für jeden bayerischen Schüler bestehen, nach seinen Fähigkeiten und Stärken sich entwickeln zu können und gefördert zu werden“, so der Kultusstaatssekretär. Auch die guten Möglichkeiten des zweiten Bildungsweges sollen beibehalten werden. „Rund 40 Prozent der Schülerinnen und Schüler machen ihre Hochschulreife über den zweiten Bildungsweg. Eine besondere Struktur, die sich sehr bewährt hat.“ Andere Schularten haben hingegen noch Aufholbedarf, wie die anschließende Diskussion zeigte. Ein besonderes Augenmerk liege deshalb auf der Weiterentwicklung der Grund- und Hauptschulen, so Freller.
Jahrgangskombinierte Klassen, frühere Fremdsprachenausbildung sowie nachhaltige Charakterförderung sind dabei nur einige Stichwörter, die im Gespräch aufkamen. Auf besonderes Interesse stießen zudem die Ende letzten Jahres getroffenen Beschlüsse des Landtages. Demnach sollen auch im Bereich der Besoldung Änderungen eingeführt werden. „Durch den erhöhten pädagogischen Förderungsbedarf ist es nur konsequent, die Entlohnung anzupassen“, sagte der CSU Politiker.