Professoren engagieren sich im neuen Bildungsrat
Man erhält sie in Schulen, Universitäten, Volkshochschulen und Büchereien. Aber auch in Vereinen oder Kulturstätten: Bildung. Die verschiedenen Bildungsträger in und um Bamberg wollen sich nun besser miteinander vernetzen und eine übergreifende Strategie für gute Bildungsqualität in der Region entwickeln. Deshalb haben die Bildungsbüros von Stadt und Landkreis Bamberg im Juni 2018 den Bildungsrat gegründet, dem 20 Persönlichkeiten angehören. Bei der Zusammenstellung achteten sie besonders darauf, möglichst unterschiedliche Akteurinnen und Akteure aus verschiedenen Bildungseinrichtungen zu berücksichtigen – zum Beispiel aus Kindertagesstätten, Schulen und Hochschulen. Ihre Amtsperiode beträgt zwei Jahre.
Für die Universität Bamberg sitzen gleich zwei Vertreter im Bildungsrat: der Kulturgeograph Prof. Dr. Marc Redepenning und der evangelische Theologe Prof. Dr. Henrik Simojoki. „Wir repräsentieren dort die Sichtweisen, Angebote und auch Bedürfnisse der Universität“, erklären die beiden Mitglieder. Sie sehen ihre ehrenamtliche Mitgliedschaft als Chance, sich in die strategischen Überlegungen zur Gestaltung der regionalen Bildungslandschaft einzubringen und das Bildungsangebot der Universität in ihrer Breite und Qualität für diesen Prozess fruchtbar zu machen.
Wissenschaft – nahe an den Bürgerinnen und Bürgern
„Konkret wollen wir uns zum Beispiel dafür einsetzen, dass es gerade auch in sozial benachteiligten Stadtteilen oder Quartieren Bildungsangebote gibt“, sagt Marc Redepenning, und fügt hinzu: „Uns geht es auch darum, auf die wichtige Rolle der citizen science für die Bildung hinzuweisen. Damit ist gemeint, dass Bürgerinnen und Bürger sich selbst an Forschungsprojekten beteiligen, zum Beispiel indem sie unter Anleitung große Datensätze online analysieren oder lokales Wissen dokumentieren, um ein kollektives Gedächtnis aufzubauen und zu pflegen.“ Die Teilhabe der Bürger an Forschungsarbeiten würde den Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft fördern. Welche Projekte daraus entstehen könnten und welche Rolle die Universität Bamberg dabei spiele, werde in den nächsten Jahren im Bildungsrat besprochen.
Schule ist nicht der einzige Ort für Bildung
Außerdem ist beiden daran gelegen, dass Bildungsaktivitäten öfter generationenübergreifend organisiert werden. Dabei handelt es sich oft um sogenannte non-formale Bildung, wenn etwa ältere Menschen Kindern und Jugendlichen handwerkliches Wissen beibringen oder gemeinsam knifflige Reparaturen durchgeführt werden. Henrik Simojoki, der als evangelischer Theologe im Bildungsrat zugleich die evangelische Kirche vertritt und dadurch eine Doppelfunktion als Wissenschaftler und Praktiker innehat, ergänzt: „Wir wollen zudem darauf hinwirken, dass Bildung nicht zu eng gefasst wird. Die Schule ist ein wichtiger Ort des Lernens, aber beileibe nicht der einzige. Auch Kirchengemeinden, Vereine und andere Kontexte zivilgesellschaftlicher Aktivität gehören zur regionalen Bildungslandschaft dazu.“ Redepenning und Simojoki sind sich einig: In der globalisierten Wettbewerbsgesellschaft muss darauf geachtet werden, dass Bildung nicht einseitig an wirtschaftlich bestimmten Außenerwartungen ausgerichtet wird. Sie gilt dem ganzen Menschen und sollte alle Facetten des Lebens einschließen – auch das, was keinen Zweck erfüllt und keinen Profit abwirft.
Der Bildungsrat traf sich unter dem Vorsitz von Landrat Johann Kalb und Oberbürgermeister Andreas Starke zum ersten Mal am 26. Juni 2018. Johann Kalb betonte in seiner Begrüßung die Wichtigkeit des Engagements der berufenen Mitglieder: „Bildung gelingt am besten durch ein gemeinsames Miteinander. Ich danke allen, die an dieser wichtigen Zukunftsaufgabe mitarbeiten.“ Künftig trifft sich der Bildungsrat mindestens zweimal pro Jahr.