Jubel für die Uni-Bigband
An Evening with Uni-Bigband Bamberg – Wenngleich ein derart schlichtes Motto nicht gerade durch Originalität besticht, entpuppte sich das diesjährige Jazzkonzert mit einem Blick auf die Vergangenheit als ein doch recht ungewöhnliches und besonderes Ereignis: So hatte sich die mehr als 20-köpfige Uni-Bigband unter der Leitung und Organisation von Markus Schieferdecker in den letzten Jahren fast durchweg unter dem Emblem Uni-Bigband feat. mit vielen großen Namen der Jazz-Welt die Bühne teilen und internationale Größen wie Wayne Escoffery, Michel Pilz, und Julian Wasserfuhr nach Bamberg laden dürfen – für alle Beteiligten waren dies unvergessliche Erlebnisse und wertvolle Erfahrungen.
Selbstbewusstsein zahlt sich aus
Umso selbstverständlicher entschied man sich dieses Jahr zu einem eher konventionelleren Anlass, eben jenem An Evening with: Uni-Bigband Bamberg! Keine Star-Gäste, nur die Band selbst und ihre Mitglieder ganz im Mittelpunkt. Selbstbewusstsein, das sich auszahlen sollte. Konsequenterweise gestaltete sich das Programm als Werkschau, als Best-Of aus dem umfangreichen, bandeigenen Repertoire. Chronologisch begann man klassisch und swingte mit Count Basies Jive at Five und Duke Ellingtons It don’t mean a thing in den Abend (seit jeher überzeugend: Laura Mann am Gesang). Das anschließende ‘Round Midnight konnte gegensätzlicher nicht sein: Mark Perakis interpretiert am Flügelhorn eine der schönsten Balladen des Jazz lyrisch und einfühlsam. Der zarteste Moment des Abends.
Unkonventionelle Harmonien
Auf den legendären Basin Street Blues folgte ein weiterer Höhepunkt: In kleiner, siebenköpfiger Besetzung gab ein Teil der Musikerinnen und Musiker eine Darbietung des Mancini-Klassikers Moon River zum Besten – eigens umarrangiert, von Bandleader Schieferdecker persönlich. Hier zeigte sich dessen Begeisterung für unkonventionelle Harmonien, die jener aus Breakfast at Tiffany’s bekannten Ballade ein neues, bewusst nicht wohlig-warmes Klangbild verpassten (brillant hier: Konrad Buschhüter am Piano und Marie Hofmann am Saxophon!). Anspruchsvoll, ungewöhnlich, alles andere als leichte Kost und gerade deshalb absolut wertvoll. Ob’s Audrey Hepburn gefallen hätte?
Offensichtlichen Gefallen hatten alle Beteiligten an Route 66. Laura Mann hat den Blues, die rhythm section rollt über den Highway. Bei The Look of Love bestach sie mit brasilianischen Grooves und bot die Basis für Patrick Stegens ausuferndes Saxophonsolo. Why don’t you do right? führte das Publikum ins Rotlicht-Milieu im New York der 40er, das anschließende Harlem Nocturne verweilte dort noch ein wenig. Dabei betörend am Alt: Oliver Hermann. Zusammen mit Hans-Conrad „HC“ Feiler gehört er zu den Veteranen des Ensembles. Bei Coltranes Meisterwerk Naima übernahmen beide souverän die Führung – souverän vor allem Pianist Feiler, der trotz gebrochenen Daumens so spielte, dass es Trane gefallen hätte.
Klassischer Abschluss mit Humor
Zum Abschluss schloss die Band den Kreis und widmete sich abermals den Klassikern des Swing: Nach April in Paris hieß es „One more time!“ und der Abend endete mit dem Ellington-Klassiker Caravan. Hier wurden zum Höhepunkt die Grenzen des Dynamischen ausgetestet, die dreiköpfige Schlagwerk-Fraktion (bestehend aus Theo Nirsberger, Jóhannes Klütsch und Michael Schmitt) bewies Spontanität, Ideenreichtum und Humor. Da wurde mal eben auch der Kontrabass zur Trommel, bisweilen auch Körperteile des Nebenmannes. Das Publikum jubelt und spürt die Freude, die die Musikerinnen und Musiker an diesem Abend empfinden.