Bigband, Universität Bamberg, KonzertRudolf Hein/Universität Bamberg

Die Uni-Bigband Bamberg unter der Leitung von Markus Schieferdecker zelebrierte am Sonntag bei ihrem Jazzkonzert Bigband History.

Jim Rotondi an der Trompete, Martin Sasse am PianoRudolf Hein/Universität Bamberg

Hochkarätige Unterstützung erhielt sie von den Gastmusikern Jim Rotondi an der Trompete und Martin Sasse am Piano.

Rudolf Hein/Universität Bamberg

Der aus Montana stammende und heute in Graz lebende Trompeter ...

Rudolf Hein/Universität Bamberg

... und der Düsseldorfer Pianist ...

Rudolf Hein/Universität Bamberg

... sorgten gemeinsam mit Bigband und Sängerin Laura Mann für Vorfreude auf die nächsten hundert Jahre Bigband-Geschichte!

- Nikolaus Durst

100 Jahre Bigband-Geschichte!

Markus Schieferdecker und Gastmusiker ließen beim Jazzabend die Roaring Twenties aufleben.

Ein Abend in den Zwanzigerjahren: Musik schallt durch die Straßen. Trompeten, Saxofone, pulsierende Rhythmen. Tanzmusik, Swing, Jazz. Diese wilden, impulsiven Klänge, so elegant und gleichzeitig so schmutzig wie die Großstadt eben sein kann.

So oder so ähnlich könnte man Assoziationen zu den Roaring Twenties herstellen. Endlose Zigarettenspitzen, viel Alkohol, viel Mode, viel Schillerndes, Mondänes. Es ist der Beginn des Siegeszugs der amerikanischen Bigbands, die mit ihren schwingend-pulsierenden Rhythmen und Melodien den Soundtrack zum 20. Jahrhundert liefern.

Die Zwanzigerjahre, Beginn dieses Siegeszugs, sie liegen bald einhundert Jahre zurück. Die Uni-Bigband Bamberg unter der Leitung von Markus Schieferdecker zelebrierte am Sonntag, 26. Januar 2020, bei ihrem Semesterabschlusskonzert Bigband History. Unterstützung erhielt sie von den Gastmusikern Jim Rotondi und Martin Sasse. Das diesjährige Programm gestaltete sich dabei kontrastreich und voller (bewusster!) Gegensätze.

Der Beginn des Programms gilt ganz dem Gesang Laura Manns, die erst frivol (Whatever Lola Wants), dann elegisch (The Look of Love) auf ganzer Linie überzeugt - bei letzterer Nummer wird sie grandios unterstützt von Patrick Stegens Saxofonspiel. So weit, so traditionell. Gleich die dritte Nummer bringt eine Wendung: Tales of a Century, eine Drum’n’Bass-Komposition des deutschen Jazzmusikers Reiner Witzel (seinerseits langjähriger Weggefährte des Bandleaders Markus Schieferdeckers) katapultiert die Bigband schlagartig in die Gegenwart: Synthesizer wabern, Drums und Percussion rollen durch den Club. Ein kurzer Ausflug, der andeutet, was die Band im Sommer diesen Jahres noch so vorhat. Dem Publikum gefällt’s, man merkt ihm aber eine gewisse Überforderung an. Route 66 holt, wie man es von einem Blues-Evergreen erwarten kann, wieder alle ins Boot. Frau Mann sitzt lässig am Steuer, Trompete, Saxofon, Piano und Kontrabass geben sich die Klinke in die Hand. Viel Blues, viele Solos. Nach dem kurzen Electro-Ausflug der wohl gewöhnlichste Moment des Abends, durch die Platzierung im Set jedoch erfrischend ungewohnt.

Überhaupt gilt die diesjährige Darbietung der Uni-Bigband ganz den Kontrasten. Dies erreicht sie auf vielen Ebenen, so etwa durch Reduktion: Mitten im Set gönnt sich die Stammband eine Pause; die Uni-Combo stimmt zum Intermezzo an und zelebriert Stevie Wonders Another Star, mit dreistimmigem Gesang und einem großartiger Konrad Buschhüter am Piano.

Anschließend setzt die Bigband ihr Programm fort und erhält, wie es seit Schieferdeckers Einstieg als Bandleader schon Tradition ist, hochkarätige Unterstützung aus dessen Bekannten- und Kollegenkreis. So schließen sich Martin Sasse (Piano) aus Düsseldorf, sowie der aus Montana stammende und in Graz lebende Jim Rotondi (Trompete) dem Jazz-Siegeszug an (Celebration Blues) und laden anschließend zum Tanz (Blue Waltz), unterstützt von dreiköpfigem Schlagzeuggewitter. Beide Gäste sind aus der internationalen Jazzszene nicht wegzudenken: Ray Charles, Lionel Hampton, Bobby McFerrin, Till Brönner sind nur ein paar Größen, mit denen sie schon gearbeitet haben. Dies hört man an diesem Abend vom ersten Ton an. Das Publikum antwortet mit tosendem Applaus. Es folgt – wer hätte es gedacht? – wieder eine kleine Zäsur und diesmal darf der Chef selbst mal ran: Eindrucksvoll (und nebenbei erstaunlich beiläufig) stellt Schieferdecker im Trio mit Sasse und Rotondi unter Beweis, wieviel Virtuosität am Kontrabass so möglich ist.

Das letzte Drittel des Konzerts galt ganz dem Gast Rotondi und bot als Hommage an Ray Charles drei Klassiker aus eben dessen Oeuvre: den ewigen Klassiker Georgia, Bye Bye Love, Hallelujah (I love her so) – übrigens allesamt Arrangements des Fürther Bigband Leaders Thilo Wolf, der ebenfalls schon Gast bei der Bigband war. Die Klassiker Cute und Candombe runden den Abend gekonnt ab, erst leise (filigran am Schlagzeug: Johannes Klütsch), dann laut (abermals bombastisch am Piano: Konrad Buschhüter).

Nach 90 Minuten ist das Konzert vorbei und das Publikum bedankt sich mit langem, stehendem Applaus. Auf die nächsten 100 Jahre!

Hinweis:

Diese Rezension verfasste Nikolaus Durst.